Das Fischbach-Areal: Geschichte und Wandel eines Industriekomplexes

VN / 31.03.2025 • 16:03 Uhr
Fischbach-Areal
Das Fischbach-Areal bleibt ein wichtiger Bestandteil der industriellen Geschichte Dornbirns. Das F.M.Hämmerle Werk Fischbach von der Straße aus 2013. Böhringer

Das Fischbach-Areal erzählt eine spannende Geschichte der Industrialisierung Dornbirns.

Im Jahr 1871 beantragte Johann Georg Ulmer die Errichtung einer Bleicherei im Fischbach-Areal. Das dreigeschossige Gebäude besaß eine Besonderheit: einen integrierten Trockenturm. Bereits 1873 erweiterte Ulmer das Areal um ein Ökonomiegebäude. Doch sein Einfluss war nur von kurzer Dauer, denn um 1880 übernahm das Unternehmen F. M. Hämmerle das Gelände und baute es zu einem wichtigen Baustein seines Textilimperiums aus.

Fischbach-Areal
historische Ansicht Werk Fischbach von Süden 1922. F.M. Hämmerle Archiv

Mit der Übernahme durch F. M. Hämmerle begann eine Phase intensiver Investitionen und Erweiterungen. Neben der bestehenden Zettlerei, Weberei und Buntweberei kamen eine Hasplerei sowie eine modernisierte Türkisch-Rotfärberei hinzu. Bereits kurz nach der Übernahme wurde die Infrastruktur verbessert: Die Wasserleitungen wurden ausgebaut, ein neues Trockengebäude errichtet und die Fabrik an das firmeneigene Telefonnetz angeschlossen. 1889 folgte ein Kesselhaus, 1890 entstanden Arbeiterwohnhäuser und 1898 wurde das Areal um ein Magazin erweitert.

In den Gewerbepark am Fischbach in der Dr.- Anton-Schneider-Straße kommt bald ein Maschinenbaubetrieb. VN/pes
Heute ist das Areal am Fischbach ein Gewerbepark. VN/pes

Innovation und Krisenzeiten

In den folgenden Jahrzehnten variierte die Produktion im Fischbach-Areal je nach wirtschaftlicher Lage. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Textilproduktion zeitweise zum Erliegen – stattdessen wurden hier ab 1940 Leichtflugzeuge für die Dornier-Werke gefertigt. Nach Kriegsende erlebte die Textilindustrie eine Hochphase, und 1949 gründete F. M. Hämmerle zusammen mit dem Textilunternehmen Böhler aus Schwarzach die Firma „Iris Taschentücher“, die ihren Stammsitz im Fischbach-Areal hatte.

Stofftaschentücher waren in der Nachkriegszeit ein gefragtes Gut und verkauften sich in großer Stückzahl. Mitte der 1950er Jahre setzte F. M. Hämmerle auf das Fischbach-Areal als Standort für neue Expansionen. 1955 begann der Bau einer großen Fabrikhalle für die Stoffveredelung nach Plänen der Zürcher Architekten Gherzi. 1956 folgte ein Fernheizkraftwerk, das die Dornbirner Betriebe des Unternehmens mit Wärme versorgte. Der industrielle Fortschritt spiegelte sich auch in der Architektur wider: Die modernen Backsteinbauten mit reduzierten kubischen Formen waren Ausdruck der Nachkriegsmoderne. In den folgenden Jahren wurden weitere Hallen, Lager und Werkstätten errichtet, sodass das Areal in den 1980er Jahren seinen Vollausbau erreichte.

Niedergang und neue Nutzung

Die wirtschaftlichen Veränderungen in der Textilindustrie führten schließlich 2008 zur Insolvenz von F. M. Hämmerle. Die Firma bestand seit 1836 und war Mitte der 1980er-Jahre mit mehr als 2200 Mitarbeitern das größte Textilunternehmen Österreichs. Die Produktion im Fischbach-Areal wurde 2010 endgültig eingestellt. Doch das Areal verfiel nicht in Bedeutungslosigkeit: Heute wird das historische Hauptgebäude vielseitig genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich ein Club, während das Obergeschoss als Verkaufsraum dient. Seit etwa 2010 wird das 16.500 Quadratmeter große Areal von der J.H. Verwaltungs GmbH betrieben. „Derzeit nutzen rund 110 verschiedene Mieter die Räumlichkeiten“, sagt Helmut Schlachter vom Gewerbepark. MEC