„Es gibt immer einen Weg”

Kaum 14 Jahre alt, war Sophia Hellbock in der Schule Schikanen und Häme ausgesetzt.
Dornbirn Mobbing in der Schule ist für viele Kinder und Jugendliche alltägliche Realität. Was für Außenstehende oft als “normale” Streitigkeiten erscheinen mag, ist für die Betroffenen eine traumatische Erfahrung mit oft schweren psychischen Folgen. Auch Suizide sind nicht selten. Bei Sophia Hellbock (16) löste die ständige Angst vor dem nächsten Angriff Panikattacken aus. Ein Zustand, der sie in vielen Lebensbereichen eingeschränkt hat.

Es begann in der dritten Klasse Mittelschule: „Ich war eine gute Schülerin, aber ich war nicht cool.“ Klassenkameradinnen mobbten sie deshalb. Sophia beschwerte sich bei ihren Lehrpersonen. Ohne Erfolg.
Erfolglose Beschwerden
Das Mädchen zog sich mehr und mehr zurück. Und ging eines Tages gar nicht mehr zur Schule. Dort war sie nur noch anwesend, um Schularbeiten zu schreiben. „Den Lernstoff habe ich mir selbst beigebracht. Daheim.“ Trotzdem schloss Sophia die Mittelschule erfolgreich ab.

Irgendwann waren sie da, die Panikattacken. „Herzrasen, Blockade im Kopf, Angst“, zählt Sophia die Symptome auf, die ihren Alltag zur Qual machten. Mittlerweile an der Handelsschule, wurde sie jeden Morgen auf dem Weg dorthin von Panikattacken überfallen. „Ich kehrte um und ging heim. Ich hatte Angst, auch in dieser Schule gemobbt zu werden.“ Insgesamt verbrachte Sophia fast zwei Jahre zuhause in ihrem Zimmer. Als ihr bewusst wurde, dass sie niemals alleine aus dem tiefen Loch herauskommen kann, suchte sie Hilfe, ging in Begleitung ihrer Eltern zum ifs. „Ich wollte wieder die starke Sophia werden, die ich früher einmal war.“

Über die ifs-FLEX (Flexible intensivpädagogische Betreuung) erhielt Sophia psychotherapeutische Begleitung. „Die Therapeutin meinte, es sei nicht gut, die ganze Zeit zu Hause zu sein. In die Schule zurückzukehren, war aber keine Option für mich. Sie vermittelte mich zu Integra, und ich fing bei VOPS an.“ (VOPS ist die Vorstufe des Integra-Projekts AusbildungsFit für junge Menschen bis 25.) Das war im September letzten Jahres. Bereits Ende Oktober wechselte Sophia ins Programm AusbildungsFIT. Ein Team aus Trainern und Coaches unterstützt dort Jugendliche und junge Erwachsene dabei, Basiskompetenzen im vorgesehenen Beruf zu erarbeiten. Sophia schnupperte zunächst einmal in verschiedenen Betrieben, unter anderem in einer Drogerie, in einem Schmuckgeschäft, in einer Sportbekleidungsfirma. Zurzeit ist die 16-Jährige in der Kantine vom Spielboden Dornbirn beschäftigt. Dort erwirbt sie Grundkenntnisse in der Gastronomie, lernt Kochen, servieren, Gäste betreuen. „Das interessiert mich, vor allem die Service-Tätigkeit“, sagt sie, aber festgelegt hat sie sich noch nicht. „Vielleicht werde ich Motorradmechanikerin. Oder Lackiertechnikerin.“ Auf Motorradmechanik steht Sophia, weil sie selbst ein Moped fährt und plant, sich später ein Motorrad zuzulegen. „Ich möchte lernen, meine Maschinen selbst zu reparieren.“ Eine Entscheidung zu treffen und dann eine entsprechende Lehrstelle zu finden, ist ihr nächstes Ziel.

Nie aufgeben!
Sophia hat es geschafft. Sie hat wieder das Selbstvertrauen der starken Sophia, die sie früher einmal war. „Jetzt kann ich mich auf Wichtiges konzentrieren: auf meine Familie, meine Freunde, eine Lehrstelle und natürlich auf meinen Freund.“ Mit dem jungen Automechaniker ist sie seit mehr als einem halben Jahr zusammen. „Er ist immer für mich da.“ Ihre Botschaft an andere junge Menschen, die eine schwierige Phase durchleben, ist deutlich: „Gebt nie auf! Nehmt Hilfe in Anspruch. Es gibt immer einen Weg. Und noch etwas: Seid stolz auf euch! Jeder Mensch ist besonders.“
Zur Person
SOPHIA HELLBOCK
GEBOREN 26. Dezember 2008
WOHNORT Dornbirn
HOBBYS Moped fahren, zeichnen, mit Freund/innen Zeit verbringen.
FAMILIE Eltern, eine jüngere Schwester, in einer Partnerschaft
