Herzschlag im Takt der Hufe

Caroline Mager (45) kämpft sich nach seltener Herzerkrankung ins Leben zurück.
Hard Caroline Mager liebt das Leben. Und sie liebt Pferde. Schon seit ihrer Kindheit hegt sie eine große Leidenschaft für die anmutigen Tiere. Ihr Alltag scheint lange Zeit perfekt: Sie ist glücklich verheiratet, Mutter von zwei Söhnen und kümmert sich mit Freude um mehrere Pferde. Doch vor acht Jahren wird ihr Leben von einem Moment auf den anderen aus der Bahn geworfen. Nach einem Unwohlsein sucht sie einen Arzt auf. Die Diagnose folgt schnell: Ihr Herz schlägt nur noch wenige Male pro Minute. Sie wird umgehend auf die Intensivstation verlegt. Die Ursache: ARVC, ein seltener und unheilbarer Gendefekt, der verhindert, dass sich neue Herzmuskulatur bildet. Von nun an darf sie keinen Sport mehr treiben, ein zu hoher Puls wäre für sie lebensgefährlich. Ein implantierter Herzschrittmacher und Defibrillator sind seitdem ihre Begleiter.

Ein tiefer Einschnitt
“Ich fiel in ein tiefes Loch. Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte große Angst zu sterben”, berichtet Caroline Mager, heute 45 Jahre alt. Besonders die Sorge um ihre damaligen neun- und zwölfjährigen Kinder quält sie. “Meine Kinder weinten sich oft in den Schlaf. Mein jüngster Sohn fragte mich immer wieder, ob ich im Himmel anders aussehen werde und wie er mich dann erkennt”, erinnert sie sich. Die Familie durchlebt Monate voller Ungewissheit und Trauer. Nach langen Krankenhausaufenthalten ist Caroline auf Hilfe angewiesen, darf weder heben noch Auto fahren. Freunde und Eltern aus dem Umfeld organisieren sich, um die Kinder zu betreuen. Ihr Ehemann steht ihr in dieser schweren Zeit stets zur Seite. “Er ist mein Fels in der Brandung.” Doch neben der Angst um ihr Leben muss Caroline auch auf das verzichten, was ihr so viel bedeutet: das Reiten. “Alle Pferde wurden verkauft, nur das Fohlen ‚Felina‘ blieb, darauf bestand mein Mann, nicht wissend, welche Vorahnung er dabei hatte.”

Zurück ins Leben mit Unterstützung und Mut
Neben der Unterstützung ihrer Familie helfen ihr auch Ärzte und eine Psychologin, die ihr zu einer Maltherapie rät. “Ich malte nur Pferde, das tat mir gut”, erzählt sie. Schließlich ermutigt sie eine Freundin, wieder auf Felina zu reiten. Die Ärzte stimmen dem Versuch zu, jedoch unter strenger Überwachung ihres Herzschrittmachers. “Ich sagte zu Felina: Pass gut auf mich auf, ich darf nicht herunterfallen.” Der Versuch gelingt: Ihr Herz bleibt ruhig, Caroline schöpft neue Lebensfreude. Schritt für Schritt gewinnt sie Vertrauen zurück, zu sich selbst und ihrem Pferd. Die Verbindung zwischen beiden ist außergewöhnlich. “Die seelische Heilung fand über mein Pferd Felina statt. Wir sind eine Einheit.”

Neue Ziele und ein starker Wille
Caroline weiß heute noch klarer, was sie im Leben will. Vor der Erkrankung nahm sie schon an Dressurturnieren teil. Nach einigen Hindernissen trat sie dann im September dieses Jahres bei den Landesmeisterschaften im Dressurreiten an und stand auf dem Siegerpodest. “Wenn das Leben zu Ende geht, muss man es genau zwei Personen recht gemacht haben: seinem achtjährigen Ich und seinem 80-jährigen Ich”, sagt Caroline Mager heute. Sie weiß, dass ihr achtjähriges Ich sehr stolz auf sie wäre. “Ich habe ein zauberhaftes Herz und weiß, dass man im Leben nicht immer Leistung bringen muss.” Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Mut machen, nicht aufzugeben. “Es gibt immer einen Weg aus einer schweren Krise. Man muss ihn nur finden.” Durch ihre unheilbare Herzerkrankung lebt sie die Momente nun viel bewusster und bereichert dadurch ihr Leben.
Zur Person
Caroline Mager
Geburtstag 21.8.1980
Wohnort Hard
Hobbys meine Pferde und Reiten
Lebensmotto “Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.”
