Ein Leben für den perfekten Schliff

Der Lustenauer Heinz Hämmerle war mit den ganz großen Ski-Stars unterwegs. Er kümmerte sich um perfekt präparierte Skier für seine Schützlinge.
Lustenau Mit einem bescheidenen Lächeln öffnet Heinz Hämmerle, der ehemalige Service-Techniker von Lindsey Vonn, seine Haustür. Am 1. Mai hat der 62-jährige seine Pension angetreten, sonst wäre Heinz Hämmerle um diese Jahreszeit nicht zu Hause in Lustenau. Denn Hämmerle war 42 Jahre lang Servicetechniker beim Skihersteller Head und kümmerte sich um die ganz großen Stars im Alpin-Zirkus. Lindsey Vonn, Bode Miller, Patrick Ortlieb, Armin Assinger, Hannes Trinkl, Klaus Kröll aber auch Hansi Hinterseer vertrauten bei der Skipräparation voll und ganz ihrem Heinz, der von allen liebevoll „Magic Heinzi“ genannt wurde. Denn er wusste genau, wie die Skier bei den unterschiedlichsten Schnee- und Pistenbedingungen präpariert werden mussten.

Sieben bis acht Monate im Jahr war er mit den Skiprofis unterwegs, überall dort, wo gerade Schnee war. „Mir war es egal, wenn ich stundenlang einen Ski gewachst und fürs Rennen vorbereitet habe. Erst wenn ich hundertprozentig zufrieden war, hörte ich auf“, erzählt er. Er hat seine Arbeit mit Herz und purer Leidenschaft gemacht, der Aufwand spielte für ihn dabei keine Rolle.

Mit Herz und Seele dabei
Heinz Hämmerle war schon in seiner Kindheit ein begnadeter Skifahrer und fand die Welt der Skiathleten beeindruckend. „Ich machte bei Kästle die Lehre als Skihersteller. Meinem Vater zuliebe sogar noch die Tischlerlehre“, erinnert er sich. Doch die elterliche Tischlerei wollte er nicht übernehmen und so bewarb er sich als Service-Techniker bei Kästle. Da sie zu diesem Zeitpunkt keine Stelle frei hatten, ging er zu Head. Und dort ist er geblieben. 42 Jahre lang.

Schon bald betreute er ein paar junge Kanadier, danach kamen die Österreicher. Heinz Hämmerle betreute die Athleten und sorgte für perfekt präparierte Skier. Und dann kam Lindsey Vonn 2009 zu Head. Hämmerle merkte bald, sie hat den Willen und das Streben nach Perfektion. Genau wie er. Beide wollten das Beste und sogar noch etwas mehr bei jedem Rennen herausholen. „Anfangs fuhr Lindsey alle Disziplinen. Bei mir in der Werkstatt waren zirka 100 Paar Skier von ihr“, sagt er. Für die einzelnen Rennen nahm er sechs bis acht Skier von ihr mit. Vor dem Rennen rutschte er sogar noch, nachdem er alle Informationen vom Team zum Schnee und den Temperaturen erhalten hat, die Piste hinunter und versicherte sich, ob seine Präparation den aktuellen Pistenverhältnissen entspricht.

Feinschliff mit Hand
Ein Erfolgsrezept für einen perfekt präparierten Ski gebe es nicht. Hämmerle schleift die Skier und wachst sie dann so lange, bis sie für ihn passen. Den abschließenden Feinschliff macht er von Hand. Bei sich zu Hause erinnern lediglich ein paar Skier mit seinem Namen an seine unvergessliche Zeit bei Head. Diese hat er zum Pensionsantritt erhalten. Auch eine kleine Fotokollage mit Lindsey Vonn bildet die Zeit, die er mit ihr im Skizirkus verbrachte, liebevoll ab.

Beeindruckt hat ihn, dass die Stars ganz normale Menschen sind. „Sie sind wie du und ich. Uns verbindet die Leidenschaft fürs Skifahren“, erklärt er. Er selbst stand privat nicht oft auf den Skiern, auch jetzt in der Pension hat er noch keine Zeit dafür gefunden. Vielleicht schaffe er es im Februar auf die Skipiste, meint er. Er freut sich schon darauf, in nächster Zeit einige Rennen von Lindsey Vonn zu besuchen und sie lautstark anfeuern, so wie vor kurzem, als er noch ihr Service-Techniker war. Und wenn er nicht vor Ort ist, fiebert er zu Hause vor dem Fernseher mit. BVS
