Was sich die Bürger für das Große Walsertal wünschen

Beim Zukunfts.Dialog im Großen Walsertal tauschten Bürger und Bürgermeister Ideen aus, um das Tal lebenswert zu gestalten und die Gemeinschaft zu stärken.
Blons Wohin soll sich das Große Walsertal entwickeln? Wofür steht das Walsertal und was macht es aus? Über diese und andere Fragen diskutierten die Bürger des Tales beim Zukunfts.Dialog in der Mittelschule Blons. Im Rahmen des Festivals „Werkstatt fürs Tal“ tauschten sich die Bürger mit den Bürgermeistern und der Obfrau der Biosphärenparkregion, Andrea Schwarzmann, aus. Zudem bestand die Möglichkeit, sich online über die Plattform des Landes Vorarlberg einzubringen.


REGIO-Manager Ingo Türtscher erklärte, was es mit dem Zukunfts.Dialog auf sich hat. Der Workshop mit den Bewohnern des Tales soll alle zwei Jahre stattfinden. Hier wird über die Zukunft des Tales diskutiert. Am Ende werden keine politischen Entscheidungen getroffen, wohl aber mit den Bürgermeistern über die Ergebnisse gesprochen. Diese nehmen selbst an den Workshops teil – jedoch nicht als Politiker, sondern als Bürger. Darüber hinaus fließen die Ergebnisse der Online-Umfrage ebenfalls in die weitere strategische Ausrichtung des Großen Walsertals ein.



Rund 30 Bürger nahmen am Workshop teil, der sich über zwei Tage erstreckte und von Annemarie Felder moderiert wurde. Zuerst wollte sie von den Teilnehmern wissen, was ihnen am Großen Walsertal gefällt. Melanie Gantner antwortete: „Die Berge.“ Roswitha Zech: „Die Nachbarschaftshilfe.“ Kurt Stark: „Der Wohnraum.“ Die Menschen schätzen die Berge, die Gemeinschaft, die frische Luft und Natur, aber auch die Vielfalt und die Ruhe.


Kein Kirchturmdenken mehr
In Dreiergruppen sollten die Teilnehmer erzählen, wann sie stolz darauf waren, ein Walser zu sein, und wann sie sich den Menschen im Tal besonders verbunden gefühlt haben. Stefan Nigsch, Bürgermeister von Sonntag, unterhielt sich mit Marion und Barbara darüber. Marion war vor vier Jahren von Altach nach Thüringerberg gezogen, in ein altes Haus, das sie komplett renovieren musste. Sie schwärmte von der „tollen Nachbarschaft“ und den „herzlichen Leuten“. Sie wurde gut in die Gemeinschaft aufgenommen.


Auch Barbara, die von Ludesch nach St. Gerold gezogen ist, fand die Nachbarschaftshilfe überwältigend. „Ich brauche kein Allrad, weil ich weiß, dass mich im Notfall der Bauer rausziehen wird“, sagte sie. Sie hofft auf mehr gemeindeübergreifende Zusammenarbeit, wie beim Vereinsjubiläum des OGV St. Gerold, wo das gut funktioniert hätte. Auch Stefan Nigsch ist der Meinung, dass das „Kirchturmdenken in den Hintergrund“ treten sollte, um gemeinsam etwas zu bewegen. Die Vereine agieren bereits gemeindeübergreifend. Marion ist überzeugt, dass das Kirchturmdenken zunehmend aufbricht, da viele Nicht-Walser ins Tal gezogen sind.


Nachdem Anna Weber vom Biosphärenpark und Ingo Türtscher einen Überblick über die Kernthemen des Biosphärenparks gegeben hatten (Natur- und Landschaftsschutz, Regionalentwicklung, Kommunikation, Formate und Beteiligung sowie Bildung und Forschung), begann die zweite Gruppenphase. Die Teilnehmer mussten auf Plakaten festhalten, warum sie gerne im Walsertal leben und was man tun könnte, um die Lebensqualität weiter zu verbessern.



„Stolz, Walser zu sein“
„Ich lebe hier gerne wegen der Natur und des Lebensraums“, sagte Sofia aus Raggal. Alexandra Martin, Bürgermeisterin von Raggal, ist es wichtig, dass junge Familien hier eine Zukunft haben, weshalb auch die Kinderbetreuung und die Lebensmittelversorgung ausgebaut werden sollten. Zudem müssten die Vereine gefördert werden.


Nico wünscht sich, dass die Bedingungen so gestaltet werden, dass man im Tal leben und arbeiten kann. Er habe acht Jahre in Wien gelebt, „da schätzt man, was man hier hat“. In Großstädten sei die Anonymität eine ganz andere. Edgar wünscht sich dagegen „mehr Anbindung an die Welt“. Er sprach sich zudem gegen eine Zersiedelung aus. Gemeinschaftsorte könnten helfen, dass die Walser, vor allem die Zugezogenen, wieder stärker zusammenfinden. Auch der ÖPNV solle weiter ausgebaut werden. Obfrau Andrea Schwarzmann betonte zum Abschluss, dass es wichtig sei, Visionen zu haben, damit sich auch etwas ändern kann. „Wir sind auf einem guten Weg. Und wir sind stolz, Walser zu sein.“


Die Wünsche der Bevölkerung im Überblick
– Leerstand aktivieren
– leistbaren Wohnraum schaffen
– Raumplanung zukunftsfit machen
– Bewusstseinsbildung
– Ausbau ÖPNV mit möglichen alternativen Lösungen
– Sicherung der Nahversorgung
– ressourcenschonende Arbeitsplätze schaffen
– demografischer Wandel beachten
– Gemeinschaftsräume/ Begegnungsräume schaffen
– Gemeinschaftsgefühl stärken
– Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft
– Klimaschutz und Klimawandelanpassung
– gemeindeübergreifende und kooperative Zusammenarbeit
– Ehrenamt fördern



Einige Ergebnisse im Detail






