Gallier des Jahres

Auch schon 2008 wurde ein kräftiger Österreicher Sportler des Jahres, sensationellerweise in Deutschland. Dem damals stärksten Mann der Welt, Matthias Steiner wurde nach einem Nationenwechsel und seinem Olympiasieg im Gewichtheben nicht nur eine Goldene, sondern auch der Ehrentitel „Obelix“ umgehängt.
Dürfte ich ein Casting für eine Österreich-Version von „Asterix und Obelix bei Olympia“ leiten, würde ich für die Rolle des vollschlanken und bärenstarken Galliers trotzdem den frisch gebackenen Sportler des Jahres (Gratulation!), den Kitesurfer Valentin Bontus vorschlagen.
Und bei der Besetzung des Asterix – und sozusagen als Captains Pick – würde kein Weg an Stefan Kraft vorbeiführen. „Was soll der noch alles gewinnen?“, stellte unser Slalomkünstler Manuel Feller fest und hat dabei natürlich die Sportlerwahl und nicht das fiktive Casting gemeint. Ja gut Olympiasieger im Einzel ist er noch nicht, der Krafti. War das vielleicht auch der Grund, warum der erfolgreichste Weltcupskispringer aller Zeiten, Gregor Schlierenzauer, nie Österreichs Sportler des Jahres wurde? Auch ihm fehlte akkurat dieses Einzelgold. Oder liegt es vielmehr daran, dass alle glaubten, der ist noch so jung und so erfolgreich und hat noch viele Chancen, da eilt es nicht mit der Überreichung des Nikis, irgendwann wird es schon passen.
Stefan und Valentin kommen beide aus Luftsportarten, eigentlich fliegen beide, haben sogar ähnliche Wettkampfanzüge und Skibrillen. Der eine allerdings muss trachten, im Flug möglichst wenig Gewicht und Luftwiderstand auf die Tragfläche seiner Sprungski zu laden. Der andere braucht richtig Masse als Gegengewicht, um einen möglichst großen und gewaltig zerrenden „Drachen“ zu bändigen, das Brett aus dem Wasser zu lupfen und den Vortrieb zu optimieren. Der Leichtere soll möglichst spät und schließlich elegant landen. Der Schwerere tunlichst nie vor der Ziellinie, sonst wird er zum trägen Dampfer. Beide basteln und tunen auf Teufel komm raus an der Abstimmung und optimieren ihr Wettkampfgewicht. In unterschiedliche Richtungen halt.
Wie bei den Fans von Asterix und Obelix gibt es Präferenzen für den einen und den anderen Typ. Didier Conrad, der Zeichner der erfolgreichen Comic-Alben, hat die beide heldenhaften Prachtexemplare – trotz der ins Auge springenden Unterschiede – mit allen erdenklichen Vorzügen und Sympathie-Attributen ausgestattet. Eine Wahl zum „Gallier des Jahres“ würde die Bewohner des kleinen Dorfes sicher schwer durcheinanderbringen und ihnen jenen emotional strapaziösen Entscheidungsdruck auferlegen, wie er vor der Galanacht des Sports jährlich auf den österreichischen SportjournalistInnen lastet.