Wälder Museumsbähnle feiert doppelt

VN / HEUTE • 15:42 Uhr
Die U 25, die 1902 schon den Eröffnungszug von Bregenz nach Bezau zog, macht auch 123 Jahre später zum 40-Jahr-Jubiläum der Museumsbahn noch ganz schön Dampf. PETER STRAUSS
Die U 25, die 1902 schon den Eröffnungszug von Bregenz nach Bezau zog, macht auch 123 Jahre später zum 40-Jahr-Jubiläum der Museumsbahn noch ganz schön Dampf. PETER STRAUSSPETER STRAUSS

Am 20. September steigt zur Bahnkulturpreis-Verleihung auch die 40-Jahr-Party

Bezau “Manchmal treffen auch in schwierigen Zeiten schöne Ereignisse aufeinander: Dass das ‚Wälderbähnle‘ als Museumsbahn sein 40-jähriges Jubiläum feiert, das von einer erfolgreichen Geschichte und einem ebenso erfolgreichen Betrieb geprägt ist, ist eines davon”, schreibt Obmann Oskar Müller in der Einladung zum Doppelfest am 20. September. “Das andere ist die abermalige Anerkennung für die erbrachten Leistungen durch einen weiteren Österreichischen Bahnkulturpreis, der unserer Wälder Museumsbahn zugesprochen wurde. Beides ein Grund zum Feiern”.

Ein Meilenstein in der Geschichte der Museumsbahn: 2013 konnte der Millionste Fahrgast begrüßt werden - inzwischen ist die Passagier-Statistik bei rund 1,6 Millionen Passagiern angelangt.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Museumsbahn: 2013 konnte der millionste Fahrgast begrüßt werden – inzwischen ist die Passagierstatistik bei rund 1,6 Millionen Passagieren angelangt.

Auftakt mit Exklusivfahrt

Das Fest wird – standesgemäß – mit einer Jubiläumsfahrt eingeleitet: Um 17.30 Uhr startet in Schwarzenberg die Sonderfahrt, anschließend wird in der Bezauer Remise die Preisüberreichung gefeiert. Dabei ist die U 25 im Einsatz, jene legendäre Dampflok, die schon 1902 den Eröffnungszug von Bregenz nach Bezau zog.

Wenn das Wetter mitspielt, sind solch spektakuläre Bilder von der Museumsbahn am Ende der Sommersaison durchaus wieder möglich.   
Wenn das Wetter mitspielt, sind solch spektakuläre Bilder von der Museumsbahn am Ende der Sommersaison durchaus wieder möglich.

Die U 25 ist auch Ansatzpunkt für eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des Wälderbähnles – und speziell der Museumsbahn, die in den vergangenen 40 Jahren eine unglaubliche Erfolgsgeschichte wurde und jedes Jahr Zehntausende Fahrgäste aus nah und fern begeistert.

So berichteten die VN vor 40 Jahren über den Startschuss zur Museumsbahn. Gut ein halbes Jahr später wurde der Verein offiziell gegründet. Knapp zwei Jahre später war im September 1987 der erste offizielle Zug auf Schiene.   
So berichteten die VN vor 40 Jahren über den Startschuss zur Museumsbahn. Gut ein halbes Jahr später wurde der Verein offiziell gegründet. Knapp zwei Jahre später war im September 1987 der erste offizielle Zug auf Schiene.

120 Jahre Bähnlegeschichte

Die Vorgeschichte ist hinlänglich bekannt: Erste Überlegungen gab es schon 1864, acht Jahre vor Eröffnung der ersten Vorarlberger Eisenbahnstrecke von Bludenz bis Lindau. Der Bezauer Bezirksförster Heribert Koderle regte eine Pferdeeisenbahn von Bregenz bis Au an, sie sollte die Fahrzeit auf dieser Strecke von fünf bis sechs auf zwei Stunden verkürzen.

Obmann Oskar Müller (r.) und Bähnle-Urgestein Jakob Bobleter sind zuversichtlich, dass sie in den letzten Wochen der bis 11. Oktober dauernden Sommersaison noch viele Fahrkarten verkaufen können.
Obmann Oskar Müller (r.) und Bähnle-Urgestein Jakob Bobleter sind zuversichtlich, dass sie in den letzten Wochen der bis 11. Oktober dauernden Sommersaison noch viele Fahrkarten verkaufen können.

30 Jahre wurde diskutiert und geplant, ehe 1894 der Landtag den Beschluss zum Bau der Bahn fasste. 1900 war offizieller Spatenstich und am 21./22. September 1902 fand in Egg die offizielle Eröffnung statt. Tausende Gäste waren dazu mit Sonderzügen in den Bregenzerwald gekommen.

Ein alter Lkw, mit schwarz lackiertem Sperrholz in eine Lok-Attrappe verwandelt, wurde 1985 auf Hanserich getauft und nahm - illegal - den Betrieb auf der Strecke Bezau - Reuthe auf.   
Ein alter Lkw, mit schwarz lackiertem Sperrholz in eine Lok-Attrappe verwandelt, wurde 1985 auf Hanserich getauft und nahm – illegal – den Betrieb auf der Strecke Bezau – Reuthe auf.

78 Jahre lang fuhr das Wälderbähnle dann durch Höhen und Tiefen, dann kam die Natur den Bestrebungen zur Einstellung zu Hilfe: Im Frühjahr 1980 wurden Brückenfundamente unterspült und der Bahnbetrieb unterbrochen. Mehrere Hangrutschungen kamen hinzu und die Reparaturarbeiten erfolgten nur halbherzig, weil die ÖBB längst die Einstellung der Wälderbahn verfolgte und die Naturereignisse als “Unterstützung” ihrer Absicht nutzte. Am 13. Juli 1980 fuhr der letzte Zug von Bezau nach Bregenz, dann verkehrte die Wälderbahn nur noch von Bregenz bis Kennelbach und von Egg bis Bezau, dazwischen gab es Schienenersatzverkehr, der nach und nach eingestellt wurde.

Nach 2020 (Bild) wird die Museumsbahn heuer bereits zum zweiten Mal mit dem Österreichischen Bahnkulturpreis ausgezeichnet.   
Nach 2020 (Bild) wird die Museumsbahn heuer bereits zum zweiten Mal mit dem Österreichischen Bahnkulturpreis ausgezeichnet.

1981 begannen die ÖBB damit, Waggons und Lokomotiven abzutransportieren, und Ende Oktober 1984 – 120 Jahre nach den ersten Plänen einer Pferdeeisenbahn durch das Achtal – war das Ende der knapp 36 Kilometer langen Wälderbahn symbolisch besiegelt: Am Tag nach der Landtagswahl wurde im Bersbucher Wald mit dem Abbruch des Gleises begonnen.

Aller guten Dinge sind drei - Neben 40-Jahr-Jubiläum und Preisverleihung gibt es auch noch eine private Feier für Betriebsleiter Ernst Cavegn und seine Gisela,die vor 30 Jahren am Freitag, den 13. Oktober, geheiratet haben.
Aller guten Dinge sind drei – neben 40-Jahr-Jubiläum und Preisverleihung gibt es auch noch eine private Feier für Betriebsleiter Ernst Cavegn und seine Gisela, die vor 30 Jahren am Freitag, den 13. Oktober, geheiratet haben.

Gut drei Monate vor dem rechtlichen Ende, denn erst am 29. Jänner 1985 erteilte LSth. Siegfried Gasser den ÖBB “die eisenbahnrechtliche Bewilligung für die dauernde Einstellung des Gesamtverkehrs auf der Strecke Bregenz–Bezau”.

Wie Phönix aus der Asche

Keine drei Monate später waren Bähnlefans um die Pioniere Erich Schäffler und Hans Meusburger bereit für den Neustart: Ende April 1985 wurde die “Hanserich”, ein als Lok-Attrappe gestylter Lkw, getauft und fuhr – illegal – mit dem letzten im Bregenzerwald verbliebenen Waggon die “Jungfernfahrt” der Museumsbahn.

Am 29. November 1985 wurde der Museumsbahnverein gegründet und nach zwei Jahren konnte der reguläre Betrieb aufgenommen werden. STP