“Ma hilft” unterstützt traumatisierte Kriegsflüchtlinge

VN / 11.02.2025 • 11:00 Uhr
Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Karyna wurde ein halbes Jahr nach ihrer Flucht aus der Ukraine depressiv. Dank Psychotherapie mit Dolmetcher kam sie aus ihrem Loch wieder heraus. VN/Serra

So wie die 28-jährige Karyna brauchen auch andere vom Krieg betroffene Menschen Psychotherapie.

Bregenz Karyna hat das Lachen wieder entdeckt. Es steht der hübschen 28-Jährigen gut. Sehr lange war ihr dieser menschlichste Ausdruck von Wohlbefinden fremd. Denn Karyna kam vom Krieg in der Ukraine nach Vorarlberg. Die aus Donezk stammende IT-Spezialisten erlebte dort Schlimmes: Geschützdonner, Bombenalarm, Flucht in die Metro, menschliches Leid. “Ich floh mit meiner Tante in den Westen. In Vorarlberg fanden wir Zuflucht. Später kam meine Familie nach: Vater, Mutter, Schwester. Der Bruder durfte nicht weg”, erzählt Karyna.

Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Annibe Riedmann gründete den Verein “Anima”. Dieser unterstützt traumatisierte Kriegsflüchtlinge in Vorarlberg.

Der Krieg kam zurück

Ein halbes Jahr ging es Karyna recht gut. Sie hatte einiges zu tun. Ihre Gedanken kreisten um Organisatorisches, sie und ihre Familie lebten sich ein. “Doch als ich dann zur Ruhe kam, wurde plötzlich alles anders. Der Krieg war in meinem Kopf zurück, ich wurde depressiv.” Karynas Glück: Über eine in Tirol untergebrachte ukrainische Bekannte stieß Karyna auf Annibe Riedmann (56) . Die ausgebildete Pädagogin und Sozialmanagerin hatte gerade den Verein “Anima” gegründet. Vereinszweck: Die Bereitstellung von psychotherapeutischer Hilfe für traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten. “Das bieten heimische Einrichtungen zwar auch an. Doch der große Haken dabei: Die Betreuung findet nur in deutscher Sprache statt. Die meisten aus Kriegsgebieten geflüchteten Menschen können anfangs jedoch nicht Deutsch. Sie brauchen also einen Dolmetscher für die Therapie. Und genau das bieten wir an, das ist unser Alleinstellungsmerkmal.”

Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Gabriele Nussbaumer, Vizeobfrau von “Ma hilft”, nimmt Anteil am Schicksal von Karyna. Die VN-Sozialorganisation unterstützt “Anima” mit 8000 Euro.

Therapeut und Dolmetscher

Stolz klappt Riedmann ihren Laptop auf. Die Startseite des Dienstleisters SAVD (Spezialist für Audio und Video Dialog) erscheint. “Diese Firma bietet ad hoc Dolmetscher für 17 Fremdsprachen an. Diese werden unseren Therapeuten bei den Sitzungen mit unseren Klienten zugeschalten, sodass eine reibungslose Kommunikation möglich ist”, erklärt Riedmann das von ihr kreierte Modell zur psychotherapeutischen Behandlung von traumatisierten Kriegsflüchtlingen.

Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Am Anfang stand das Einstandsgespräch zwischen Karyna und Annibe Riedmann. Anschließend wurde die Ukrainerin an einen Therapeuten vermittelt.

Insgesamt zehn Therapeuten stellen sich in den Dienst der humanitären Sache. Eine Therapiestunde kostet 160 Euro, 80 Euro für den Therapeuten, 80 Euro für den Dolmetscher. 30 Menschen aus verschiedensten Kriegsländern konnte der Verein “Anima”, der sich ausschließlich aus privaten Spenden finanziert, bisher geholfen werden. Riedmann führt mit jedem der KlientInnen das Einstandsgespräch und vermittelt sie dann weiter an die Experten.

Karyna wieder gesund

Für Karyna, die 15 Therapiestunden in Anspruch nahm, war die Behandlung ein Segen. “Mir geht es wieder gut. Ich habe meine Depressionen überwunden. Ich weiß gar nicht, wie ich Annibe und all den anderen danken soll”, sagt sie freudestrahlend. Jetzt will Karyna richtig Deutsch lernen, um möglichst bald einen Job in der IT-Branche zu bekommen.

Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Karyna hat das Lächeln wiederentdeckt. Ihr T-Shirt ziert ein Damenporträt mit den Umrissen ihrer ukrainischen Heimat.

Ob sie in Österreich bleiben wird oder nicht, weiß sie noch nicht. “Natürlich ist die Ukraine mein Heimatland. Aber was ist, wenn der Krieg dort vielleicht irgendwann aufhört und dann wieder ausbricht? Ich stelle mich auf alle Fälle auch auf ein Leben hier ein.”

Ma hilft Ukraine-Hilfe (Amina)
Annibe Riedmann präsentiert die Website des Dolmetcher-Dienstleisters SAVD. Übersetzer sind jederzeit sofort bereit.

“Ma hilft” unterstützt den Verein “Anima” mit einer Summe von 8000 Euro. Damit hoffentlich auch möglichst vielen anderen vom Krieg traumatisierten Menschen durch dolmetscherunterstützte Therapien geholfen werden kann.