Zwischen Höhen und Tiefen

Die Musik hilft Lazaros Stertsos, die schwierigen Phasen seines Lebens zu meistern.
BREGENZ Lazaros Stertsos sitzt auf dem Sofa in seinem Einzimmerappartement und stimmt auf der Baglama eine Melodie an. Es ist ein Lied aus seiner Heimat Griechenland, die er als junger Mann verlassen hat, um sich zuerst in Deutschland, dann in Vorarlberg niederzulassen. Das Leben des Musikers und Malers, der 1960 in der Hafenstadt Igoumenitsa zur Welt kam, ist von vielen Höhen und Tiefen geprägt.

Aufgewachsen ist er mit dem jüngeren Bruder und den Großeltern. Die Eltern waren nach Deutschland ausgewandert, lebten in Lindau. Lazaros folgte ihnen 1978, um die letzten zwei Klassen Gymnasium und das Abitur am Griechischen Lyzeum in München zu absolvieren. In seiner Freizeit spielte er in einer Rock-Band Keyboard. Geprobt wurde im Keller des Hauses der Griechischen Gemeinde: „Dort habe ich die griechische Musik entdeckt.“
Militär statt Musik
Nach dem Abitur kehrte Lazaros nach Griechenland zurück. Er hatte vor, in Athen Musik zu studieren. Stattdessen wurde er zum Militärdienst eingezogen. Danach, 1985 war das, zog es ihn wieder nach Deutschland. Da die Eltern Gastronomiebetriebe führten, entschied er sich für die Ausbildung an einer Hotelfachschule. In dieser Zeit verliebte er sich in eine junge Frau namens Elisabeth. Das Paar heiratete 1987. Die Ehe hielt drei Jahre.

Dann trat Dorothea in sein Leben. „Mit ihr war ich acht Jahre zusammen. Sie ist die Mutter meiner Tochter Anastasia“, berichtet Lazaros. Seine bislang letzte Partnerin war eine Frau aus der Schweiz, der er am liebsten nie begegnet wäre: „Sie ist Narzisstin und hat mir das Leben zur Hölle gemacht.“ Trotz der psychischen Belastung durch diese Verbindung konnte Lazaros eine liebevolle Beziehung zu Anastasia aufbauen. Das erklärt er so: „Meine Eltern hatten keine Schulbildung, aber Herzensbildung. Ich habe von ihnen sehr viel Liebe bekommen, und diese Liebe gebe ich an meine Tochter weiter.“
Zur Malerei kam er, nachdem er einmal einem Straßenmaler zugeschaut hatte. „Das faszinierte mich, und ich begann zu malen.“ Zunächst Aquarelle, später wandte er sich der Ölmalerei zu.

Den Lebensunterhalt hat er sich jedoch immer mit harter körperlicher Arbeit verdient – in verschiedenen beruflichen Bereichen. Unter anderem war er Kranfahrer, Fleischverarbeiter, Putzmann, in der Käseproduktion sowie in der Stahl- und Metallverarbeitung tätig. Seit fünf Jahren ist er bei der Post angestellt.
Obdachlos
Belastend war auch die Zeit, als Vater und Mutter schwer erkrankten und in ein Altenheim umsiedeln mussten, in dem sie dann starben. „Wir gaben alles in Lindau auf“, schildert Lazaros, „auch unsere Wohnung. Darum brauchte ich eine neue Bleibe“. Er suchte in Vorarlberg, wo er seit Längerem einen Job hatte, fand jedoch nichts. „So wurde ich obdachlos.“ Eineinhalb Jahre später zog er in eine WG in Dornbirn ein. Wegen Eigenbedarfs des Hauseigentümers musste er vergangenen Dezember ausziehen. Seitdem bewohnt Lazaros das Einzimmerappartement in Bregenz.

„In den schwierigen Phasen, die ich durchlebte, habe ich sogar das Musizieren und das Malen aufgegeben“, sagt Lazaros. Inzwischen macht er beides wieder. Außerdem hat er angefangen, ein Buch zu schreiben. Der Titel: „Kleine wahre Geschichten aus meinem Leben“. Doch an erster Stelle steht die Musik, betont er: „Musizieren ist für mich die beste Psychotherapie.“ Immer häufiger wird er für Veranstaltungen engagiert. Er tritt allein auf oder mit anderen Musikern.
Heimweh nach Griechenland? „Ja, ab und zu schon. Nach der Sonne, dem Meer, den Farben, den Gerüchen.“