Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Streiflicht: Sekundenglück

VN / 30.09.2025 • 16:00 Uhr

 

Es dauert einen Wimpernschlag. Der Wagen rollt weiter, aber im Hinterkopf läuft die Szene noch einmal ab: Wieder biegt das Auto zügig um die Kurve. Erneut löst sich ein Schatten vom Straßenrand. Aber diesmal ein kleines bisschen früher.

Wie in Zeitlupe gleitet erneut der Schlüssel aus der Hosentasche und fällt zu Boden. Die rechte Hand greift danach. Greift ins Leere, kehrt ans Lenkrad zurück. Aber diesmal zu spät. Um einen Wimpernschlag zu spät. Abgelenkt und in Gedanken, so wird es im Polizeibericht stehen. Vielleicht noch mit dem Hinweis, dass der Passant ganz in Schwarz gekleidet war. Aber das macht ihn auch nicht mehr lebendig.

Manchmal wird Dir schlagartig bewusst, wie knapp Du gerade an einem Unglück vorbeigeschrammt bist. Nicht aus Geistesgegenwart. Die war ja vorübergehend auf Tauchstation. Nein, es ist, als hätte irgendwer eine Hand dazwischen gehalten. Früher hießen sie Schutzengel. Ob es sie wirklich gibt? Jedenfalls würde ich gerne mal einen Blick auf ihren Kollektivvertrag werfen. Von wegen Überstunden und so…