Die Freundin zwei Jahre lang gequält

VN / 28.01.2025 • 14:46 Uhr
Gericht
Der Angeklagte vor Gericht. Die Zeugin plauderte aus, was der Mann damals zu Hause gebunkert haben soll. Eckert

Beim Prozess gegen Gewalttäter kam Überraschendes zutage.

Feldkirch Zwei Jahre lang dominierte Gewalt die Beziehung zwischen einem heute 24-jährigen Techniker und seiner 21-jährigen Freundin. Bereits zwei Monate nach ihrem Kennenlernen warf der Kokainabhängige seine Freundin im Jahr 2022 in der Feldkircher Innenstadt grob zu Boden.

Dennoch blieb sie bei ihm. „Er entschuldigte sich immer wieder, doch es wurde nicht besser. Ich hoffte auf einen Neuanfang, ich wollte eine gemeinsame Zukunft, ich liebte ihn“, erzählt die Zeugin beim Prozess am Landesgericht Feldkirch weinend. Sie hatte auch Angst um ihn, denn einmal landete er mit einer Überdosis auf der Intensivstation. Auch Rechtsanwältin Eva Müller, seit vielen Jahren mit derartigen Fällen betraut, weiß, dass Opfer trotz allem bei ihren Peinigern bleiben: „Das ist geradezu typisch. Sie hoffte, ihren Freund vom Drogenkonsum wegzubringen und wollte ihm helfen, beschützte ihn lange Zeit und verschwieg die gewaltsamen Übergriffe über zwei Jahre hinweg“.

“Nicht zum Bleiben gezwungen”

„Sie hätte gehen können, er hat sie nicht zum Bleiben gezwungen“, so Verteidiger Sanjay Doshi. Sein Mandant räumt Drogenkonsum und Schläge ein, doch bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie es die junge Frau schildert. Am Wochenende ging der junge Mann aus, konsumierte Drogen und Alkohol, danach war er aggressiv und streitsüchtig. „Er konnte explodieren wie eine Bombe“, so das Opfer. Dann habe er sie mit den Fäusten attackiert, sie zu Boden gerissen und mit den Füßen getreten. Sogar massiv gewürgt wurde die Frau zwei Mal.

Bordell besucht

Die fast wöchentlichen Gewaltattacken hinterließen tiefe Spuren. Zwei Monate lang musste die junge Frau stationär betreut werden und auch jetzt nimmt sie die Einvernahme spürbar mit. Doch sie kämpft sich durch. Der letzte Übergriff war Ende 2024. Da kam der Mann von einem Bordellbesuch nach Hause und wollte sich zu ihr ins Bett legen. Sie schickte ihn duschen, da eskalierte die Situation erneut. Schlussendlich zeigte sie den Mann an.

Sechs Kilo Kokain im Haus

Die Angestellte erzählt, dass ihr immer gedroht wurde und sie auch Probleme bekommen würde, wenn sie die Polizei ins Haus hole. „Er hatte sechs Kilo Kokain daheim, er kaufte es kiloweise und dealte damit, deshalb konnten wir uns ja auch die neue Wohnung leisten“, schluchzt die Zeugin.

Diese Aussage rüttelte Staatsanwalt Christoph Stadler wach, der Sache wird auf den Grund gegangen. Das Opfer kam immer wieder ins Gedächtnis, wie brutal sie der Mann im Drogenrausch gewürgt hatte und sie wollte nicht der nächste Femizid sein, der durch die Medien geht. Der Gewalttäter wird zu 18 Monaten Haftstrafe, sechs davon unbedingt, verurteilt. Dem Opfer erhält 2300 Euro Entschädigung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.