Tschalenga-Brücke als ästhetischer Zweckbau

VN / 02.05.2025 • 08:35 Uhr
Die Tschalenga-Brücke mit dem Nepomuk-Bildstock kurz nach der Fertigstellung 1913.
Die Tschalenga-Brücke mit dem Nepomuk-Bildstock kurz nach der Fertigstellung 1913.Otto Schwald

Bis 1980 führte die Bundesstraße 1 über diese Brücke nach Feldkirch. Dann wurde sie gesprengt.

Bludenz Im Juni 1910 wurde in Nüziders von der Hochwasser führenden Ill die alte Tschalenga-Brücke, eine gedeckte Holzbrücke, von den Fluten weggerissen. Da auch die Brücken Gais-Nenzing bzw. Schlins-Beschling zerstört wurden, gab es im oberen Walgau praktisch keine Möglichkeit mehr, die Talseite mit einem Verkehrsmittel zu wechseln. 

Der Tschalenga-Brücke kam insofern eine besondere Bedeutung zu, als über sie seit mehr als einem Jahrhundert die Arlberger Reichsstraße führte – die wichtigste direkte Verbindung von Bludenz nach Feldkirch. Deshalb wurde auch seitens der Behörde augenblicklich reagiert und alles unternommen, um die Unterbrechung der Strecke durch den Verlust der Brücke möglichst schnell, zumindest notdürftig, zu beheben. Daher kam der im Land für die Illverbauung zuständige Hofrat Philipp Krapf sofort zu einem Lokalaugenschein an die Unglücksstelle und versprach schnelle, unbürokratische Hilfe. Tatsächlich konnte bereits Ende Juni eine Notbrücke mit einer Breite von drei Metern fertiggestellt werden.

Tschalenga-Brücke als ästhetischer Zweckbau: Die Sprengung erfolgte Anfang März 1980.
Tschalenga-Brücke als ästhetischer Zweckbau: Die Sprengung erfolgte Anfang März 1980.

Im März 1911 erfolgte die kommissionelle Besichtigung der Hochwasserschäden, um weitere Maßnahmen einzuleiten, und im Oktober 1912 wurde von der k.k. Statthalterei der Neubau der Tschalenga-Brücke bei Kilometer 147,2 der Arlberger Reichsstraße öffentlich ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt die Firma Heimbach & Schneider in Hard, die noch Ende 1912 mit dem Bau begann, an dem durchschnittlich 70 Arbeiter tätig waren.

Ende März 1913 waren die beiden Widerlager bereits fertiggestellt, und es konnte mit dem Bogen begonnen werden. Nach der Belastungsprobe, die man im August 1913 durchführte, konnte die neue Brücke dem Verkehr übergeben werden. Die neue gewölbte Eisenbetonbrücke wies eine einzige Öffnung von 50,4 Metern lichter Weite und eine nutzbare Breite von 5,8 Metern zwischen den Geländern auf und war damals die längste in dieser Ausführungsart in ganz Vorarlberg.

Über 70 Jahre erfüllte die Tschalenga-Brücke ihre Aufgabe und bewältigte auch das immer stärkere Verkehrsaufkommen auf dieser wichtigen Verkehrsverbindung. Das Ende kam mit der Errichtung der Walgauautobahn und der Schaffung der Anschlussstelle Bludenz West. Am 3. März 1980 wurde die Brücke schließlich in Anwesenheit zahlreicher Schaulustiger gesprengt. OS