Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt

In der Wälder Käselandschaft wurde an „historischer“ Stätte neues Kapitel aufgeschlagen.
Schnepfau Die Milchlandschaft ist im Umbruch – auch in Vorarlberg, auch im Bregenzerwald. Atemberaubend schnell verändern sich Strukturen in einer Art und Weise, die noch vor kurzem unvorstellbar war. Wer hätte etwa damit gerechnet, dass aus der Vorarlberg Milch ein drei-Prozent-Partner der NÖM wird? Oder dass die Sennerei Doren-Huban, 1901 als einzige Sennereischule der Monarchie gegründet, heute Geschichte ist?

Der Tradition verpflichtet
Gleiches Schicksal drohte der Sennerei in Schnepfau, sie stand ebenfalls vor dem Zusperren. So weit kam es zum Glück nich. Vielleicht auch deshalb, weil Schnepfau nicht einfach nur eine von vielen Sennereien ist, sondern weil Schnepfau als Heimat der legendären Käsgrafen eine ganz wesentliche Rolle für die Entwicklung der Talschaft zum Käse-Mekka leistete.

Das „Schwarzenberg für Käse“
Was Schwarzenberg mit seinem Markt schon vor mehr als 400 Jahren für den Viehhandel bedeutete, wurde Schnepfau im 19. Jahrhundert für den Käse. Schwarzenbergs Chronik berichtet, dass vor etwa 150 Jahren auf dem Markt 300 Stiere und Ochsen, 1200 Kühe, 750 Rinder, 200 Kälber und 300 Schweine den Besitzer wechselten. Etwa zur gleichen Zeit hatte Gallus Moosbrugger mit seinen Brüdern Josef Ambros und Leopold ein Käsehandel-Imperium aufgebaut. Gallus Moosbrugger, „Jöckles Galle“, 1810 in Schnepfau geboren, weitete sein Unternehmen bis nach Mailand, wo er ein Stadtpalais besaß, aus. Er belieferte mit einem Fuhrpark von sechzig Pferden entfernteste Teile der Monarchie, wie Ungarn, die Lombardei oder Venetien, mit Käse.

Der Kreis schließt sich
Das Stammhaus der Familie Moosbrugger, das Gasthaus Adler, ist nur einen Steinwurf von der Sennerei entfernt und „Jöckles Galle“ hätte nicht schlecht gestaunt, wenn er von seinem Elternhaus aus den riesigen Auflauf anlässlich der Sennerei-Wiedereröffnung gesehen hätte. Mit diesem Eröffnungsfest schließt sich der Kreis und das riesige Interesse war für die Initiatoren des Projekts eine Bestätigung für die Richtigkeit ihrer Entscheidung.

Wie berichtet, hat Alpenkäse die Sennerei Schnepfau übernommen, rund 700.000 Euro in Modernisierung und Umbau investiert. Mit dieser Strategie, so Geschäftsführer Hermann Metzler, hat Alpenkäse nicht nur seine Produktpalette mit Weichkäsen erweitert, sondern auch den Schnepfauer Milchbauern, deren Genossenschaft aufgelöst und in Alpenkäse integriert wurde, eine Zukunftsperspektive eröffnet.

Ein Start wie im Bilderbuch
Nach dem Umbau startete Anfang des Jahres die Produktion und der Weltmilchtag war ein passender Anlass, die „neue“ Sennerei mit einem großen Dorffest vorzustellen. Das Interesse war riesig, sowohl vor der Sennerei als auch vor dem Bonstand bildeten sich lange Warteschlangen. Frühsommerliches Schönwetter war der passende Rahmen für das Fest, das von den Fidelen Mellentalern musikalisch begleitet wurde.

Mit großer Freude hatte der seit 2022 pensionierte, in Schnepfau geborene Pfarrer Albert Egender („Vor 70 Jahren durfte ich als Erstklässler in der Sennerei Schotten holen“) die Segnung der neuen Sennerei übernommen.

Geschäftsführer Hermann Metzler und Lothar Sieber, Vorsitzender des Alpenkäse-Aufsichtsrats, erläuterten Hintergründe, wie es zu dieser Lösung kam.

Traumstart für den Senner
Johannes Fink, der die Sennerei leitet, führte Besucher durch die Produktion und durfte stolz berichten, dass zwei seiner Käse („Katharina“ und „Leopold“) in Wieselburg mit Goldmedaillen ausgezeichnet wurden.

Für die Verpflegung waren die Landjugend Hinterwald sowie die Bäuerinnen aus Hinter- und Mittelwald bemüht. STP

