Wirtschaftsfaktor Nachhaltigkeit: Warum Hotels auf Umweltfreundlichkeit setzen

Nachhaltigkeit ist in der Tourismusbranche ein großes Thema, doch was beutetet es wirklich?
Mellau Auf vielen Verpackungen ist das Wort „nachhaltig“ zu lesen. Mittlerweile werben auch Unternehmen, Betriebe und Hotels damit. „Jeder spricht von Nachhaltigkeit, aber wenn man genauer hinschaut, stimmt das oft nicht – auch was Auszeichnungen betrifft, egal ob es das AMA-Gütesiegel ist oder den Arbeitgeber des Jahres“, sagt Natalie Läßer, Leiterin des Hotels Sonne in Mellau.

Auch ihr Betrieb setzt auf Nachhaltigkeit. Das Hotel ist seit Generationen in Familienbesitz, Läßer hat es vor einigen Jahren modernisiert. 2008 wurde das gesamte Hotel abgerissen und neu errichtet. Vergangenes Jahr fanden erneut Renovierungsarbeiten statt. „Wir haben das Erdgeschoss umgebaut, zwei Zubauten errichtet und ein Carport gebaut, auf dem eine Photovoltaikanlage installiert wurde“, schildert die Betreiberin. Die erste Photovoltaikanlage wurde bereits 2018 auf dem Dach errichtet. „Uns ging es dabei nicht primär um Nachhaltigkeit, sondern darum, energiesparend unterwegs zu sein.“

Die Anlagen decken nicht den gesamten Strombedarf des Hotels, aber immerhin rund ein Drittel. „Die warme Abluft, die von den Kühlzellen produziert wird, speichern wir und nutzen sie, um unsere Pools zu heizen“, fügt die Bregenzerwälderin hinzu. Auch eine kontrollierte Entlüftung sei wichtig, um Wärme nicht unnötig zu verlieren. Neben effizienter Energienutzung spielt Erdwärme ebenfalls eine Rolle. „Wir haben Bohrungen vorgenommen, aber das dient eher zur Kühlung im Sommer. Wir könnten damit in Zukunft heizen, sind aber momentan an das Heizwerk Mellau angeschlossen. Dort wird mit Hackschnitzeln geheizt, was ebenfalls nachhaltig ist“, erklärt Läßer.

Auch bei der Einrichtung wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Der renovierte Erdgeschossbereich wurde mit Materialien wie Holz, Messing und Stein gestaltet. „Auf den Tischen haben wir Auflagen, Brotkörbe und Besteck aus Kork – vom Bregenzerwälder Unternehmen Clarissa Cork.“ Das Hotel Sonne ist auch für seinen Wellnessbereich bekannt. Seit einiger Zeit gibt es dort keine Einwegbadeschlappen mehr. „Das ist ein Wegwerfprodukt, das viel Müll verursacht und die Umwelt belastet. Zudem wird es aus Asien hierher transportiert“, sagt sie. Gäste müssen nun eigene Flipflops mitbringen. Ein Restbestand an Einwegschlappen ist noch vorhanden und wird auf Nachfrage ausgegeben. „Bald wollen wir Alternativen beschaffen, die die Gäste bei uns kaufen und privat weiterverwenden können.“

Nachhaltigkeit im Tourismus
Auch Rudolf Grimm von der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO) betont, dass Nachhaltigkeit viele Aspekte umfasst. Dies wird anhand von den ESG-Kriterien – Richtlinien der Vereinten Nationen und Finanzinstitute – legen Standards für Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung festgelegt.„Nachhaltigkeit wird heute sehr breit gesehen. Es geht nicht nur um Umwelt- und Emissionsvermeidung, sondern auch um soziale Komponenten. Etwa darum, wie sich ein Unternehmen in der Region engagiert – ob es vielleicht einen Verein unterstützt oder wie es mit den Mitarbeitern umgeht“, erklärt der ESG-Berater.

Ein großes Thema im Tourismus ist die Messbarkeit und Vergleichbarkeit nachhaltiger Maßnahmen. „Derzeit ist in diesem Bereich alles freiwillig. Vieles geschieht auf Eigeninitiative der Unternehmen“, sagt Grimm. „Viele entscheiden sich bewusst für Klimaneutralität und setzen auf regionale Produkte.“ Im Tourismusbereich bestehe aber weiterhin die Möglichkeit, Nachhaltigkeit einfach zu behaupten – es gibt keinen gesetzlich geregelten Prüfprozess. In der Industrie sieht es hingegen anders aus. Wenn große Unternehmen ihre CO₂-Einsparungen bekannt geben, muss dies durch einen Wirtschaftstreuhänder bestätigt werden.
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„Wie viel Greenwashing dabei passiert, kann ich nicht genau sagen“, räumt Grimm ein. „Aber ich kann mit bestem Wissen und Gewissen sagen, dass die Unternehmen hier in Vorarlberg bei allen neuen Entwicklungen ökologische Aspekte berücksichtigen – nicht aus reiner Nettigkeit, sondern weil sie darin eine große wirtschaftliche Chance sehen.“