Emotionaler Abschied von “Mariettas Blumenzauber”

Lustenauer Blumengeschäft hatte am Samstag ein letztes Mal geöffnet.
Lustenau Ein letztes Mal deckten sich die Kunden von „Mariettas Blumenzauber“ am Samstag mit Blumen ein und ließen sich von den floralen Weihnachtsarrangements verzaubern. Geschäftsinhaberin Marietta Sprenger musste die Reißleine ziehen (die VN berichteten) und ihr Geschäft wegen fehlenden Personals aufgeben. „Es fühlt sich komisch an, heute zum letzten Mal hier zu sein. Aber ich bin gefasst“, sagt sie tapfer. Leider hat sich in den vergangenen Wochen niemand bei ihr beworben oder sich für eine Übernahme des Geschäfts interessiert. Und so bediente sie ein letztes Mal ihre vielen treuen Kunden und bedankte sich bei ihnen für die jahrelange Unterstützung.

Kunden verabschieden sich persönlich
„Die letzten Tage waren emotional herausfordernd“, erklärt Sprenger. Viele Kunden seien zu ihr gekommen, haben sich verabschiedet und sich bei ihr für ihre Arbeit bedankt. So wie auch Manuela Pretterhofer aus Feldkirch. Sie kam am letzten Öffnungstag mit ihrem Mann vorbei und schloss die Floristin nochmal in die Arme. „Ich bin jeden Freitag zu Marietta gekommen. Seit 13 Jahren“, erzählt sie. Sie schätze die persönliche Note von ihr, die ihre Gestecke haben. „So eine kreative Floristin hab ich noch nie entdeckt“, schwärmt sie. Sie verstehe den Entschluss, das Blumengeschäft nicht alleine führen zu können, doch die Tatsache schmerze sie im Herzen. „Sie wird fehlen und hinterlässt eine große Lücke.“

Sichtlich betroffen berichtet Kundin Gabriele Schindler (63), dass sie wöchentlich zu Mariettas Blumenzauber kam. „Sie hatte stets so schöne Blumen. Ich war immer wahnsinnig gerne hier.“ Am letzten Tag ist es ihr wichtig bis zur Geschäftsschließung da zu sein und sich emotional von ihrem Lieblingsgeschäft zu verabschieden.

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Blick in die Zukunft
In Pension kann die 59-jährige Marietta noch nicht gehen. Was die Zukunft bringen werde, wisse sie noch nicht. „Bis März gebe ich mir eine Auszeit. Das Ganze muss zuerst verarbeitet werden“, sagt sie. Viele ältere Kundinnen seien verzweifelt gewesen, da die Inhaberin auch viele Gräber ihrer Kunden pflegte. „Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, diesen Service weiterhin anzubieten. Das bin ich ihnen schuldig. Nach meiner Auszeit werde ich mit ihnen telefonisch Kontakt aufnehmen“, verrät sie.

In die Zukunft blickt sie trotzdem optimistisch. „Ich lasse mich überraschen und freue mich auf neue Aufgaben“, so Marietta Sprenger. Traurig und kopfschüttelnd geht die bereits pensionierte und wieder zurückgekommene Mitarbeiterin Katharina durch den Laden. Sie hat seit 1996 mit ihr zusammengearbeitet. „Ich habe gehofft, dass sich jemand bei ihr bewirbt und dieses Blumengeschäft weitergeführt werden kann. Dass es das Geschäft am Montag nicht mehr geben wird, ist für mich schwer vorzustellen“, sagt sie. Kundin Elisabeth Mennel (74) versteht die Welt nicht mehr. „Zuerst musste meine Lieblingsbäckerei wegen fehlender Nachfolge schließen und nun die Gärtnerei meines Vertrauens. Das stimmt mich traurig.“ BVS


