Bregenzerwaldstraße, die „ewige Baustelle“

Nach Abschluss der mehrjährigen Sanierung im Bereich Egg-Tuppen wird in Schröcken gewerkt.
Schröcken Die „wirtschaftliche Lebensader“ des Bregenzerwaldes, die von der A 14 via Achraintunnel durch die ganze Talschaft über gut 62 Kilometer bis Warth zur L 198 führt, wird auch heuer ihrem Ruf als „ewige Baustelle“ gerecht: Nach mehrjähriger Sanierung der Tuppenbrücken zwischen Müselbach und Egg wird jetzt rund 35 Kilometer taleinwärts in Schröcken-Unterboden gewerkt.

Abschluss erst 2026
In der langen Bauliste der L 200 eines der kleineren Vorhaben – auch wenn rund 3,7 Millionen Euro investiert und die im heurigen Frühjahr begonnenen Arbeiten erst bis Dezember 2026 abgeschlossen werden. Im Bereich des 550 Meter langen Bauloses zwischen Straßenkilometer 52,30 und 52,85 müssen die Bauarbeiter Rücksicht auf den Verkehr nehmen, der ampelgeregelt einbahnig über die Baustelle geführt wird.

Nadelöhr wird aufgeweitet
Im Zuge der Arbeiten wird der Straßenkörper erneuert und gleichzeitig die vor allem von Buschauffeuren gefürchteten Engstellen aufgeweitet. Umfangreiche Felssicherungen sind dafür notwendig, ebenso neue Stützmauern.
Erst 71 Jahre durchgehend
Die L 200 – früher B 200 – hat eine interessante Geschichte. Durchgehend vom Rheintal bis nach Warth ist sie erst seit 71 Jahren durchgehend befahrbar, denn der letzte Lückenschluss zwischen Nesslegg und der Passhöhe wurde erst Ende 1953 fertiggestellt und 1954 offiziell für den Verkehr freigegeben.

Zuvor hatte sich die Straße nur schrittweise Schröcken „angenähert“. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Abschnitt von Schoppernau bis Hopfreben gebaut, Kriegsgefangene verlängerten die Straße dann bis Schröcken-Oberboden. 1930 begannen die Planungen für den Bau der Tannbergbrücke, die 1935 als dritthöchste Beton-Bogenbrücke Österreichs eröffnet werden konnte. Die Brücke war damals ein Kuriosum: Es kam zu einer Kostenexplosion von rund 280.000 auf etwa 400.000 Schilling, weil während des Baus entschieden wurde, statt 3,50 m breit 5,50 m breit zu bauen.
Ganz anders geplant
Dass es mit dem Lückenschluss so lange dauerte, lag an den ursprünglichen Planungen, die eine völlig andere Trassierung vorsahen. Schon während des Brückenbaus wurden auch Vorarbeiten für die Weiterführung getroffen, u. a. wurde aus dem Schalholz des Baugerüsts die Straßenmeisterei am Körbersee errichtet. Die Straße sollte nämlich von Schröcken über Körbersee und Auenfeld direkt nach Lech geführt werden.

Erst 1950 wurde umdisponiert, die Trasse führte nun über Nesslegg und die Passhöhe nach Warth. Zunächst wurde der bereits bis Nesslegg bestehende Bauhilfsweg ausgebaut, dann der Abschnitt von Nesslegg bis zum Hotel Adler errichtet.
Zug um Zug verkürzt
Damit hatte Vorarlberg seine längste Straße, doch bald begann deren Verkürzung: Himmelriesetunnel in Schoppernau, Umfahrungen von Au, Reuthe-Baien/Hof, Mellau oder Schnepfau begradigten und verkürzten die Straße ebenso wie die Neutrassierung Ende der 1980-er Jahre zwischen Schröcken und Nesslegg. Kaum Einfluss auf die Streckenlänge hatten hingegen der Tunnel in Schröcken und jener im Schnepfauer Wald. Leicht verkürzt hat die L 200 auch die Umfahrung Bersbuch. Die größte Verkürzung brachte der 2009 eröffnete Achraintunnel samt Umlegung der L 200 vom Achrain ins Schwarzachtobel und Neutrassierung vom Kreisverkehr L 190/Autobahnanschluss – 1150 m kürzer wurde die Bregenzerwaldstraße dadurch.
Damit war aber Schluss mit Verkürzungen – die Umfahrung Bühel in Andelsbuch samt kurzem Tunnel machte die L 200 wieder rund 180 Meter länger. Auch von Alberschwende und Egg angestrebte Umfahrungen würden die Straßenlänge leicht verändern. STP
