Drohungen gegen Schulen und die Ohnmacht der Betroffenen

Österreichweit häufen sich Amok-und Bombendrohungen gegen Schulen auch in Vorarlberg.
Bregenz Es sind perfide Vorgänge. Ein Zettel auf dem Klo mit einer Amokdrohung, Telefonanrufe, die ähnliches ankündigen, womöglich eine Bombendrohung, Behauptungen, Waffen würden sich im Gebäude befinden. Vorfälle dieser Art haben sich unlängst österreichweit gehäuft. 27 Schulen waren laut ORF alleine in Niederösterreich mit solchen Vorkommnissen konfrontiert, in Oberösterreich waren es 14. Aber auch in Vorarlberg muss immer häufiger die Polizei in Bildungsstätten einrücken.
Hotspot Rankweil
Allein im Mai dieses Jahres gab es zwei Bedrohungsszenarien an Vorarlberger Schulen: an der HTL Rankweil und an der Mittelschule Dornbirn Markt. Während in Rankweil eine Amokdrohung als nicht so dramatisch eingestuft und Präsenzunterricht abgehalten wurde, war das an der Mittelschule Dornbirn-Markt anders. Ein Zettel mit der Behauptung über das Vorhandensein einer Waffe an der Schule wurde da gefunden, die Schule musste evakuiert werden. “Die Polizei ermittelte den Verursacher. Es handelte sich um einen Schüler, der Angstzustände hatte, sich in einer Fantasiewelt befand. Er wurde suspendiert, aber später kam er wieder zu uns zurück”, erzählt Direktor Christoph Hämmerle über das Geschehene.

Kurz zuvor, im April, hatte es eine Amokdrohung an der HLW Rankweil gegeben. Die Schule reagierte mit Online-Unterricht am folgenden Tag, begleitet von Sicherheitsmaßnahmen.

Die Sorgen bleiben
Die Mittelschule Mittelweiherburg in Hard war im März 2024 Schauplatz einer Amokdrohung. Ein Schriftzug mit der Aufschrift “Amok 20.3.” wurde in einem Mädchen-WC entdeckt. “Natürlich war das alles andere als angenehm. Aber wir haben dieses Ereignis gut verkraftet. Sorgen bereitet mir die gesellschaftliche Entwicklung, die uns so immer öfter solche Ereignisse beschert”, reflektiert Direktor Christian Höperger das unangenehme Erlebnis von damals.
Ein Amoklauf-Androhung mit anschließendem Cobra-Einsatz gab es im November 2022 an der Mittelschule Dornbirn-Haselstauden. Ausgelöst von einem Jugendlichen, der später als unzurechnungsfähig eingestuft wurde.

Lösegeld gefordert
Für immer eingebrannt in der Erinnerung hat sich für den HTL Dornbirn-Direktor Michael Grünwald ein dramatisches Ereignis am ersten Schultag des Schuljahres 2018/2019. “Ich bekam am Abend einen anonymen Anruf mit der Androhung einer Bombenexplosion am darauffolgenden Vormittag, verbunden mit einer Lösegeldforderung.” Sofort konsultierte der Schulleiter die Polizei. Die riet ihm zu einer inszenierten Alarm-Übung am nächsten Vormittag, die den Vorwand zur Entlassung aller Schüler an diesem Tag lieferte. “Erst danach habe ich alle Lehrer in einer Krisensitzung informiert. Und natürlich dann auch per E-Mail die Eltern.”Der Täter wurde nie gefasst. Die Polizei sagte mir, es habe sich beim Täter um einen Profi gehandelt.”

“Kein Kavaliersdelikt”
Was tun gegen Bedrohungen dieser Art? Heiko Richter, Direktor der Bildungsdirektion Vorarlberg: “Wir nehmen solche Dinge sehr ernst. Schulleiter sind angehalten, als erstes sofort die Polizei zu informieren, wenn eine Drohung wahrgenommen wird. Natürlich auch uns, damit wir die Form des Unterrichts besprechen können, die unter den besonderen Umständen möglich ist. Betonen möchte ich auch, dass solche Aktivitäten keine Kavaliersdelikte sind und schwerwiegende Konsequenzen, auch finanzielle, nach sich ziehen können.”
