Der Felsenkeller ist erwachsen geworden

VN / 01.06.2025 • 16:00 Uhr
Als wäre die Zeit stehen geblieben: 1970 setzte Franz Fetz mit dem Felsenkeller einen Markstein für die heimischen Diskotheken-Geschichte – so die damals gebräuchliche Schreibweise für die einzigartige Party-Location Felsenkeller.
Als wäre die Zeit stehen geblieben: 1970 setzte Franz Fetz mit dem Felsenkeller einen Markstein für die heimischen Diskotheken-Geschichte.peter strauss

Kult-Location am Bödele ist Teil des Konzepts der neuen Hotel-Eigentümer.

Schwarzenberg. „Wir wollten ganz bewusst Zeichen für einen Neuanfang setzen, trotzdem aber auch die Erinnerung an die Geschichte dieser legendären Kult-Location wachhalten“, erläutert Silvia Metzler, die Ende 2023 mit ihrem Gatten Markus den Berghof Fetz samt dem Felsenkeller übernommen hat. Wie sie diesen Spagat schaffen will, zeigt sie beim Lokalaugenschein vor Ort auf: „Morgen haben wir hier eine Hochzeit, deshalb ist so nobel gedeckt“, erzählt sie, während sie da noch einen Blumenschmuck zurechtrückt und dort noch ein paar Gedecke dazustellt.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Ein Teil von dem, was den Felsenkeller einzigartig und unverwechselbar machte, ist heute noch sichtbar: die „Felsenwände“, der offene Kamin, uralte Ski als Wanddeko – aber andererseits wurde die Einrichtung nobler – wenn man so will ist der Felsenkeller erwachsen geworden . . .  
Ein Teil von dem, was den Felsenkeller einzigartig und unverwechselbar machte, ist heute noch sichtbar: die „Felsenwände“, der offene Kamin, uralte Ski als Wanddeko.

Anders – und doch nicht

Wenn man sehr viele Jahre nicht mehr hier war, erscheint alles neu, doch beim genaueren Hinsehen werden Erinnerungen wach – vor allem an die Zeit, in der „Hirschewirts Franz“ (Fetz) hier im Schnittpunkt von Wald und Rheintal in den frühen 1970er Jahren einen Markstein in der Ländle- Gastronomie-Szene gesetzt hat, indem er einen neuen Typ eines Treffs für die Jugend kreierte: Nach Ausbildung in Bad Hofgastein und Lehr- und Wanderjahren, die Franz Fetz bis nach Cannes und auf die Bermudas führten, kehrte er 1970 in den Bregenzerwald zurück und sein Vater Albert schlug ihm vor, das biedere Tanzlokal auf dem Bödele, das 1959 buchstäblich aus den Ruinen des 1938 abgebrannten Hotels entstanden war, zu übernehmen – samt dem Zitherspieler. Um ein Haar wäre Franz Fetz wieder „abgereist“, doch dann setzte er sich mit seinen Ideen durch und machte aus dem Felsenkeller eine Diskothek, die zum Mekka der Jugend aus weitem Umkreis wurde.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: In einem ersten Schritt wurden Zimmer, Gasträumlichkeiten und Wellnessbereich modernisiert, jetzt wird auch das äußere Erscheinungsbild verändert: Das Haus wird wärmegedämmt und bekommt zum Teil eine neue Fassade.
In einem ersten Schritt wurden Zimmer, Gasträumlichkeiten und Wellnessbereich modernisiert, jetzt wird auch das äußere Erscheinungsbild verändert: Das Haus wird wärmegedämmt und bekommt zum Teil eine neue Fassade.

Vieles vom Meilenstein, den Franz Fetz hier gesetzt hat, ist noch erhalten – die Holzstiege hinauf zum Eingang, das Schild mit roten und blauen Buchstaben, das in den Keller weist, die „Felsenwände“, die dem Keller nicht nur den Namen, sondern auch unverwechselbare Atmosphäre gaben, die uralten Ski als Deko, die Theke und daneben der offene Kamin aus dem Bestand des 1938 bis auf die Grundmauern abgebrannten Hauses.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Da kann sich Silvia Metzler ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie die legendäre Trinkgeldglocke über der Theke läutet. Die Blütezeit der 1970er Jahre kennt sie nur aus Erzählungen und aus einer Dokumentation von Klaus Rietzler. Symbolisch läutet sie eine neue Ära für den Felsenkeller ein, denn "wir möchten an diese Zeit ein wenig erinnern . . ."
Da kann sich Silvia Metzler ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie die legendäre Trinkgeldglocke über der Theke läutet.

Es hat sich gewandelt

Oder die legendäre Trinkgeld-Glocke über der Theke und daneben die kultigen Werbeschilder für Mohrenbräu und Coca-Cola. Erinnerungen an die große Zeit des Felsenkellers, denn vor 50 Jahren zog Franz Fetz weiter, um den Hirschen zu übernehmen und seiner Schwester Barbara fehlten Know-how und Connections, um im Felsenkeller weiter wie Bruder Franz Vollgas geben zu können, zumal sie sich voll auf den Berghof Fetz konzentrierte. Hinzu kam auch noch die Konkurrenz: Tenne in Mellau, Linie 8 in Lustenau, Wintergarten in Feldkirch.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Die umfangreichen Baumaßnahmen sind in der Zielgeraden.
Die umfangreichen Baumaßnahmen sind in der Zielgeraden.

Konsequenzen daraus: Öffnungszeiten im Felsenkeller wurden nach und nach reduziert, bald war nur noch am Freitag/Samstag geöffnet und ab den 1990-er Jahren wurde der Felsenkeller praktisch nur noch für Feiern genutzt.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Kaum verändert der Bereich der Theke – Mohrenbräu-Werbung und Coca-Cola-Schild aus der Zeit als dieses Kultgetränk das Ländle eroberte (1929) und weitere nostalgische Dekoration. Silvia Metzler: „Das Bödele hat mich schon als Kind magisch angezogen – später haben wir in der Bödele-Kapelle geheiratet und dort auch unsere Tochter Valentina getauft – jetzt sind wir hier als Hoteliers angekommen.“
Kaum verändert der Bereich der Theke – Mohrenbräu-Werbung und Coca-Cola-Schild aus der Zeit als dieses Kultgetränk das Ländle eroberte (1929) und weitere nostalgische Dekoration.

„Das wollen wir beibehalten“

Bei diesem Status soll es bleiben, denn Silvia und Markus Metzler, die 2023 mit dem Berghof auch den Felsenkeller übernommen haben, möchten sich auf das Hotel konzentrieren und sehen im Felsenkeller eine reizvolle Ergänzung ihres Hotel-Angebots. Durch behutsames Update weniger auf Jugend gestylt, denn nach 55 Jahren ist der Felsenkeller erwachsen geworden.

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Der ehemalige Berghof Fetz am Bödele wurde von den neuen Besitzern einem umfassenden Update unterzogen, das auch den neuen Namen MARVIA – eine Wortschöpfung aus MAR-kus und Sil-VIA Metzler – beinhaltet. STP
Der ehemalige Berghof Fetz am Bödele wurde von den neuen Besitzern einem umfassenden Update unterzogen.

Neustart auch beim Hotel

Die neuen Eigentümer haben dabei den Felsenkeller auch dem Hotel angepasst, das sie ebenfalls einer gründlichen Überarbeitung unterzogen haben. Das fängt schon beim Namen MARVIA – eine Wortschöpfung aus MAR-kus und Sil-VIA an. „In einem ersten Schritt haben wir innen modernisiert, jetzt wird noch außen runderneuert, wärmegedämmt und neu gestylt, um wie neu durchstarten zu können“, so Silvia und Markus bestimmt. STP

Felsenkeller ist erwachsen geworden: Die Rollen sind klar verteilt: Als gelernter Koch führt Markus in der Küche Regie und ist als leidenschaftlicher Jäger bemüht Wildgerichte auf die Speisekarte zu bringen, Silvia kümmert sich um Reception und Service – und ihre Spezialität: selbstgemachte Torten und Kuchen.
Als gelernter Koch führt Markus in der Küche Regie und ist als leidenschaftlicher Jäger bemüht, Wildgerichte auf die Speisekarte zu bringen, Silvia kümmert sich um Reception und Service – und selbstgemachte Torten und Kuchen.
Felsenkeller ist erwachsen geworden: Mit dem kleinen aber feinen Hotel Gretina in Bezau haben Markus und Silvia Metzler 2017 erfolgreich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, jetzt haben sie sich mit dem Marvia am Bödele einen noch größeren Traum erfüllt.
Mit dem kleinen aber feinen Hotel Gretina in Bezau haben Markus und Silvia Metzler 2017 erfolgreich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, jetzt haben sie sich mit dem Marvia am Bödele einen noch größeren Traum erfüllt.