Neuer Nenzinger Bürgermeister: „Ich will Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen“

Michael Hartmann von „Wir für Nenzing“ übernimmt das Bürgermeisteramt in Nenzing mit 64 Prozent der Stimmen. Damit endet die 40-jährige Ära der FPÖ in der Gemeinde.
Nenzing Das Wahlergebnis der Stichwahl war eindeutig: Michael Hartmann („Wir für Nenzing“) wird neuer Bürgermeister und erhielt 63,61 Prozent der Stimmen. Damit ist die FPÖ nach 40 Jahren nicht mehr an der Spitze in Nenzing. Kornelia Spiß, die für die FPÖ ins Rennen ging, konnte ihr Ergebnis von vor zwei Wochen nicht verbessern und kam auf 36,39 Prozent. Für sie war das Resultat „nicht erwartbar“. Spiß sagte: „Wir haben 14 Tage nochmals Vollgas gegeben.“ Vizebürgermeisterin will sie nicht werden – das schloss sie kategorisch aus.

Die Wahlbeteiligung in der Marktgemeinde Nenzing lag bei 59,8 Prozent. Was Hartmann letztlich zugutekam, waren offenbar die Stimmen der Grünen. Auch Kornelia Spiß vermutete das: „Die Grünen sind ausnahmslos zu Michael Hartmann übergegangen.“ Rund 800 Stimmen mehr konnte Hartmann auf sich vereinen.

„Jetzt haben wir den richtigen Nachbarn“, freuten sich Marianne und Manfred Maurer, die direkt neben dem Rathaus wohnen und Michael Hartmann gewählt haben. „Ich kenne Michael schon lange. Er ist ein guter Geschäftsmann und ein zugänglicher Mensch. Wir haben das Vertrauen in ihn, dass er es besser macht“, sagte Marianne Maurer. Davor prosteten die beiden von ihrem Balkon aus mit einem Schnaps Hartmann zu und brachten damit ihre Freude zum Ausdruck.

„So viel Zuspruch habe ich nicht erwartet“, sagte Hartmann und lobte sein „tolles Team“, das „ausschlaggebend“ für den Wahlerfolg gewesen sei. Er ist kompletter Politikneuling. Da er jedoch stets gut im Kritisieren gewesen sei, wollte er nun das Bürgermeisteramt selbst ausprobieren. „Ich wurde von jungen Leuten angesprochen, dass ich es machen soll“, erklärte Hartmann, der durch seine Kinder viele junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren kennt. „Die wollen etwas bewegen und sind bereit, mitzumachen“, freut sich der 55-Jährige über den jungen Spirit, der sein Team ausmache.


Junge Nenzinger mehr miteinbeziehen
Zwar habe Langzeitbürgermeister Florian Kasseroler vieles sehr gut gemacht, doch die Jugend habe „hinterhergehängt“. Michael Hartmann will vor allem die jungen Nenzinger stärker dazu animieren, ihr Dorf aktiv mitzugestalten. Auch eine Dorfbar fehle. Hartmann stammt aus der Gastronomie und weiß, wie wichtig eine solche Einrichtung für ein Dorf ist. Auch vermehrte Konzerte kann er sich gut vorstellen – dafür müsse man aber auch nach neuen Locations suchen. Ebenfalls fehlen öffentliche Sportplätze für Jugendliche: „Da muss es ein größeres Angebot geben.“ Veranstaltungen und Gemeindevertretungssitzungen müssten auf Social Media sichtbarer gemacht werden. Auch die Gemeinde-Homepage könnte einen neuen Look vertragen.

Ein Hotel für Nenzing
Touristisch habe Nenzing viel zu bieten, doch es fehle an Schwung. „Ich will neue Wege beschreiten, Dinge ausprobieren, die unmöglich erscheinen, und etwas vorwärtsbringen“, so Hartmann, der 30 Jahre lang unternehmerisch tätig war. Deshalb könne er sich auch ein Hotel vorstellen: „Wir haben nicht weniger Potenzial als andere Tourismusorte.“ Mehr Tourismus bedeute auch mehr Handel.


Zwischen Rathaus und Kirche wird bereits seit Längerem über eine Begegnungszone diskutiert. Hartmann denkt weiter: „Wir können ein Pilotprojekt machen, ohne große finanzielle Aufwände.“ Man könne den Ortskern mit Marktständen beleben. „Wir sind ja eine Marktgemeinde.“ Und Landwirte mit hochwertigen Produkten gebe es zur Genüge. Er wolle den Ortskern „mit Leben füllen“, auch wenn es schwierig werde, neuen Handel anzusiedeln, wie sich in Bludenz zeige. Doch: „Es wird schwierig, aber nicht unmöglich. Wir wollen uns nicht im Denken beschränken lassen“, zeigt sich Hartmann offen für Neues.
