Mutter biss und schlug ihre Tochter mit Gehstock

VN / HEUTE • 11:56 Uhr
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eckertVater und Mutter des Opfers bei der Verhandlung vor Richter Alexander Wehinger.

18-jährige Somalierin behauptet, von ihren Eltern zu einer Heirat gezwungen worden zu sein.

Feldkirch Die Anklage beim Prozess am Landesgericht Feldkirch gegen die Eltern lautet auf versuchte Nötigung und Körperverletzung ihrer Tochter, einer 18-jährigen Somalierin. Der Vater der jungen Frau ist seit über zehn Jahren in Österreich, beide Angeklagte haben einen Job und leben mit ihren Kindern in Vorarlberg. Nun erstatte ihre Tochter Anzeige. Ihre Eltern würden versuchen, sie an einen fast doppelt so alten Landsmann zu verkuppeln, behauptet sie. Im vergangenen August kam es zu einem Streit in der gemeinsamen Wohnung. Dabei biss die 48-jährige Mutter ihre Tochter und schlug sie sowohl mit einem Gehstock als auch mit dem Handy. Den Hintergrund schildern beide Seiten vor Gericht unterschiedlich.

Verletzungen zugestanden

Das Mädchen trug leichtere Verletzungen von dem Angriff davon. Sie behauptet, es sei zum Streit gekommen, weil sie sich weigerte, den vorgeschlagenen Bräutigam zu heiraten. Die Mutter sagt, dass ihre Tochter krank war und permanent telefonierte, statt – so wie es der Arzt angeordnet hatte – sich auszuruhen. Deshalb, so die Mutter, sei es zu dem Streit gekommen. Dass sie dabei ausgerastet und ihre Tochter verletzt hat, gibt sie zu.

Zu viele Widersprüche

Was die vorgeworfene Zwangsheirat betrifft, gibt es allerdings zu viele Widersprüche seitens der Tochter. So stritt sie beispielsweise einen Chatverlauf ab, den es laut Aufzeichnungen aber gab. Richter Alexander Wehinger spricht die Eltern wegen der versuchten Nötigung frei. Die mehrfache Mutter, die bislang noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, wird wegen Körperverletzung mit einem außergerichtlichen Tatausgleich, also einer Diversion, gebüßt. Sie muss 600 Euro bezahlen, dann ist die Sache vom Tisch.