So desaströs ist die Heuchelei mit Pickerln in Vorarlberg wirklich

Wie Vermittler den leichten Weg zur Prüfplakette ohne Vorführung des Kfz ermöglichen. Betrügerische Netzwerke und die Zahl der bisher ermittelten Fälle. Aber es geht noch weiter . . .
Schwarzach Wegen Amtsmissbrauchs wird derzeit am Landesgericht Feldkirch gegen einen Mechaniker prozessiert, der als einer der Hauptdrahtzieher in einem ganzen Netzwerk gilt. Einer betrügerischen Organisation, die Schindluder mit der Pickelvergabe treibt (die VN berichteten).
Sprich, Schrottautos wird ohne Vorführung, jedoch für Entgelt die behördlich notwendige Prüfplakette nach Paragraf 57a für Fahrzeuge aufgeklebt.
Im speziellen Fall handelt es sich um eine Werkstätte im Unterland. Dort herrschte viel Betrieb in vergangener Zeit. Kunden kamen aus ganz Vorarlberg, um hier das begehrte Jahrespickerl zu ergattern. Unter anderem vermittelt von dem derzeit angeklagten Mechaniker. Das Angebot des Netzwerkes lautete: “Gib mir Geld, und du bekommst die Plakette.” Ohne Vorführung oder Begutachtung des Fahrzeugs, aber für ein Salär von zwei- oder dreihundert Euro.
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“Ein Pickerl-Service”
Dem Vorarlberger gerichtlichen Verkehrssachverständigen Christian Wolf sind diese Fälle bekannt. Er findet folgende Worte für diese Methode: “Hier handelt es sich nicht um ein Service mit Pickerl, sondern um ein Pickerl-Service.”
15 bekannte Fälle
Bezüglich des genannten Netzwerkes von Pickerl-Fälschern kam es in Vorarlberg bereits zu 15 bekannten Fällen und elf gerichtlichen Anklagen. Dem Vernehmen nach wird aber noch weiter ermittelt, und zwar hinsichtlich noch nicht ertappter “Ausläufer” der Machenschaften dieser Organisation. Und dies abgesehen von einer nicht abschätzbaren Dunkelziffer.

Noch ein weiteres Netzwerk
Doch das genannte “Pickerl-Service”-Unternehmen im Unterland steht in Vorarlberg nicht allein da. Denn wie die VN aus sicherer Quelle erfuhren, steht im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Feldkirch derzeit noch ein weiteres Netzwerk, welches dieselben Machenschaften treibt. Unter Umständen noch mit einer weit größeren Zahl von diesbezüglichen Amtsmissbräuchen.
Fest steht, dass Polizei und Landesregierung sehr bestrebt sind, dem Schindluder mit der Pickerl-Vergabe ein Ende zu bereiten. Dazu der Sachverständige Wolf: “Die Behörde ist sehr engagiert, die schwarzen Schafe aus dem Verkehr zu ziehen. Denn diese schaden schlussendlich ja auch jenen Werkstättenbetreibern, die die Begutachtung ordentlich machen.”