Jungunternehmer von angeblichem Erotik-Filmteam betrogen

Verliehene Kameraausstattung im Wert von 225.000 Euro war plötzlich verschwunden.
Feldkirch Die Tricks international tätiger Kriminellen werden immer diffiziler. So auch jener, den vier Briten bei einem Vorarlberger 29-jährigen Jungunternehmer anwendeten. Der Geschäftsmann ist in der Werbe- und Filmbranche tätig, vermietet aber auch Ausrüstung wie Objektive. Im Sommer dieses Jahres interessierte sich ein Mann aus Großbritannien für zehn solche Spezialobjektive für einen angeblichen Dreh in einem Zimmer des Dornbirner Panoramahauses.
Zwei Zimmer waren gebucht, der Vorarlberger Unternehmer brachte die schwere Ausrüstung in speziellen Metallkoffern gemeinsam mit dem 43-jährigen Engländer nach oben und stellte sie in einem Zimmer ab. Telefonisch gab man ihm bekannt, dass es ein sogenanntes „closed set“ sei. Also bei den intimen Filmaufnahmen mit zwei Darstellerinnen nur die notwendigsten Personen anwesend sein dürfen.
Small-Talk im Freien
Der Jungunternehmer ging mit dem 43-Jährigen nach unten vor das Hotel und wähnte die vermietete Ausstattung in Sicherheit, da ja einer der Kunden neben ihm stand und sich mit ihm unterhielt. In Wirklichkeit war dieser Small-Talk ein Ablenkungsmanöver. Nach einer Zeit bekam der Vermieter der Ausrüstung einen Anruf, worin ihm der „Organisator“ des Filmdrehs mitteilte, dass der muslimische Kameramann und der Small-Talk-Gesprächspartner entsprechend der muslimischen Tradition jetzt ihr Gebet abhalten müssten.
Anschließend gingen beide wieder nach oben, wobei sich der 43-Jährige ebenfalls allein zum angeblichen Gebet ins Zimmer zurückzog. Als der 43-Jährige nicht wiederkam, schöpfte der Vorarlberger Verdacht. „Mir wurde ganz heiß“, erinnert er sich als Zeuge später beim Prozess am Landesgericht Feldkirch. Als er schlussendlich selbst im Zimmer nachsah, herrschte dort gähnende Leere, die Metallkoffer ebenfalls leer. Die Betrüger waren mitsamt der 225.000 Euro teuren Ausrüstung getürmt.
In Paris geschnappt
In Paris wurde der 43-Jährige dann aufgrund eines internationalen Haftbefehls doch noch geschnappt. Richterin Lisa Sophia Huter und die zwei Schöffinnen sind beim Prozess am Landesgericht Feldkirch überzeugt, dass der Angeklagte in die kriminellen Betrugsmachenschaften eingeweiht war. Warum hätte er sonst die wertvolle Ware von den Metallkoffern, die mit GPS-Trackern gesichert waren, in einfache Koffer umgepackt? Seit sechs Monaten sitzt der Mann in U-Haft. Wegen schweren Betruges wird er zu insgesamt 20 Monaten unbedingter Haftstrafe verurteilt.
Da der Vermieter trotz Versicherung einen Schaden von mindestens 7400 Euro hat, wird der Verurteilte zur Wiedergutmachung verurteilt. Die Objektive konnten größtenteils sichergestellt werden. Drei fehlen jedoch, somit weiterer Schaden: 60.000 Euro. Ob der in England lebende Paketzusteller mit vier Kindern die Schäden je gutmachen wird, ist äußerst fraglich. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.