Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“

VN / 30.03.2025 • 17:15 Uhr
Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“
Michael Hartmann ist neuer Bürgermeister von Nenzing und konnte die Stichwahl klar für sich entscheiden. VN/Steurer

Michael Hartmann von „Wir für Nenzing“ übernimmt das Bürgermeisteramt in Nenzing mit 64 Prozent der Stimmen. Damit endet die 40-jährige Ära der FPÖ in der Gemeinde.

Nenzing Das Wahlergebnis der Stichwahl war eindeutig: Michael Hartmann („Wir für Nenzing“) wird neuer Bürgermeister und erhielt 63,61 Prozent der Stimmen. Damit ist die FPÖ nach 40 Jahren nicht mehr an der Spitze in Nenzing. Kornelia Spiß, die für die FPÖ ins Rennen ging, konnte ihr Ergebnis von vor zwei Wochen nicht verbessern und kam auf 36,39 Prozent. Für sie war das Resultat „nicht erwartbar“. Spiß sagte: „Wir haben 14 Tage nochmals Vollgas gegeben.“ Vizebürgermeisterin will sie nicht werden – das schloss sie kategorisch aus.

Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“
Kornelia Spiß gratulierte Michael Hartmann zum Wahlsieg. VN/Steurer

Die Wahlbeteiligung in der Marktgemeinde Nenzing lag bei 59,8 Prozent. Was Hartmann letztlich zugutekam, waren offenbar die Stimmen der Grünen. Auch Kornelia Spiß vermutete das: „Die Grünen sind ausnahmslos zu Michael Hartmann übergegangen.“ Rund 800 Stimmen mehr konnte Hartmann auf sich vereinen.

Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“
Die Wahlboxen trudelten nach und nach ins Rathaus ein. VN/Steurer

„Jetzt haben wir den richtigen Nachbarn“, freuten sich Marianne und Manfred Maurer, die direkt neben dem Rathaus wohnen und Michael Hartmann gewählt haben. „Ich kenne Michael schon lange. Er ist ein guter Geschäftsmann und ein zugänglicher Mensch. Wir haben das Vertrauen in ihn, dass er es besser macht“, sagte Marianne Maurer. Davor prosteten die beiden von ihrem Balkon aus mit einem Schnaps Hartmann zu und brachten damit ihre Freude zum Ausdruck.

Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“
Vor dem Rathaus wurde Michael Hartmann herzlich empfangen. VN/Steurer

„So viel Zuspruch habe ich nicht erwartet“, sagte Hartmann und lobte sein „tolles Team“, das „ausschlaggebend“ für den Wahlerfolg gewesen sei. Er ist kompletter Politikneuling. Da er jedoch stets gut im Kritisieren gewesen sei, wollte er nun das Bürgermeisteramt selbst ausprobieren. „Ich wurde von jungen Leuten angesprochen, dass ich es machen soll“, erklärte Hartmann, der durch seine Kinder viele junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren kennt. „Die wollen etwas bewegen und sind bereit, mitzumachen“, freut sich der 55-Jährige über den jungen Spirit, der sein Team ausmache.

Nenzing, neuer Bürgermeister Michael Hartmann, Ortszentrum
Die VN hat Michael Hartmann direkt nach dem Wahlsieg interviewt. Katharina Schad
Nenzing, neuer Bürgermeister Michael Hartmann, Ortszentrum
Michael Hartmann ist ein Politikneuling und saß davor auch nicht in der Gemeindevertretung. VN/JUN

Junge Nenzinger mehr miteinbeziehen

Zwar habe Langzeitbürgermeister Florian Kasseroler vieles sehr gut gemacht, doch die Jugend habe „hinterhergehängt“. Michael Hartmann will vor allem die jungen Nenzinger stärker dazu animieren, ihr Dorf aktiv mitzugestalten. Auch eine Dorfbar fehle. Hartmann stammt aus der Gastronomie und weiß, wie wichtig eine solche Einrichtung für ein Dorf ist. Auch vermehrte Konzerte kann er sich gut vorstellen – dafür müsse man aber auch nach neuen Locations suchen. Ebenfalls fehlen öffentliche Sportplätze für Jugendliche: „Da muss es ein größeres Angebot geben.“ Veranstaltungen und Gemeindevertretungssitzungen müssten auf Social Media sichtbarer gemacht werden. Auch die Gemeinde-Homepage könnte einen neuen Look vertragen.

Nenzing, neuer Bürgermeister Michael Hartmann, Ortszentrum
Nenzing könnte durchaus mehr Gastronomie vertragen. Derzeit gibt es nur ein Gasthaus im Dorf – das Gasthaus Rössle. VN/JUN

Ein Hotel für Nenzing

Touristisch habe Nenzing viel zu bieten, doch es fehle an Schwung. „Ich will neue Wege beschreiten, Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen, und etwas vorwärtsbringen“, so Hartmann, der 30 Jahre lang unternehmerisch tätig war. Deshalb könne er sich auch ein Hotel vorstellen: „Wir haben nicht weniger Potenzial als andere Tourismusorte.“ Mehr Tourismus bedeute auch mehr Handel.

Nenzing, neuer Bürgermeister Michael Hartmann, Ortszentrum
Der Ramschwagplatz könnte in Zukunft mehr mit Konzerten bespielt werden, wobei hier auch nach neuen Locations gesucht werden soll.
Nenzing, neuer Bürgermeister Michael Hartmann, Ortszentrum
Zwischen Rathaus und Kirche könnten in Zukunft auch Marktstände für mehr Belebung sorgen. VN/JUN

Zwischen Rathaus und Kirche wird bereits seit Längerem über eine Begegnungszone diskutiert. Hartmann denkt weiter: „Wir können ein Pilotprojekt machen, ohne große finanzielle Aufwände.“ Man könne den Ortskern mit Marktständen beleben. „Wir sind ja eine Marktgemeinde.“ Und Landwirte mit hochwertigen Produkten gebe es zur Genüge. Er wolle den Ortskern „mit Leben füllen“, auch wenn es schwierig werde, neuen Handel anzusiedeln, wie sich in Bludenz zeige. Doch: „Es wird schwierig, aber nicht unmöglich. Wir wollen uns nicht im Denken beschränken lassen“, zeigt sich Hartmann offen für Neues.

Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“
Vol.at-Redakteurin Katharina Schad hat Kornelia Spiß nach der Wahlschlappe für die FPÖ interviewt. VN/Steurer