Wie unsere Jäger noch lernen müssen, Wölfe zu erlegen

Landesjägermeister Chirstoph Breier (74) über aktuelle Herausforderungen der heimischen Weidmänner.
Schwarzach Der Wolf stellt die heimischen Jäger vor neue Herausforderungen, ebenso die TBC-Situation. Doch insgesamt stellt Vorarlbergs oberster Jäger seinen Kolleginnen und Kollegen ein gutes Zeugnis auch und lobt die Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Interessensgruppen.
Gibt’s zum aktuellen Zeitpunkt in der Vorarlberger Jägerschaft irgendwelche besonderen Vorkommnisse?
Breier: Auf die Situation beim Großraubwild bezogen, kann ich sagen: Mit dem Wolf gab es außer den Rissen im Bregenzerwald kaum Probleme, zumal dieser Wolf dann auch entnommen werden konnte. Der Bär machte sich überhaupt nicht bemerkbar und mit dem Luchs haben wir uns arrangiert. Insgesamt läuft der Jagdbetrieb normal. Ich erhalte keine nennenswerten Klagen.
Bleiben wir beim Wolf. Wird die Bejagung von Problemwölfen durch die Herabsetzung des strengen Schutzstatus nun leichter?
Breier: Ich muss zuerst festhalten, dass die Herabsetzung des Schutzstatus noch nicht rechtskräftig ist. Diese Empfehlung der Kommission muss noch die Berner Konvention und das EU-Parlament überstehen. Aber es wäre dann natürlich eine Erleichterung. Das entsprechende Jagdmanagement ließe sich leichter durchführen und man müsste für die Entnahme eines Problemwolfes auch keine Einsprüche mehr abwarten. Ich möchte aber betonen, dass diese Herabsetzung des Schutzstatus keineswegs eine Regulierungsmaßnahme darstellt. Auch stellt die Jägerschaft nicht die Existenzberechtigung des Wolfes in Frage.

Wissen die Vorarlberger Jäger wie man Wölfe jagt bzw. gibt es dafür schon ausgewiesene Experten?
Breier: Nein, wir haben keine Spezialisten. Weil wir mit der Jagd auf Wölfe ja noch nicht vertraut sind. Aber wir würden lernen. Und jedes einschlägige Erlebnis dieser Art würde unsere Erfahrung erhöhen.
Ein Dauerbrenner für die Jägerschaft bleibt die Herausforderung Wild- und Rinder-TBC. Wie gut oder schlecht sind die Kollegen mit der Abschussquoten-Erfüllung unterwegs?
Breier: Das Jagdjahr geht noch eine Weile. Mit rund 30 Prozent der Quotenerfüllung liegen wir derzeit durchaus im Plan. So richtig losgehen wird es in der bald anstehenden Brunftzeit. Die Abschussquoten sind derzeit von Hegegemeinschaft zu Hegegemeinschaft unterschiedlich. Ich hoffe, dass wir Ende Dezember erfreulichen Vollzug melden können.

Es gab in der Vergangenheit nicht immer Harmonie zwischen Jägerschaft, Landwirtschaft und Behörden. Wie funktioniert derzeit die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessensgruppen?
Breier Diesbezüglich darf ich Positives berichten. Früher war das Verhältnis vor allem mit der Landwirtschaft zugegeben nicht das Beste. Doch das hat sich verändert. Es gibt regelmäßige Treffen zwischen BH-Vertretern, Jägern und Landwirtschaftsvertretern. Die Emotionalisierung ist zurückgegangen, die Objektivität in der Betrachtung der Herausforderung gewachsen. Das bezieht sich auch auf den Landwirtschaftskammerpräsidenten Josef Moosbrugger.
Ist der Zulauf zur Vorarlberger Jägerschaft nach wie vor groß?
Breier: Ja. In den Jungjägerkursen sind zwischen 120 und 140 Teilnehmer. Für das kommende Jahr sind wir schon fast wieder ausgebucht. Erste Anmeldungen gibt es sogar schon für 2026. Erfreulich: Ein Drittel der Interessenten sind Frauen. Viele interessieren sich nicht wirklich für das Erlegen von Wild, sondern für das Gesamterlebnis Natur.
Gibt es für das kommende Jahr irgendwelche Schwerpunkte?
Breier: Wir konzentrieren uns besonders auf die Schießausbildung und stellen das Fortbildungsprogramm auf neue Beine. Wir dürfen für diese Aufgaben auch auf neue Infrastruktur zurückgreifen. Damit gemeint ist der neue Schießstand in Lustenau, der Kapazität für beide unserer Schwerpunkte bietet.