Ein Leben für die Musik

Eine musikalische Berufslaufbahn einzuschlagen, war für Fritz Jurmann einst nicht geplant.
Dornbirn Die Situation ist ungewohnt für Fritz Jurmann. Üblicherweise stellt er die Fragen. Heute beantwortet er sie. Denn heute gewährt er Einblick in sein Leben, das er der Musik gewidmet hat.
„Ich bin eine Mischung aus einem Wiener Berufsmusiker und einer gut situierten, höheren Tochter aus der Schweiz“, sagt Fritz Jurmann, dessen Leben am 6. März 1942 begonnen hat. Mitten im Zweiten Weltkrieg. In Wien.

In jener Zeit war sein Vater Orchestermitglied, Schrammelmusiker und für die Unterhaltung der deutschen Truppen zuständig. 1944 begannen die Bombenangriffe der Alliierten auf Wien. „Kurz vor Kriegsende zog meine Mutter mit mir in die Schweiz zu meiner Großmutter. Dort waren wir sicher.“ Der Vater musste in Wien bleiben.
1950 wurde die Familie wieder vereint – in Bregenz. Fritz war damals acht Jahre alt und ging in die Volksschule. Die Leidenschaft für Musik hatte ihn jedoch schon im Alter von fünf Jahren gepackt. „Wenn meine Mutter Klavier spielte, hörte ich ihr fasziniert zu. Ich beschloss, das auch zu lernen.“ Er bekam Klavierunterricht, lernte auch Orgel spielen – sein Lieblingsinstrument.

Eine musikalische Berufslaufbahn war vorerst nicht geplant. Nach Ansicht der Eltern sollte Fritz einen „ordentlichen“ Beruf erlernen. „Mein Vater meinte, ich soll Koch werden. Koch! Das war das Letzte, das ich werden wollte!“ Einverstanden war Fritz damit, nach den vier Jahren Realschule in die Handelsschule zu wechseln. „Nach Abschluss der zweiten Klasse erhielt ich eine Stelle bei der Hypobank. Das war nichts für mich. Ich habe dort sehr gelitten.“ Bei der Bank war er nur kurze Zeit beschäftigt, weil der Grundwehrdienst beim Bundesheer anstand. Danach verpflichtete er sich für vier Jahre bei der Militärmusik. Im gleichen Zeitraum leitete er die Tanzkapelle „The Five Cravallos“, die in Bars und auf Bällen auftrat.

So hat Fritz Jurmann doch noch einen musikalischen Berufsweg eingeschlagen und jahrzehntelang die Vorarlberger Musikszene geprägt. Nicht nur als aktiver Musiker, auch als Musikjournalist, Förderer der Vorarlberger Pop- und Jazzszene, Produzent von Hörfunksendungen und 30 TV-Dokumentationen. 35 Jahre war er beim ORF angestellt, ab 1984 bis zur Pensionierung 2003 leitete er die Musikabteilung. Insgesamt 40 Jahre schrieb er als freier Autor Musikkritiken für die VN. Und er erhielt Auszeichnungen. Neben anderen den Berufstitel „Professor“, verliehen 1998. „Meine besondere Liebe galt der ORF-Sendung ‚Sonntagsmelodie‘“, erklärt Fritz Jurmann. „Die wurde jeden Sonntag von 9 bis 10 Uhr ausgestrahlt. Die vielen positiven Hörerreaktionen haben mich berührt.“
Mittlerweile führt Fritz Jurmann ein ruhiges Pensionistenleben mit seiner Frau Ulli im schmucken Einfamilienhaus in Dornbirn. Er arbeitet kaum noch. Konzerte besucht er weiterhin: „Jetzt schreibe ich nicht mehr darüber. Das ist eine ganz andere Art von Genuss.“ Übrigens, die Ulli, betont er, „steht an erster Stelle in meinem Leben. Das war immer so“.

Fritz und Ulli sind seit 55 Jahren verheiratet. Zum ersten Mal begegneten sie sich im Gebäude der Landesregierung: „Ich traf dort den damaligen Kulturabteilungsleiter, Ulli arbeitete in der Staatsbürgerschaftsabteilung. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Sohn Jan wurde 1984 geboren. Und stets waren Hunde treue Begleiter der Familie Jurmann.
Auf sein 83-jähriges Leben blickt der Profimusiker zufrieden zurück. In Bezug auf die Zukunft hat er einen Wunsch. „Ich möchte die Geburt meiner Enkel erleben. Jan trägt aber nichts dazu bei. Bis jetzt jedenfalls nicht“, sagt er, lehnt sich zurück und lacht.