Imagepflege für die Pflege

Text: Marlies Mohr
Sie spricht vom Glück, einen Beruf zu haben, der sie erfüllt und davon, wie dankbar sie ist, diesen Beruf gefunden zu haben.
In wenigen Worten drückt Wiltrud Oberhofer (56) aus, was ihr gerade in diesen Zeiten so wichtig erscheint: dem negativen Image, das der Pflege oft noch anhaftet, Berufsstolz entgegenzusetzen. Die Pflegedienstleiterin im Sozialzentrum Wolfurt tut dies auf sehr augenscheinliche Weise. Sie bat ihre Kolleginnen und Kollegen zu einem Fototermin und ließ das dabei entstandene Bild auf ein Banner mit dem Titel drucken: Wir sind stolz, in der Pflege zu arbeiten. Mittlerweile werben einige dieser freundlichen Botschaften an verschiedenen Plätzen in der Marktgemeinde für einen Beruf, der in Zukunft noch bedeutender wird, und die Idee hat auch schon Nachahmer gefunden, beispielsweise in Au, wo die Belegschaft des Sozialzentrums Haus St. Josef ihren Berufsstolz ebenfalls öffentlich und in gutem Sinne zur Schau stellt.
Ein Konzept überzeugte.
Wiltrud Oberhofer wusste schon mit 14, dass sie Gesundheits- und Krankenpflegerin werden wollte. Die Zeit bis zum Eintritt in die Krankenpflegeschule Bregenz überbrückte sie mit dem Besuch der Handelsschule. „Für den Fall des Falles“, bemerkt Oberhofer mit einem Schmunzeln. Doch sie zog ihren Plan durch. Ihre erste Arbeitsstelle war das Landeskrankenhaus Bregenz. Es folgte die Geburt ihrer beiden Töchter und die Pflege der Mutter, die Wiltrud gemeinsam mit ihrer Schwester bewerkstelligte. Nach sieben Jahren zu Hause stieg sie schließlich wieder in den Beruf ein. Diesmal wurde es die Langzeitpflege. „Im Sozialzentrum Wolfurt haben sie mich sehr schnell in einen Böhm-Kurs geschickt“, erzählt Oberhofer. Zur Erklärung: Das psychobiografische Pflegemodell nach Erwin Böhm fördert ein vertieftes Pflegeverständnis durch die intensive Auseinandersetzung mit der Biographie der Betroffenen. Insgesamt wird die Professionalität und Kreativität der Pflege gefördert, der Umgang mit den alten Menschen dadurch zielgerichteter und differenzierter. Das Konzept überzeugte Wiltrud Oberhofer. Sie blieb, absolvierte die Ausbildung „Mittleres basales Management für Führungskräfte“ und erhielt das Angebot, die Pflegedienstleitung zu übernehmen. „Mein Ziel war das eigentlich nicht“, räumt Oberhofer ein. Die Überlegung, dass dann vielleicht jemand kommt, der das Konzept nicht trägt, brachte jedoch ein Umdenken. Ein weiteres Studium folgte.

In die Zukunft gedacht.
Für Personal und Bewohner etwas bewirken zu können, ist ein Antrieb. Das Verständnis für den Beruf in der Öffentlichkeit zu stärken, ein weiterer. „Wie sollen junge Menschen in die Pflege gehen, wenn sie nur Negatives hören“, fragte sich Wiltrud Oberhofer. Die Antwort kam in Form des bereits erwähnten Banners. Auch Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung gehen auf ihre Initiative zurück. „Alle sehen es als Gewinn“, weiß sie aus Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen. Zudem wurde die Webseite des Sozialzentrums auf Vordermann gebracht. „Es ist auch wichtig, wie man sich nach außen präsentiert“, ließ sich Oberhofer von einer Expertin sagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr aber, für das Personal gute Arbeitszeitlösungen zu finden. Sie fährt gut damit, denn Personalprobleme gibt es aktuell keine. Ihr Credo: Für alles einen Weg offenlassen. Dabei denkt Wiltrud Oberhofer bereits in die Zukunft. Irgendwann soll Wolfurt ein größeres Sozialzentrum bekommen. Dafür will sie schon jetzt die personellen Weichen stellen.
Fotos: Sozialzentrum Wolfurt