“Klein, aber fein”: Früher ein Kuhstall, jetzt eine Schutzhütte

VN / 13.08.2025 • 08:43 Uhr
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal, Breithornhütte, Sonntag-Stein
Kathi Bickel bewirtschaftet die Breithornhütte, die in Familienhand ist. Bilder: VN/JUN

Die Breithornhütte auf der Alpe Oberpartnom führt Kathi Bickel seit fünf Jahren.

Sonntag „Klein, aber fein“ – so beschreibt Hüttenwirtin Kathi Bickel die Breithornhütte auf 1680 Metern Seehöhe. Erst seit 2003 wird sie als Schutzhütte betrieben – zuvor war sie ein Kuhstall. Heute können hier bis zu 20 Gäste übernachten. Wanderer erreichen die Hütte, die auf der Alpe Oberpartnom steht, bequem mit den Seilbahnen Sonntag-Stein in unter einer Stunde.

Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Der Weg zur Breithornhütte ist einfach zu begehen.
Sessellift Sonntag-Stein, Großes Walsertal
Immer dem Sessellift nach.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Der Weg hoch zur Bergstation des Sessellifts ist auch ein Viehweg und bei Nässe matschig.

Ich nehme jedoch nicht den direkten Zustieg zur Breithornhütte – die Käsknöpfle sollen ja verdient sein – und wandere zuerst auf den 1924 Meter hohen Glattmar, dessen Gipfel sich oberhalb der Breithornhütte befindet. Dafür zweige ich nicht bei der Wandfluhhütte rechts ab, sondern steige geradeaus den Wiesenhang zum Sessellift empor. Ab dem Sessellift wird es sehr steil, doch die Aussicht vom Gipfelkreuz – sofern man eine hat – entschädigt jede Mühe. Beim Abstieg sieht man bereits den Einkehrschwung: die Breithornhütte. Wieder beim Sessellift angekommen, geht es links die Wiese hinunter, bis man bei der Hütte ankommt.

Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Das Glattmar samt Gipfelkreuz im Blick.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Der letzte Gipfelaufschwung ist nochmal steil, aber es lohnt sich.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Auf dem Glattmar: Leider an dem Tag ohne Aussicht.

Ich werde von Kathi Bickel begrüßt. Sie hat die Breithornhütte vor fünf Jahren von ihren Schwiegereltern, Martha und Hermann Bickel, übernommen. Unterstützt wird sie von ihrem Mann Bernhard Bickel sowie den drei gemeinsamen Töchtern Leonie, Sophia und Milena. Die Familie wohnt in Raggal, wo sie auch eine Landwirtschaft betreibt. Viele Zutaten wie Käse, Wurst, Butter und Milch stammen daher direkt vom eigenen Hof. Die „Spezialitäten des Hauses“ sind für Kathi ganz klar die Käsknöpfle und die „gsottne Grumpara“.

Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Am Gipfel: Von der Bergstation des Sessellifts ist es nicht mehr weit. 30 Minuten sind angegeben.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Die Alpe Oberpartnom.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal
Blick auf das Große Walsertal: Hier geht es den Bergrücken wieder auf gleichem Weg hinunter.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal, Breithornhütte, Sonntag-Stein
Die Breithornhütte (links) ist dem Breithorn (hinten) vorgelagert.

Und während man auf der Terrasse sitzt, hört man ständig das Kuhglockengeläut, denn auf der Alpe Oberpartnom wird sogar noch gesennt. Die Schwiegereltern kümmern sich um das Vieh, melken, zäunen, und Tochter Leonie hilft als Kleinhirtin mit. „Es gibt den ganzen Tag etwas zu tun“, sagt Kathi. Sie steht um 6 Uhr auf, richtet das Frühstück für die Übernachtungsgäste her, bedient tagsüber die Tagesgäste und kümmert sich abends um die Hüttengäste. „So ein Tag kann lang werden“, weiß die Hüttenwirtin.

Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal, Breithornhütte, Sonntag-Stein
Auf der Breithornhütte angekommen. Hier kann man genüsslich verweilen.
Wanderserie, Glattmar, Großes Walsertal, Breithornhütte, Sonntag-Stein
Eine große Terrasse hat die Hütte zu bieten.
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Kathi Bickel serviert eines der Hauptgerichte: Käsknöpfle mit Salat.

Ruhiger und kleiner als große Schutzhütten

Mittlerweile machen auch viele Weitwanderer bei der Breithornhütte Halt. „Das hat zugenommen – der Trend.“ Auch E-Biker steuern die Hütte zunehmend an. Daher gibt es hier inzwischen E-Ladestationen. Am Wochenende ist die Hütte meist ausgebucht, auch unter der Woche ist sie gut besucht. „Die Leute sind fasziniert davon, dass die Hütte kleiner ist als andere“, erzählt Kathi. Hier gehe es ruhiger zu als auf großen Schutzhütten. „Das schätzen die Leute sehr.“ Doch es gebe auch die Kehrseite: „Manche denken, das wäre ein Vier-Sterne-Hotel. Aber im Großen und Ganzen sind alle zufrieden und glücklich, wenn sie hier rausgehen.“

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Auf der Speisekarte stehen regionale Spezialitäten wie “gsottne Grumpara”.
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Da die Breithornhütte gut mit E-Bikes erreichbar ist, gibt es hier auch eine Ladestation und Fahrradwerkzeug.
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Auch innen ist die Hütte gemütlich. Im Winter brennt der Ofen.

Solange die Bahn fährt, hat auch die Hütte während des Sommers geöffnet – also bis Ende Oktober. Es sei eine lange, intensive Saison, in der man viele Menschen und ihre Geschichten kennenlerne. „Im Oktober bin ich dann froh, wenn es langsam dem Ende zugeht. Dann ist man schon müde und ausgepowert“, sagt Kathi. Weiter geht es dann erst wieder im Februar und März, wenn Kathi Skitourengeher und Winterwanderer empfängt.

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Kleinhirtin Leonie hilft in der Hütte und auf der Alpe mit.
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Die Alpe Oberpartnom ist von der Pendelbahn in einer Stunde erreichbar.

Ein Familienbetrieb

Wenn Kathi in der Zwischensaison nicht auf der Hütte ist, führt sie den Hofladen in Raggal. „Die Arbeit geht nicht aus.“ Sie hofft, dass ihre Kinder die Breithornhütte eines Tages übernehmen werden. Es sei schließlich eine familiengeführte Hütte und solle es auch bleiben. „Es ist ein Familienbetrieb. Sonst würde es gar nicht gehen.“ Der Sonnenuntergang auf der Hütte sei immer ein Highlight. „Auch für uns ist es jedes Mal etwas Besonderes – ein schöner Abschluss des Tages.“

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Hinunter geht es auf dem breiten Güterweg.
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Die Wolken stehen leider tief.
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Blick auf Sonntag