„Wir wollen als elfte Gemeinde gezählt werden – und als solche auch ein Stimmrecht erhalten“

VN / 15.05.2025 • 09:25 Uhr
Nick Klein, Jugendforum Montafon
Nick Klein ist Obmann des Jugendforums Montafon. VN/JUN

Das Jugendforum Montafon nimmt erstmals an Standessitzungen teil – ein Schritt in Richtung mehr Mitbestimmung. Was sich die Jugendlichen im Tal wünschen, weiß Nick Klein – und will sich dafür einsetzen.

Schruns Seit dieser Legislaturperiode ist das Jugendforum Montafon erstmals mit einer Person bei den Standessitzungen vertreten – ein echter Meilenstein, wie Obmann Nick Klein betont. Gemeinsam mit Sarah Ostrowski bildet er die Doppelspitze des Jugendforums, das aus zehn Jugendlichen besteht.

Viele Mitglieder des Jugendforums sind sehr jung und besuchen die Mittelschule. Sobald sie ihren Abschluss machen, widmen sie sich verstärkt dem Lernen, legen ihr Engagement auf Eis – und kehren in der Regel (bis auf wenige Ausnahmen) nicht mehr zurück.

Eröffnung Jugendhaus Offene Jugendarbeit Montafon September 2024
Die Offene Jugendarbeit Montafon (JAM) befindet sich am Tschaggunser Bahnhof. meznar-media

Nick Klein ist 17 Jahre alt, besucht das Gymnasium in Bludenz und zählt damit zu den älteren Mitgliedern. „In zwei Jahren schreibe ich die Matura“, sagt er. „Wenn du das gern machst, musst du dir die Zeit nehmen. Das Jugendforum liegt mir am Herzen.“ Nick organisiert unter anderem Veranstaltungen für Jugendliche im Montafon. Zuletzt fand am Grasjoch ein Ski- und Snowboardcontest für Schüler und Erwachsene statt. „24 Leute haben teilgenommen“, sagt er zufrieden. Auch das jährlich stattfindende Jugendkino muss organisiert werden.

Nick Klein, Jugendforum Montafon
Das JAM hat nur zweimal die Woche offen, doch die Jugendlichen brauchen einen konsumfreien Ort, wo sie sich jeden Tag treffen können. VN/JUN

Momentan ist die Gruppe in Wien: „Dort schauen wir uns das Parlament an“, so Nick. Alle zwei Wochen trifft sich das Jugendforum abends und bespricht Themen, die das Tal betreffen. Vorher geht Nick oft noch einkaufen, denn: „Die Kinder haben Hunger, wenn sie von der Schule kommen.“

„Ich schreibe mehr E-Mails als ein normaler 17-Jähriger“, sagt Nick, der seit vier Jahren in Gaschurn lebt und ursprünglich aus Sachsen-Anhalt stammt. Auch beim regRek (regionaler räumlicher Entwicklungsplan) wurde das Jugendforum als Stimme der Jugend eingebunden. Nun ist das Gremium sogar bei den Standessitzungen vertreten: „Seit dreieinhalb Jahren bin ich im Jugendforum und wollte von Anfang an, dass wir dort mit am Tisch sitzen.“

Jugendforum Montafon, Ski- und Snowboardcontest
Alle zwei Wochen trifft sich das Jugendforum und bespricht talweite Themen. Mit dabei: Jugendkoordinatorin Elke Martin. Privat

Für mehr Mitbestimmung

Das Jugendforum wird vom Stand Montafon finanziert und erhält ein jährliches Budget. „Wir sind der Ankerpunkt zwischen Politik und Jugend.“ Denn die Entscheidungen der Politik betreffen vor allem die Jugend. Ihm geht es um Mitbestimmung. „Wir wollen als elfte Gemeinde gezählt werden – und als solche auch ein Stimmrecht erhalten.“ Bislang nimmt das Jugendforum in den Standessitzungen eine beratende Rolle ein. Die Jugendlichen dürfen ihre Meinung zu jugendrelevanten Themen äußern – mitbestimmen dürfen sie nicht.

Nick Klein, Jugendforum Montafon
Nick freut sich, dass er an den Standessitzungen teilnehmen darf. VN/JUN

Für die 50er-Beschränkung auf der L188 „haben wir uns aktiv ausgesprochen“, sagt Nick. Die Geschwindigkeitsreduktion sorge für weniger Lärm. „Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Und wo kein Wille ist, wird man 130 Gründe finden, warum man etwas nicht machen will.“

Konsumfreier Platz

Ein zentrales Anliegen des Jugendforums ist die Schaffung eines konsumfreien Treffpunkts. Doch ein geeignetes Grundstück – geschweige denn ein Gebäude – sei schwer zu finden, da vieles in Privatbesitz ist oder als Futterwiese dient. Hinzu komme die Sorge der Anrainer wegen möglicher Lärmbelastung. Dabei sei ein konsumfreier Raum ein klar geäußerter Wunsch der Jugendlichen. Das JAM beim Bahnhof Tschagguns hat nur zwei- bis dreimal pro Woche geöffnet – zu wenig.

Standesrepräsentantenwahl, Stand Montafon
Erstmals hat das Jugendforum Montafon einen Sitz bei den Standessitzungen. VN/JUN

Ein weiterer Wunsch betrifft die Mobilität: eine bessere Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bartholomäberg und ins Silbertal. „Um halb sieben fährt der letzte Bus.“ Auch eine Bahnverlängerung bis St. Gallenkirch oder eine Art Gondel von Partenen bis Schruns, mit mehreren Haltestellen, wäre für Nick denkbar. Eine Umfahrungsstraße für Gantschier hingegen würde dem Ort langfristig eher schaden.

Jugendforum Montafon, Ski- und Snowboardcontest
Zuletzt hat das Jugendforum einen Ski- und Snowboardcontest am Grasjoch organisiert. Privat

Ein Wunsch an die Politik hat er auch: Jugendliche nicht länger als „Show-Objekte“ bei Medienterminen zu benutzen. „Wir werden nur für das Foto gebraucht und haben trotzdem nichts zu sagen.“ Das Interesse an Politik entwickelte Nick erst, als er ins Montafon zog. Ob er Politikwissenschaften studieren will? „Nein, ich werde Medizin studieren.“