Der Wolf bleibt geschützt, nur kann jetzt …

VN / 03.12.2024 • 15:23 Uhr
ABD0088_20240711 – SPRINGE – DEUTSCHLAND: ARCHIV – 29.08.2023, Niedersachsen, Springe: Ein Wolf steht im Gehege im Wisentgehege Springe. (zu dpa: ÇGericht: Wolf an KŸste darf vorerst nicht geschossen werdenÈ) Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Julian Stratenschulte
Für die Wölfe in Zentraleuropa könnten härtere Zeiten anbrechen. Der Räuber droht seinen strengen Schutzstatus zu verlieren. APA

Entscheidung der Berner Konvention für Senkung des Schutzstatus im Land mehrheitlich positiv aufgenommen.

Bregenz Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention haben den Schutzstatus des Wolfs von “streng geschützt” auf “geschützt” gesenkt und sind damit einer EU-Empfehlung nachgekommen. Dieser Beschluss muss nun in die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie eingearbeitet werden. In Kraft tritt die Änderung in drei Monaten, vorbehaltlich des Ausbleibens eines Vetos. Ein Drittel der Unterzeichnerstaaten würde es dafür brauchen. Und das ist sehr unwahrscheinlich. Gefährdet dürfe der Erhaltungszustand des Wolfes jedoch nicht werden, heißt es vonseiten des Europarates in Straßburg.

Interview Wallner und Bitschi
Landeshauptman Markus Wallner begrüßt die Entscheidung der Berner Konvention im Zusammenhang mit dem Wolf. VN/Serra

Wallner und Gantner erfreut

In Vorarlberg wird das Abstimmungsergebnis der Berner Konvention von offizieller Seite positiv aufgenommen. Erleichtert zeigte sich unter anderem Landeshauptmann Markus Wallner (57, ÖVP). “Wir haben 500 Alpen mit 1000 Älplerinnen und Älpler. Die Alpwirtschaft hat den besten Schutz verdient. Es wird jetzt leichter, beim Auftauchen von Problemwölfen ist nun ein schnelleres und direkteres Eingreifen möglich.”

In dieselbe Kerbe schlägt Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (44, ÖVP): “Natur- und Umweltschutz ist ein Querschnittsthema, das nicht durch die ideologische Brille, sondern mit Hausverstand betrachtet und behandelt werden muss. Es ist erfreulich, dass sich diese Einsicht auf europäischer Ebene durchgesetzt hat. Unsere Regelungen, die wir per Verordnung implementiert haben, sind nun bald rechtlich abgesichert.”

Der Wolf bleibt geschützt, nur kann jetzt ...
Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner sieht die Wolfsverordnung im Land bald rechtlich abgesichert. VN/Hartinger

Für und wider

Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (58) spricht von einer gestiegenen Betroffenheit in Europa, die zu dieser Entscheidung geführt habe. “Man kann eben nicht jene bei diesem Thema glaubwürdig Stellung beziehen lassen, die mit dem Wolf weit und breit nichts zu tun haben.” Für Vorarlberg sieht Moosbrugger das Gefährdungspotenzial durch den Wolf besonders hoch. “Weil wir dicht besiedelt sind, landwirtschaftliche und touristische Bereiche eng verwoben.”

Josef Moosbrugger
Für Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger ist Vorarlberg durch den Wolf besonders bedroht. VN/Paulitsch

Keine Freude mit der Herabsetzung des Schutzstatus für den Wolf hat man beim WWF. “Die regierende Politik verweigert die Hausaufgaben und startet stattdessen einen populistischen Angriff auf den Artenschutz. Tatsächlich notwendig wäre eine gut geplante Herdenschutz-Offensive”, sagt WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

Christian Pichler (WWF) fordert, dass sich die Politik an den geltenden Gesetzen orientiert. VN/Lerch
Christian Pichler, Wolfsexperte des WWF, sieht in der Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf einen populistischen Angriff auf den Artenschutz. VN/Lerch

Neue Regeln für die Jagd

Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft und selbst Wildbiologe, möchte die Herabsetzung des Schutzstatus für den Wolf zuerst endgültig umgesetzt sehen. “Danach muss dieser in die Flora-Fauna-Habitats-Richtlinien eingearbeitet werden, ehe wir die Regeln der Jagd auf die neuen Rahmenbedingungen anpassen können.”

Der Wolf bleibt geschützt, nur kann jetzt ...
Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft, möchte den Beschluss der Berner Konvention zuerst rechtlich umgesetzt sehen. VN/Sams

Der Wildbiologe des Landes, Hubert Schatz, hofft, dass durch die Herabsetzung des Schutzstatus für den Wolf vor allem in den Ländern mit Wolfs-Quellpopulation ein Regulierung des Räubers durchgeführt wird. “In Italien, Frankreich oder Süddeutschland sollte es dann wie in der Schweiz möglich sein, regulierend in die Population einzugreifen, um die Zahl der durch die Lande ziehenden Jungwölfe zu reduzieren.”

Wolf Hubert Schatz
Verspricht sich von der Herabsetzung des Wolf-Schutzstatus eine Regulierung in den Ländern mit Quellpopulation: Hubert Schatz, Wildbiologe des Landes. VN/Steurer