Profifußballerin und Rollenmodell fürs Land

Vorarlberg ist weiblich / 07.03.2024 • 15:07 Uhr
Eileen Campbell im vollen Einsatz. Im Vorjahr erhielt sie den „Bruno“ als beste Spielerin der Saison.

Text: Marion Hofer

Die Feldkircherin Eileen Campbell stürmt für den SC Freiburg in der ­Deutschen ­Bundesliga und ist fixer Bestandteil des österreichischen Frauen-Nationalteams. Das Kicken beigebracht hat sie sich bei den ­Burschen.

Noch vor wenigen Jahren wurde Frauen-Fußball in unseren Breitengraden eher belächelt. So auch, als eine gewisse Eileen Campbell im zarten Alter von acht Jahren beim SC Tisis ihre ersten Fußballschuhe schnürte. „Mein älterer Bruder Michael war der Grund, dass ich überhaupt mit dem Kicken angefangen habe“, erinnert sich die heute 23-Jährige an ihre Anfänge zurück. Eigene Mädchenteams gab es damals freilich noch nicht. Also spielte die Feldkircherin einfach bei den Buben mit. Als einziges Mädchen. Für ihre weitere Karriere ein wichtiger Schritt. „Mir ist nahegelegt worden, möglichst lange bei den Jungs zu spielen. Du kannst vieles mitnehmen. Das Spieltempo ist anders. Und als Mädchen muss man sich auch durchsetzen. Ich denke, dass genau das einen stärkt, wenn man täglich dazu angetrieben wird, immer alles zu geben und sich von seiner besten Seite zu zeigen.“ Bis zur Jugendlichen bot sie den Burschen Paroli. Erst mit 15 kickte sie zum ersten Mal bei den Frauen mit. Und das aus einer Verlegenheit heraus. Die U16-Mannschaft beim FC BW Feldkirch hatte zu wenig Spielerinnen.

„Das Geschlecht spielt keine Rolle“.

Im Kopf kreisten aber bereits Gedanken von der großen Fußballwelt. Als der SC Freiburg ein Trainingslager in Lech bestritt, nahm sie an einem Probetraining teil. Die Tochter einer Nordirin und eines Vorarlbergers fühlte sich mit 15 jedoch nicht reif genug, um aus dem beschaulichen Ländle wegzuziehen. Erst acht Jahre später vollzog sie den Schritt in die Deutsche Bundesliga und ist somit nicht nur aktuelle ÖFB-Teamspielerin, sondern auch der erste weibliche Fußballprofi aus dem Ländle. Eileen Campbell ist zum Vorbild für viele junge Mädchen geworden, die von einer ähnlichen Sportkarriere träumen. Deshalb engagiert sie sich auch für die vom Land Vorarlberg ins Leben gerufene Kampagne „Das Geschlecht spielt keine Rolle“, in er es um die Beseitigung von Klischees und den individuellen Rollenwandel geht. „Wir wollen zeigen, dass man seine Träume trotz Hürden verfolgen soll. Ich denke, dass sich die Situation noch weiter verbessern wird und es für die jungen Mädels ganz andere Chancen geben wird. Mir ist wichtig, auf diese Themen hinzuweisen und die Vorbildrolle gut zu verkörpern.“

Auf Englisch angesprochen.

Die junge Frau war aber auch in anderer Hinsicht Vorreiterin. So schloss sie als erste Fußballerin die Akademie in Bregenz ab, absolvierte die Matura an der Mehrerau, arbeitete bis zum November des Vorjahres Vollzeit als Anwaltsgehilfin. Zu einem Zeitpunkt, als Fußball bereits weit mehr als ihr Hobby war und sie für die Spielgemeinschaft Altach/FFC Vorderland in der heimischen Bundesliga erfolgreich auf Torjagd ging – und sogar schon ins österreichische Nationalteam einberufen wurde. Erst ihr Wechsel nach Deutschland ermöglichte ihr, vom Fußballspielen zu leben. „Im Frauenfußball ist es nicht so, dass man ausgesorgt hat, wenn man einmal in der Bundesliga gespielt hat.“ Die Gagen sind mit jenen der Männer nicht vergleichbar. Ihr großes Ziel ist es, einmal in England zu spielen. Mit ihrem britischen Namen hätte sie da vermutlich weniger Probleme, als bei der Bruno-Fußballgala in Österreich, wo sie zur Spielerin der Saison gekürt wurde. Die Moderatorin Gabi Hiller sprach Eileen Campbell auf Englisch an. Vielleicht, weil ihr Vorarlbergerisch in Wien zu exotisch klang.

Foto: Philipp Steurer, Dietmar Stiplovsek, Paul Gruber