Streiflicht: Beten und laufen
Sie haben am Sonntag für die Schweizer gebetet im Gottesdienst, kommt auch nicht oft vor. „Herr, lass die Menschen von Blatten nicht allein bleiben vor dem Schutthaufen, der ihr Dorf zugedeckt hat. Wir bitten Dich, erhöre uns!“ Denn am 28. Mai um 15:24 Uhr donnerten zehn Millionen Kubikmeter Eis und Fels ins Lötschental. Die Erde hat gebebt. Die Luft war blind vor Staub. Dann war nichts mehr wie zuvor.
Umfassende Hilfe für die Bewohner steht wohl außer Frage. Die Schweiz wird ja nicht von einem Zyniker regiert, der nur seinen Profit im Blick hat. Die Genossenschaft gründet auf einem über 700 Jahre alten Eid. Da tickt man anders. Oh, sie streiten oft heftig, die Eidgenossen. Aber im Notfall stehen sie zusammen. Selbst, wenn der Feind von innen kommt.
Berge und Gletscher verlieren ihren Halt. Wir können nichts dagegen tun. Der Mensch reist ins All, und Kühlschränke schicken Push-Nachrichten aufs Handy, weil das Crash-Eis zur Neige geht. Aber wenn ein Berg instabil wird, können wir nur noch laufen. Sie haben am Sonntag für die Schweizer Nachbarn gebetet. Und vielleicht auch ein wenig in eigener Sache, schließlich stehen in Österreich rund 70.000 Häuser in der roten Zone.
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