„Er stach aus heiterem Himmel mit der Machete auf mich ein“

29-jähriger Feldkircher wird wegen Mordversuchs für lange Zeit hinter Gittern sitzen.
Feldkirch Im November 2023 wird gegen 20.40 Uhr ein 46-jähriger Lenker eines Liechtensteiner Taxiunternehmens nach Feldkirch Gisingen gerufen. Die Reise des 29-jährigen Fahrgastes soll nach Buchs gehen. Während der Fahrt mit dem schwarzen Mercedes E 240 fällt dem Lenker auf, dass der Mann stark schwitzt, geweitete Pupillen hat und sehr nervös ist, er redet unentwegt und das spätere Opfer hat ein mulmiges Gefühl. Immer wieder packt ihn der Fahrgast am Arm und drückt zu.
Ziel Kokainlieferant
Der Lenker sagt: „Hör auf, sonst baue ich noch einen Unfall.“ Über den Grenzübergang Ruggel geht es über Liechtenstein in die Schweiz nach Buchs. Und zwar in das Industriegebiet. Ziel des 29-jährigen gelernten Maurers ist sein Kokainlieferant.
Der Drogenabhängige sagt im Taxi zwischendurch immer wieder Dinge, die keinen Sinn ergeben. Das fällt dem Lenker auf. Doch er will seine Fahrt erledigen, den Fahrpreis kassieren und wieder nach Hause. Der Fahrgast behauptet, Geld von einem Freund organisieren zu wollen, steigt aus, dann wieder ein und sagt: „Jetzt kommt etwas, was kommen musste“.

Schmerzhafte Spätfolgen
„Er stach aus heiterem Himmel plötzlich mit dieser Machete auf mich ein“, so der Taxilenker bei der späteren Verhandlung am Landesgericht Feldkirch im Zeugenstand. Noch heute leidet er unter Schluckbeschwerden und Schmerzen, auf einem Auge hat er 70 Prozent seiner Sehkraft eingebüßt und muss hoffen, dass das Auge nicht noch schlechter wird. Vom Angeklagten wird finanziell kaum etwas zu holen sein. Er war vor der U-Haft arbeitslos und ist im Privatkonkurs. Auch psychisch leidet das Opfer noch unter dem Vorfall, er wird psychiatrisch betreut, um das Ganze besser zu verarbeiten.
Eingeschränkt zurechnungsfähig
Während der Attacke hinderte der Anschnallgurt den Fahrer an der Flucht. Erst als er den Angreifer mit einem Kinnschlag erwischt, ist dieser kurz kampfunfähig und der Lenker kann fliehen. Zufällig kommt ein Linienbus, dessen Fahrer dem Opfer das Leben rettet. „Ansonsten hätte ihn der Täter mit der Machete regelrecht abgeschlachtet“, ist Staatsanwältin Julia Berchtold überzeugt. Gerichtspsychiater Reinhard Haller bestätigt sein Gutachten, wonach der Täter zurechnungsfähig war. Zwar eingeschränkt, aber doch. Das Opfer hatte großes Glück, nach dem Flug ins Kantonsspital St. Gallen musste es mehrere Stunden notoperiert werden und verlor viel Blut. Gerichtsmediziner Walter Rabl erstattet sein letztes „dienstliches Gutachten“, der Experte war vier Jahrzehnte als Sachverständiger im Dienst, jetzt geht er in den Ruhestand.

14 Jahre Haftstrafe
Der Angeklagte mit Migrationshintergrund wird unter großem Wehklagen seiner Verwandtschaft zu 14 Jahren Haftstrafe verurteilt. Dazu kommt noch ein alter Strafrest von vier Monaten. Die Geschworenen hatten mit sechs „Ja“ und zwei „Nein“ für versuchten Mord gestimmt. Dem Opfer werden 5000 Euro Schmerzengeld zugesprochen, doch davon wird der Liechtensteiner nicht viel haben, der Angeklagte ist mittellos, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Haft wird der Mann in einem ganz normalen Gefängnis verbringen.