Einer, der die Südafrika-Community in Vorarlberg verbindet

VN / 03.10.2025 • 14:33 Uhr
Knell macht sich auf, auf eine Wanderung.
Knell macht sich auf eine Wanderung. Knell

Gregory Knell verbindet in Vorarlberg Menschen mit südafrikanischen Wurzeln.

Frastanz, Dornbirn “Wenn man jemanden aus Südafrika trifft, ist das Lachen sofort lauter”, sagt Gregory Knell. Was den Lebensmittelhändler, den man auch am Dornbirner Wochenmarkt antrifft, antreibt: Menschen miteinander zu verbinden. Seit fast zwei Jahrzehnten bringt er in Vorarlberg Leute zusammen, die ihre Wurzeln in Südafrika haben, und schafft damit einen Raum, in dem Sprache, Erinnerungen und Geschichten weiterleben können.

Verkauf am feldkircher Markt.
Verkauf am Feldkircher Markt.Sophia Rettenbacher

Von Johannesburg ins Ländle

1972 in Johannesburg geboren, wächst Knell in einer Stadt auf, die voller Energie und Gegensätze ist. Er erlebt die Schönheit der Natur, das Zusammenspiel vieler Kulturen, aber auch die Spannungen des Alltags. 2003 verlässt er gemeinsam mit seiner Frau und der ersten Tochter Südafrika. Sicherheit und Zukunftsperspektiven spielen dabei eine große Rolle, und Österreich wird zum Ziel. Über Liechtenstein führt der Weg schließlich nach Vorarlberg, wo die Familie in Frastanz ein neues Zuhause findet.

Gregory Knell bei einem seiner Hobbys, dem Rad fahren.
Gregory Knell bei einem seiner Hobbys, dem Radfahren. Sophia Rettenbacher

Beruflicher Weg

Knell bringt Erfahrung aus der Logistik mit, arbeitet in Vorarlberg zunächst in verschiedenen Firmen. Doch er merkt rasch: “Ich brauche den direkten Kontakt zu Menschen, nicht nur Bildschirme und Zahlen.” Schon als Jugendlicher hat er in Südafrika auf Märkten gestanden, Produkte verkauft und den Austausch genossen. So beginnt er auch hier wieder mit Marktständen, zunächst mit südafrikanischen Spezialitäten, die es sonst in der Umgebung kaum gibt. “Viele sind stehen geblieben, weil sie neugierig waren. Manche kamen einfach, um über Südafrika zu reden.” Diese Gespräche machen ihn schnell bekannt und zeigen ihm, wie groß das Bedürfnis nach Austausch tatsächlich ist. Später spezialisiert er sich mit Kuh-Ruh-Tofu auf vegane Produkte, eine bewusste Entscheidung, die auch mit seiner persönlichen Überzeugung zusammenhängt.

Gregory Knell bei seiner Ernte.
Gregory Knell bei seiner Ernte.

Erste Begegnungen

Parallel dazu wächst langsam die Idee einer Community. Auf Märkten, bei Begegnungen oder über Bekannte trifft Knell immer wieder auf Menschen aus Südafrika, die im Ländle leben. Gespräche entstehen, die sofort Vertrautheit wecken, gemeinsame Erinnerungen an das Klima, an Landschaften, an Traditionen. Aus spontanen Treffen entwickelt sich nach und nach eine feste Gewohnheit. Mal sind es 40 Menschen, die bei einem Grillabend zusammenkommen, manchmal nur eine Handvoll.

Knells Marktstand am Marktplatz.
Knells Marktstand am Dornbirner Marktplatz.Sophia Rettenbacher

Die Treffen sind vielfältig: Wanderungen, Restaurantbesuche, ein Abend mit Musik oder dem traditionellen Grillfest. Jede und jeder bringt etwas mit, und am Ende entsteht dieses besondere Gefühl von Zusammenhalt. Gespräche drehen sich um Familien in Südafrika, um Kindheitserlebnisse oder die Frage, ob man jemals zurückkehren möchte. Dabei geht es nicht nur um Nostalgie, oft entstehen Freundschaften, manchmal auch berufliche Chancen, erzählt Knell.

Ein paar seiner Spezialitäten.
Gregory Knell bietet eine Vielfalt an Produkten am Marktplatz an.

Offenheit statt Abgrenzung

Allerdings versteht Knell die Treffen nicht als geschlossene Runde. Manchmal kommen auch Vorarlbergerinnen und Vorarlberger dazu, die durch Reisen, Handel oder Verwandtschaft mit Südafrika verbunden sind. Für ihn zählt vor allem eines: Offenheit. Niemand muss Mitglied sein, niemand Beiträge zahlen. Wer Lust hat, kommt. “So bleibt es unkompliziert und lebendig”, sagt Gregory Knell.

Blick in die Zukunft

Knells Wunsch für die Zukunft ist schlicht, dass die Treffen weitergehen, so unkompliziert wie bisher. Kein Verein, keine Regeln, sondern Freude am Miteinander. “Wenn wir in zwanzig Jahren immer noch gemeinsam lachen und grillen, wäre das perfekt”, sagt der 53-Jährige. Für ihn ist die Community ein Ort, an dem südafrikanische Wurzeln und Vorarlberger Alltag zusammenfinden. SOR

Zur Person

Name Gregory Knell

Alter 53 Jahre

Wohnort Frastanz

Familie verheiratet, drei Kinder