Haarkunst trifft Achtsamkeit

Herzensprojekt von Melanie Faißt basiert auf Leidenschaft und Leidensgeschichte.
Hittisau Melanie Faißt wuchs inmitten der Bregenzerwälder Naturidylle auf, die in ihr ein Gefühl für Schönheit weckte. „Auch schöne Menschen bewunderte ich, verband das damals mit Frisuren und Kosmetik. Meine kleine Schwester und die Puppen wurden ständig neu gestylt“, erzählt die Hittisauerin. Bereits als Heranwachsende zeigte sie ihren starken Willen: Friseurin werden. Ihre Eltern respektierten das, auch als Lehrpersonen den Besuch einer weiterführenden Schule empfahlen. Melanie begann 2013 ihre Friseurausbildung und machte später noch die Kosmetiklehre dazu. Wieder war sie unbeirrbar: „Nur bei Maischön in Bregenz wollte ich lernen.“ Das gelang, mit Erfolg. 2016 wurde sie Landesmeisterin. Über acht Jahre arbeitete sie im Bregenzer Geschäft, war schlussendlich in der Salonleitung.

Leidensweg
Dann erlebte sie, wie fragil das Gleichgewicht des Körpers sein kann. Eine Hauterkrankung stellte alles infrage. „Rote, nässende Stellen überzogen Gesicht und Körper, die Nägel fielen teils ab“, erinnert sich die 27-Jährige. Ärzte verschrieben Medikamente und Cortisonsalben – nichts brachte dauerhaft Linderung. Empfohlen wurde eine Umschulung. Sie blieb stur. „Meinen Traumberuf aufgeben – unvorstellbar.“ Der langwierige Leidensweg führte in eine Grazer Reha-Klinik, auch dies ohne Besserung. Ihr wurde klar, dass sie sich selbst um ihre Gesundheit kümmern musste. „Ich beschäftigte mich intensiv mit Ernährung und der Frage, wie das Innere das Äußere beeinflusst – und umgekehrt.“ In der Folge absolvierte Melanie in der Schweiz eine Fernausbildung zur Gesundheits- und Ernährungsberaterin. Die persönliche Reise war nicht nur heilsam, sondern machte ihr bewusst: „Schönheit basiert darauf, wie man lebt, sich ernährt, wie man sich fühlt. Haare und Haut erzählen Geschichten – darüber, was nährt oder auslaugt.“ Nach und nach stabilisierte sich ihr Zustand – durch Ernährungsumstellung und einen bewussteren Umgang mit Stress.
„Im Leben öffnen sich immer wieder Türen. Man muss diese sehen und hindurch gehen.“
Melanie Faisst, Friseurmeisterin
Melanie war bereit für Neues, kündigte den Job, um einen neuen Traum zu leben: Reisen. Den Plan durchkreuzte Corona. Stattdessen erhielt sie das Angebot, in einem Oberlecher Luxushotel ein Friseurstudio für eine Saison zu leiten. Sie sah das als Zeichen und nahm an. „Da bin ich interessanten Menschen begegnet und fand eine Freundin, eine Weltenbummlerin. Gemeinsam sind wir nach der Saison mit ihrem Van durch Marokko, Portugal, Spanien, Frankreich gereist“, berichtet Melanie. Weitere zwei Monate zog die junge Frau dann allein mit Rucksack durch Südindien und Sri Lanka, beschäftigte sich mit Ayurveda-Lehren. „Mitten durch Slums ging es. Danach wusste ich, dass mich nichts mehr umbläst.“

Trotz aller Erfahrungen schien ihr die Zeit für die Verwirklichung ihres nächsten Traumes, ein eigenes Friseurstudio, noch nicht reif. Sie zog nach Wien – arbeitete in einem exklusiven Friseursalon. Neben der Arbeit mit Kamm, Schere und Fön absolvierte sie die Meister- und die Unternehmerprüfung. Das Konzept für ein eigenes Geschäft stand fest: das auf eigener Erfahrung basierende Verständnis von Schönheit mit fachlichem Know-how verbinden. Es fehlten Geschäftsräume, die sollten in Bregenz sein. Wieder öffnete sich Ende 2024 eine Tür: „Ein Rohbau, der mir Gestaltungsraum gab. Natürlich gab es Bedenken in der Familie, aus Sorge: junge Frau, allein, Bauen, Kredite. Mein Instinkt sagte: ,Mach’s einfach‘.“ Handwerker wurden gefunden und los ging es. Melanies Umfeld unterstützte das Energiebündel bei ihren starkem Willen. Ende Juli eröffnet die Friseurmeisterin mitten in Bregenz ihr Studio. JH0

ZUR PERSON
MELANIE FAISST
GEBOREN 08.09.1997 in Dornbirn
WOHNORT Hittisau
FAMILIENSTAND Single
BERUF Friseurmeisterin, Kosmetikerin, Ernährungsberaterin
HOBBY Natur, Musik, Menschen kennenlernen