Vorarlberg-Milch schließt das Hatler Milchlädele

VN / 13.08.2025 • 12:28 Uhr
Ende August soll das Milchlädele in Dornbirn-Hatlerdorf, sehr zum Unmut vieler Kunden, schließen.
Ende August soll das Milchlädele in Dornbirn-Hatlerdorf, sehr zum Unmut vieler Kunden, schließen. CTh

Schließung in Hatlerdorf sorgt für Bestürzung, Stammkunden starten eine Petition.

Dornbirn Für die kleine Melina bricht an diesem Dienstagmorgen eine Welt zusammen. Die Neunjährige erfährt im Milchlädele in Dornbirn-Hatlerdorf, dass es Ende August geschlossen werden soll. „Oh, nein, dann bekomme ich nicht mehr die leckeren Kässpätzle bei meiner Oma“, sagt sie traurig. Immer wenn sie bei ihr zu Besuch ist, gehen die beiden in den Laden, um gemeinsam die Käsemischung für ihr Leibgericht zu holen.

So wie Melina geht es vielen Kunden. Der persönliche Service, die vertrauten Gesichter hinter der Theke und das Gefühl, nicht einfach nur ein Kunde zu sein – all das soll bald verschwinden. „Das ist ein Drama für meine Familie und mich! Wir bekommen hier so gut wie alles, was wir brauchen, und meine Kinder lieben Milchprodukte – ganz zu schweigen von der familiären Atmosphäre“, sagt Stammkundin Bettina Huber.

Die Nachricht kam mehr als überraschend. Vor knapp einer Woche hatte der Vermieter der Ladenräumlichkeiten, Hans Haltmeyer ein Schreiben von Vorarlberg Milch erhalten. Der Pachtvertrag werde mit Ende Februar gekündigt, der Laden schließe bereits Ende August. Betrieben wird das Geschäft von der Vorarlberg Milch, die vor wenigen Wochen vom niederösterreichischen Konzern NÖM übernommen wurde.

Im Laden, der seit April 2002 besteht, arbeiten zwei Vollzeit- und eine Teilzeitkraft. Für viele ist er mehr als ein Geschäft – er ist Nahversorger, Treffpunkt und ein Stück Heimat. „Wir älteren Leute schätzen diesen Laden sehr, weil wir nicht in die großen Supermärkte müssen, wenn wir nur ein paar Sachen brauchen“, sagt Margit Grabher (77), während sie wie gewohnt Käse für ihren Enkel in Oberösterreich und sein geliebtes Chutney kauft.

Hatler Milchlädele soll schließen: Für den 93-jährigen Josef Schwendinger wäre die Schließung ein großer Verlust.
Für den 93-jährigen Josef Schwendinger wäre die Schließung ein großer Verlust.

Auch der 93-jährige Josef Schwendinger kann sich kaum vorstellen, wie es ohne den Laden werden soll: „Ich wohne gleich in der Nähe. Das war immer ein kurzer, feiner Einkauf, mit so netten Leuten, die immer so hilfsbereit waren.” Landwirt Arnold Schwendinger, der regelmäßig für einen großen Räßkäse vorbeikommt, schüttelt den Kopf: „Auf Feldkirch ins nächste Milchlädele fahre ich auf jeden Fall nicht.“

Milchlädele
Diese Wochedie Unterschriftenliste abgeschickt werden, die Initiatoren hoffen noch auf ein Wunder.

Die Bestürzung hat einige Kunden zum Handeln bewegt. Eine Petition zur Rettung der Filiale liegt seit dieser Woche im Geschäft auf. „Diese Filiale ist weit mehr als nur ein Geschäft. Sie ist ein Ort der Begegnung, des Vertrauens und der gelebten Nachbarschaft“, heißt es darin. Am Dienstagvormittag waren bereits knapp 80 Unterschriften gesammelt, und es kommen sicher noch mehr dazu.  Am Mittwoch soll die Liste an die Geschäftsleitung von NÖM geschickt werden. 

Die Emotionen sind groß, auch weil das Milchlädele eine Lücke füllt, die nach dem Ende des hier ansässigen früheren Spar-Marktes im Ortsteil entstanden war. Damals stellte Hans Haltmeyer die Räume der Vorarlberg Milch zur Pacht zur Verfügung. „Viele Menschen schätzten es, dass nach unserem Einzelhandel weiterhin ein Nahversorgungsgeschäft blieb“, sagt er.

Hatler Milchlädele soll schließen: Seit 23 Jahren gibt es das Milchlädele in Dornbirn-Hatlerdorf und ist ein beliebter Nahversorger für viele Familien und ältere Menschen.
Seit 23 Jahren gibt es das Milchlädele in Dornbirn-Hatlerdorf und ist ein beliebter Nahversorger für viele Familien und ältere Menschen.

Vorarlberg-Milch bestätigt derweil, dass das Lädele zumacht. „Diese Entscheidung wurde nach sorgfältiger Prüfung getroffen und ist Teil einer strategischen Neuausrichtung unseres Unternehmens“, heißt es in einer Stellungnahme der Geschäftsleitung, ohne genauer auf die Gründe einzugehen. Für die drei Mitarbeiterinnen habe man „eine passende Lösung für das bestehende Arbeitsverhältnis gefunden.“ Das V-Milch Lädele in Feldkirch bleibe weiterhin bestehen.

Die Menschen im Hatlerdorf fürchten, dass mit dem Milchlädele nicht nur ein Geschäft verschwindet, sondern ein sozialer Mittelpunkt. Ob die Petition den Konzern umstimmen kann, bleibt offen. cth