Verdacht erhärtet sich: Neben Schafen auch Ziegen gerissen

Politik / 14.07.2025 • 12:19 Uhr
Verdacht erhärtet sich: Neben Schafen auch Ziegen gerissen
War ein Wolf in Thüringerberg und St. Gerold am Werk? Vieles deutet darauf hin. APA/Pfarrhofer

Bilanz auf der Gaßneralpe: ein totes Kitz, zwei Vermisste. Eine Ziege musste notgeschlachtet werden, vier sind verletzt.

St. Gerold, Thüringerberg Treibt ein Wolf in der Gegend um Thüringerberg und St. Gerold sein Unwesen? Wie die VN berichteten, sind am Wochenende auf der Alpe Alpila drei tote Schafe entdeckt worden, eines ist schwer verletzt, eines wird vermisst, dürfte aber vermutlich auch schon tot sein. Doch damit nicht genug. Auch auf einer Nachbaralpe, der Gaßner Alpe in St. Gerold, gibt es einen ähnlichen Vorfall. Dieses Mal geht es um Ziegen. Alois Rinderer, Obmann des Vorarlberger Schafszuchtverbandes, zählt zu den Betroffenen. “Wir haben am Sonntag ein gerissenes Kitz gefunden”, erzählt er den VN. “Seit einer Woche sind zwei Kitze spurlos verschwunden.” Vier verletzte Tiere befänden sich im Stall, sie kamen mit dem Schrecken davon und werden überleben. Eine schwerverletzte Ziege mussten eingeschläfert werden. Wie in Thüringerberg deutet vieles auf den Wolf hin. “Der Verdacht hat sich erhärtet”, sagt Wildbiologe Luca Fuchs. Man könne von einem Einzeltier ausgehen.

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Züchter warten ab

Rinderer besitzt Schafe und Ziegen, 24 seiner Geißen befinden sich auf der Gaßner Alpe. Die Herde zählt insgesamt 124 Tiere. Wie auf der Alpe Galila sind sie eingezäunt. Trotzdem kam es zu den Rissen. Das tote Kitz war eines von Rinderers Tieren, ein weiteres aus seinem Bestand zählt zu den Verletzten. Die Züchter warten erst einmal ab, zu welcher Entscheidung die Bezirkshauptmannschaft kommt. “Wir lassen die Tiere jetzt erst einmal auf der Alpe.” Allerdings sei der eingezäunte Bereich verlegt worden, auch in der Nacht werde nach den Ziegen geschaut. Dass der Elektrozaun offenbar nicht reichte, um den mutmaßlichen Wolf aufzuhalten, kann sich Rinderer mit einem Gewöhnungseffekt erklären. Das Raubtier wisse vielleicht einfach schon, wie es das Hindernis überwinden könne. Glück im Unglück: “Den anderen Ziegen geht es erstaunlich gut”, erzählt der Züchter weiter. “Sie sind nicht total verstört oder verängstigt.”

Verdacht erhärtet sich: Neben Schafen auch Ziegen gerissen
Alois Rinderer ist Obmann des Vorarlberger Schafzuchtverbands. Er besitzt Schafe und Ziegen. VN/Steurer

Am Samstagabend hatte eine Tierärztin auf der Alpe Galila Proben entnommen, am Sonntag machten sich Martin Rusch, Leiter des Bereichs Alpwirtschaft des Landes, und Wildbiologe Fuchs in der Gegend ein Bild. Nun werden Gutachten erstellt. Auch Rusch erläutert im VN-Gespräch, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf auszugehen sei. Es liegt jetzt an der Bezirkshauptmannschaft Bludenz, über weitere Schritte zu entscheiden, also, ob zum Beispiel eine Entnahme, also der Abschuss des Wolfs, erfolgen soll. Der Bludenzer Bezirkshauptmann Harald Dreher erklärt, dass ein Verfahren gestartet wurde. Die Gutachten seien eingefordert worden, heute Abend rechnet er mit einem Ergebnis. Je nach Sachverhalt erfolge eine Einstufung nach der Wolfsmanagement-Verordnung. Für eine sogenannte „letale Entnahme“ müssten mehrere Kriterien erfüllt sein. Aktuell erlaubt sich Dreher noch kein Urteil. Das zeige dann das Verfahren.

Wolfsverdacht Gaßneralpe
Diese Aufnahme zeigt ein verletztes Tier auf der Gaßneralpe.

Diskussionen über Wolf

Schon länger gibt es Diskussionen über den richtigen Umgang mit dem Wolf in Vorarlberg und darüber hinaus. Vor kurzem ist der Schutzstatus des Großräubers auf EU-Ebene von “streng geschützt” auf “geschützt” abgestuft worden. Agrarlandesrat Christian Gantner (ÖVP) sieht das als einen ersten Schritt und forderte bereits ein präventives Vorgehen und eine Jagdfreigabe. Schafszüchter Rinderer sieht das ähnlich: “Im Alpgebiet hat der Wolf nichts verloren.” Dabei gehe es ihm nicht um Ausrottung, davon könne keine Rede sein. “Aber es braucht eine Regulierung. Das Alpgebiet ist aus meiner Sicht als Freizone zu sehen, wie es das ja zum Beispiel auch beim Wild gibt.” Außerdem unterstreicht Rinderer: “Man sollte den Wolf präventiv entnehmen können, sobald er sich verdächtig nähert. Nicht erst, wenn der Schaden da ist.”

Franziska Morscher Alpe Alpila
Zwei tote Schafe werden auf der Alpe Alpila abtransportiert. Morscher