Streiflicht: Kaltfront auf zwei Beinen
Für ihn haben weise Menschen das Wort „Zwiderwurzen“ erfunden. Seine aschfahle Gesichtsfarbe absorbiert das Sonnenlicht. Um ihn herum ist es immer ein, zwei Grad kälter. Miesepetrig schleicht er durch die Tage. Dienstpläne werden ängstlich nach seinem Namen abgetastet. Wer zählt heute zum Team? Oh, nein! Die Kollegenschaft wechselt die Gangseite, um Begegnungen zu vermeiden. Selbst, wenn er keine boshaften Nadelstiche setzt, sprüht sein Blick vor Verachtung.
Es gibt solche Menschen. Viele haben so ein Exemplar im Bekanntenkreis, manche sogar in der Verwandtschaft. Am besten geht man ihnen aus dem Weg. Der Volksmund rät ihnen grinsend zur Autoaggression und hat dafür das passende Bild: Sich selbst in den Hintern beißen. Das wäre doch prima, dann blieben wenigstens die anderen verschont.
Der Volksmund ist mit Urteilen schnell zur Hand, tut sich aber mit Hinterfragen schrecklich schwer. Selbst der misslaunigste Charakter handelt nicht aus Jux und Tollerei so, sondern hat handfeste Gründe. Oft sind es traurige, abgründig traurige Gründe. Nach dem Warum zu fragen, könnte neue Perspektiven eröffnen.
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