Vier getötete Schafe in Thüringerberg – mutmaßlich Wolfsrisse

Drei tote Schafe am Samstagabend entdeckt, eines am Sonntag. Ein Tier schwer verletzt, ein weiteres vermisst.
Thüringerberg Es war ein Horrorabend für die Schaf-Jungzüchterin Franziska Morscher am Samstag auf der Alpe Alpila ob Thüringerberg. “Um 19.30 Uhr kam eine Bekannte zu mir und erzählte mir von einer schrecklichen Entdeckung. Sie fand drei tote Schafe und ein verletztes Tier.” Sofort begab sich die 26-Jährige zum Schauplatz des Geschehens. Es war schon in der Dämmerung, als sie zu den schlimm zugerichteten Tieren stießen. “Es waren Bisse in die Kehle, durch die sie getötet wurden. Das kann wohl nur ein Wolf gewesen sein”, folgert die junge Züchterin. Eines der Schafe fanden sie verletzt vor, ein anderes wurde vermisst. “Ich hoffe, dass wir das verletzte Tier retten können.”

Tierärztin sofort da
Morscher informierte sofort die zuständige Behörde, und noch am Abend machte sich die diensthabende Tierärztin Lisa Feurle-Elsässer auf den Weg in den Walgau, um die Tiere zu untersuchen und Proben zu entnehmen. “Es wurde wirklich sehr schnell reagiert”, lobt Morscher die Verantwortlichen.
Noch nicht vorbei war der Schrecken für Franziska Morscher am nächsten Tag. Am Sonntag, kurz nach Mittag, fand sie ein weiteres, mutmaßlich durch Bisse getötetes Schaf vor. “Es ist wirklich schlimm.”

Herde völlig verstört
Nicht nur der Verlust von vier Tieren sowie das verletzte Schaf haben der Jungzüchterin schwer zugesetzt. “Sämtliche der ursprünglich 39 Schafe sind nun völlig verstört und eingeschüchtert. Sogar auf unseren Hund, mit dem sie sehr vertraut waren, reagieren sie jetzt panisch. Für mich ist das ein weiteres Indiz, dass hier ein Wolf aktiv war”, sagt Morscher.
Morscher findet das Geschehene auch aus einem anderen Grund sehr alarmierend. “Wir hatten unsere Herde eingezäunt und den Zaun elektrisch geladen. Für den Wolf war das aber offensichtlich kein Hindernis.”

Gutachten zu erstellen
Am Sonntag machten sich zwei Experten von der Abteilung Alpwirtschaft des Landes auf den Weg nach Thüringerberg. Einer davon ist der Leiter der Abteilung, Martin Rusch (53). “Wir werden uns die Situation vor Ort genau ansehen und auf Basis des Wolfsmanagementplans allfällige Maßnahmen ausrichten”, sagte Rusch den Vorarlberger Nachrichten. Man wolle schnellstmöglich ein wildbiologisches und landwirtschaftliches Gutachten erstellen. “Die BH wird dann über Maßnahmen zu entscheiden haben.” Unter bestimmten Voraussetzungen könnte das auch eine angeordnete Entnahme eines Wolfes sein.

Klar ist: Vor zwei Wochen wurde ein Wolf bei Schnifis von einer Wildkamera aufgenommen. Auf einer anderen Alpe nahe der Alpilaalpe gab es unbestätigten Meldungen zufolge ebenfalls Vorfälle, die in Zusammenhang mit einem Wolf gebracht werden können.
Franziska Morscher haben die mutmaßlichen Wolfsrisse sehr nachdenklich gemacht. “Ich trage mich mit dem Gedanken, die Schafzucht aufzugeben.”