Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt

VN / 11.06.2025 • 11:30 Uhr
Exklusive Wein- und Käseverkostung: Eben erst gekürter Wäldar Win und Weichkäse aus Schnepfau, für die es in Wieselburg auf Anhieb zwei Goldmedaillen gab. STP
Eben erst gekürter Wäldar Win und Weichkäse aus Schnepfau, für die es in Wieselburg auf Anhieb zwei Goldmedaillen gab. stp

In der Wälder Käselandschaft wurde an „historischer“ Stätte neues Kapitel aufgeschlagen.

Schnepfau Die Milchlandschaft ist im Umbruch – auch in Vorarlberg, auch im Bregenzerwald. Atemberaubend schnell verändern sich Strukturen in einer Art und Weise, die noch vor kurzem unvorstellbar war. Wer hätte etwa damit gerechnet, dass aus der Vorarlberg Milch ein drei-Prozent-Partner der NÖM wird? Oder dass die Sennerei Doren-Huban, 1901 als einzige Sennereischule der Monarchie gegründet, heute Geschichte ist?

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: GV Hermann Metzler, Lothar Sieber und Johannes Fink bedankten sich bei Pfarrer Albert Egender mit Kostproben aus der neuen Sennerei.
GV Hermann Metzler, Lothar Sieber und Johannes Fink bedankten sich bei Pfarrer Albert Egender mit Kostproben aus der neuen Sennerei.

Der Tradition verpflichtet

Gleiches Schicksal drohte der Sennerei in Schnepfau, sie stand ebenfalls vor dem Zusperren. So weit kam es zum Glück nich. Vielleicht auch deshalb, weil Schnepfau nicht einfach nur eine von vielen Sennereien ist, sondern weil Schnepfau als Heimat der legendären Käsgrafen eine ganz wesentliche Rolle für die Entwicklung der Talschaft zum Käse-Mekka leistete.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Pfarrer Albert Egender bei der Segnung: "Meine Erinnerungen an die Sennerei gehen 70 Jahre zurück - schon als Schulerbub habe ich hier oft Schotten geholt."
Pfarrer Albert Egender bei der Segnung: “Meine Erinnerungen an die Sennerei gehen 70 Jahre zurück – schon als Schulerbub habe ich hier oft Schotten geholt.”

Das „Schwarzenberg für Käse“

Was Schwarzenberg mit seinem Markt schon vor mehr als 400 Jahren für den Viehhandel bedeutete, wurde Schnepfau im 19. Jahrhundert für den Käse. Schwarzenbergs Chronik berichtet, dass vor etwa 150 Jahren auf dem Markt 300 Stiere und Ochsen, 1200 Kühe, 750 Rinder, 200 Kälber und 300 Schweine den Besitzer wechselten. Etwa zur gleichen Zeit hatte Gallus Moosbrugger mit seinen Brüdern Josef Ambros und Leopold ein Käsehandel-Imperium aufgebaut. Gallus Moosbrugger, „Jöckles Galle“, 1810 in Schnepfau geboren, weitete sein Unternehmen bis nach Mailand, wo er ein Stadtpalais besaß, aus. Er belieferte mit einem Fuhrpark von sechzig Pferden entfernteste Teile der Monarchie, wie Ungarn, die Lombardei oder Venetien, mit Käse.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Nach der Segnung der neuen Sennerei durch Pfarrer Albert Egender wurde das Gebäude von neugierigen Besuchern des Eröffnungsfestes regelrecht gestürmt.
Nach der Segnung der neuen Sennerei durch Pfarrer Albert Egender wurde das Gebäude von neugierigen Besuchern des Eröffnungsfestes regelrecht gestürmt.

Der Kreis schließt sich

Das Stammhaus der Familie Moosbrugger, das Gasthaus Adler, ist nur einen Steinwurf von der Sennerei entfernt und „Jöckles Galle“ hätte nicht schlecht gestaunt, wenn er von seinem Elternhaus aus den riesigen Auflauf anlässlich der Sennerei-Wiedereröffnung gesehen hätte. Mit diesem Eröffnungsfest schließt sich der Kreis und das riesige Interesse war für die Initiatoren des Projekts eine Bestätigung für die Richtigkeit ihrer Entscheidung.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Geschäftsführer Hermann Metzler weiß, was er an der Schnepfauer Sennerei hat: "Damals wie heute der Ort für Käse-Pioniere".
Geschäftsführer Hermann Metzler weiß, was er an der Schnepfauer Sennerei hat: “Damals wie heute der Ort für Käse-Pioniere”.

Wie berichtet, hat Alpenkäse die Sennerei Schnepfau übernommen, rund 700.000 Euro in Modernisierung und Umbau investiert. Mit dieser Strategie, so Geschäftsführer Hermann Metzler, hat Alpenkäse nicht nur seine Produktpalette mit Weichkäsen erweitert, sondern auch den Schnepfauer Milchbauern, deren Genossenschaft aufgelöst und in Alpenkäse integriert wurde, eine Zukunftsperspektive eröffnet.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Die Sennerei-Eröffnung war auchfür den früheren Agrarlandesrat Erich Schwärzler ein Pflichttermin.
Die Sennerei-Eröffnung war auchfür den früheren Agrarlandesrat Erich Schwärzler (rechts) ein Pflichttermin.

Ein Start wie im Bilderbuch

Nach dem Umbau startete Anfang des Jahres die Produktion und der Weltmilchtag war ein passender Anlass, die „neue“ Sennerei mit einem großen Dorffest vorzustellen. Das Interesse war riesig, sowohl vor der Sennerei als auch vor dem Bonstand bildeten sich lange Warteschlangen. Frühsommerliches Schönwetter war der passende Rahmen für das Fest, das von den Fidelen Mellentalern musikalisch begleitet wurde.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: "Festkoordinatorin" Hannelore Metzler und der bisherige Schnepfauer Sennerei-Obmann Werner Moosbrugger mit der lustigen und tiefsinnigen Wortspielerei, das Motto der Sennerei Schnepfau.
“Festkoordinatorin” Hannelore Metzler und der bisherige Schnepfauer Sennerei-Obmann Werner Moosbrugger mit der lustigen und tiefsinnigen Wortspielerei, das Motto der Sennerei Schnepfau.

Mit großer Freude hatte der seit 2022 pensionierte, in Schnepfau geborene Pfarrer Albert Egender („Vor 70 Jahren durfte ich als Erstklässler in der Sennerei Schotten holen“) die Segnung der neuen Sennerei übernommen.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Für die Sennerei-Eröffnung wurde der Schnepfauer Dorfplatz zur großen Festarena.
Für die Sennerei-Eröffnung wurde der Schnepfauer Dorfplatz zur großen Festarena.

Geschäftsführer Hermann Metzler und Lothar Sieber, Vorsitzender des Alpenkäse-Aufsichtsrats, erläuterten Hintergründe, wie es zu dieser Lösung kam.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Für die musikalisches Umrahmung der Eröffnung waren die fidelen Mellentaler verantwortlich.
Für die musikalisches Umrahmung der Eröffnung waren die fidelen Mellentaler verantwortlich.

Traumstart für den Senner

Johannes Fink, der die Sennerei leitet, führte Besucher durch die Produktion und durfte stolz berichten, dass zwei seiner Käse („Katharina“ und „Leopold“) in Wieselburg mit Goldmedaillen ausgezeichnet wurden.

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: "Riccardo" und "Leopold" sind bereits auf dem Markt.
“Riccardo” und “Leopold” sind bereits auf dem Markt.

Für die Verpflegung waren die Landjugend Hinterwald sowie die Bäuerinnen aus Hinter- und Mittelwald bemüht. STP

Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Auch "Katharina" und "Giuseppe" sind im Spezialitätenregal. "Gallus" muss indes noch reifen.
Auch “Katharina” und “Giuseppe” sind im Spezialitätenregal. “Gallus” muss indes noch reifen.
Da hätte auch Käsgraf Gallus gestaunt: Die vielen Festgäste mussten sich in Geduld üben - an der Bonkassa bildete sich schnell eine lange Warteschlange.
Die vielen Festgäste mussten sich in Geduld üben – an der Bonkassa bildete sich schnell eine lange Warteschlange.