Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater

VN / 20.11.2024 • 16:15 Uhr
Hohenweilers Theater-Urgestein Wise Moosbrugger in seiner neuen Rolle: als Küchenchef ist er mit seinem Team seit 2021 für die Verköstigung der Besucher mit dem Pausenschübling zuständig. STP.
Hohenweilers Theater-Urgestein Wise Moosbrugger in seiner neuen Rolle: als Küchenchef ist er mit seinem Team seit 2021 für die Verköstigung der Besucher mit dem Pausenschübling zuständig. STP

Am Wochenende endet mit drei Vorstellungen eine überaus erfolgreiche Hohenweiler Spielzeit

Hohenweiler Mit der Komödie „Rommé zu dritt“ hat die weit über die Gemeindegrenzen hinaus als “Schüblingtheater” bekannte Hohenweiler Laienspieltruppe in neun Vorstellungen fast 2000 Theaterfreunden einen vergnüglichen Abend beschert. Am Wochenende (Freitag und Samstag, 20 Uhr, Sonntag, 15 Uhr) stehen die letzten drei Vorstellungen der Herbstspielzeit – für die es nur noch Restkarten gibt – auf dem Programm.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Spannendes Finale: Was führt wohl der falsche Kommissar im Schilde?
Spannendes Finale: Was führt wohl der falsche Kommissar im Schilde?

Auf den Kopf gestellt

Nicht nur wegen des großen Publikumserfolgs wird dieses Stück in der Chronik des Vereins einen speziellen Platz einnehmen, denn „Rommé zu dritt“ stellt die Tradition der Theatergründer auf den Kopf: Als Pfarrer Christian Fritsche 1907 das Seelsorgeamt in Hohenweiler antrat, gründete er eine Laienspielgruppe, die in den 1909 beschlossenen Statuten bescheiden als „Dilettantengesellschaft Hohenweiler“ bezeichnet wurde. Als Vereinszweck führte Hochwürden schlicht und einfach „Bildung“ an. Erst in den Satzungen aus dem Jahre 1967 wurde der Vereinsname offiziell auf Theatergemeinschaft Hohenweiler geändert.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Der Pausenschübling – seit mehr als 60 Jahren Kult und Markenzeichen des Hohenweiler Theaters.
Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Der Pausenschübling ist seit mehr als 60 Jahren Kult und Markenzeichen des Hohenweiler Theaters.

Bemerkenswert, dass 1909 nur 25 männliche Mitglieder in den neu gegründeten Verein aufgenommen wurden. Das hat sich 115 Jahre später in „Rommé zu dritt“ grundlegend geändert: Mit einer Ausnahme stehen in diesem Stück nur Frauen auf der Bühne.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: In der kleinen Pause nach dem ersten Akt werden die Bestellungen aufgenommen – in der großen Pause wird dann aufgetischt.
In der kleinen Pause nach dem ersten Akt werden die Bestellungen aufgenommen – in der großen Pause wird dann aufgetischt.

Die drei Seniorinnen sind des Rommé-Spielens überdrüssig und wollen es noch einmal wissen: Ein Banküberfall soll “Äktsch’n” in ihren faden Alltag bringen. Und dabei gibt es ein Spiegelbild zur Gründerzeit des Theatervereins: damals standen Männer in Frauenkleidern auf der Bühne, heute verkleiden sich die Senioren für ihren Bankraum in Männerkleidern.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Bühnentechniker Kurt Schedler stellt auch in der Küche seinen Mann.
Bühnentechniker Kurt Schedler stellt auch in der Küche seinen Mann.

Schüblingpause ist Kult

Während also Frauen auf der Bühne fast unter sich sind, sind die Männer in Küche und Service klar in der Überzahl und sorgen unter umsichtiger Regie von „Chefkoch“ Wise Moosbrugger dafür, dass es mit der Verpflegung des Publikums reibungslos klappt. Auf der Bühne feierte das Theater-Urgestein Wise vor 43 Jahren Premiere und stand in dieser Zeit in mehr als 500 Aufführungen auf der Bühne und erlangte in vielen Rollen Kultstatus. Jetzt bringt er in der Küche langjährige Erfahrung ein.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Wer auf fleischlose Ernährung schwört, muss deshalb im Hohenweiler Theater nicht hungern: Christian Fink liefert Pommes in Hülle und Fülle.
Wer auf fleischlose Ernährung schwört, muss deshalb im Hohenweiler Theater nicht hungern: Christian Fink liefert Pommes in Hülle und Fülle.

Kultstatus hat auch die Schüblingpause, mit der sich das Theater Hohenweiler vor mehr als 60 Jahren ein kulinarisches Markenzeichen schuf. 1951 musste das Theater seinen Spielbetrieb einstellen, weil der Löwensaal in Wohnungen umgebaut wurde. Erst elf Jahre später baute Kronenwirt Fridolin Bader an sein Gasthaus einen Saal an, der bis 2019 Spielstätte des Theaters wurde. 2015 ging Fridolin Baders Sohn German in Pension und das Gasthaus Krone wurde mangels Nachfolgelösung geschlossen. Bis 2019 konnte das Theater den Saal noch in Eigenregie bespielen, doch dann kam Corona und ein Besitzerwechsel. 2021 gab es einen Neustart im hokus.

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Pommes für Theaterbesucher, die auf fleischlose Ernährung stehen.
Pommes für Theaterbesucher, die auf fleischlose Ernährung stehen.

Geblieben ist die legendäre Schüblingpause, die beliebter denn je ist, obwohl sich das Theater auch diesbezüglich den geänderten Erwartungen des Publikums anpassen musste: „Für den Großteil unseres Publikums gehört der Pausenschübling nach wie vor einfach dazu“, weiß Wise Moosbrugger aus Erfahrung und bietet Vegetariern und Veganern eine Alternative: „85 bis 95 Prozent unserer Theaterbesucher bleiben beim Schübling, für die anderen gibt es Pommes – am Sonntag durften wir mehr als 80 Portionen, viele auch als Schüblingbeilage, servieren“, zieht Küchenchef Wise Bilanz und ist stolz darauf, dass er auch in dieser Rolle einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Hohenweiler Theaters leisten kann. STP

Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Nach der Schüblingpause geht es auf der Bühne rund: neugierig blickt das Damen-Trio auf das hektische Treiben vor der überfallenen Bank.
Nach der Schüblingpause geht es auf der Bühne rund: neugierig blickt das Damen-Trio auf das hektische Treiben vor der überfallenen Bank.
Noch dreimal Rommé im Schüblingtheater: Frauen-Power im Theater Hohenweiler: Nur Michael Natter darf im Frauenquartett – Vanja Munz, Daniela Schoder, Traudl Schmid und Erna Gieselbrecht (v. l.) – mitspielen.
Frauen-Power im Theater Hohenweiler: Nur Michael Natter darf im Frauenquartett – Vanja Munz, Daniela Schoder, Traudl Schmid und Erna Gieselbrecht (v. l.) – mitspielen.