Sie gibt die Spielwiese vor

Vorarlberg ist weiblich / 07.03.2024 • 15:04 Uhr
Sie gibt die Spielwiese vor
Bühnenbildnerin und Bildhauerin Caro Stark ist Mitbegründerin des Theaters Unpop.

Text: Christa Dietrich

In ihrem Atelier hantiert sie gelegentlich mit dem Schweißgerät und auf der ­Bühne ließ sie Schau­spielerinnen schon einmal mit dem Bagger auffahren. Bei der Beschäftigung mit Literatur ist der Bühnenbildnerin und ­Bildhauerin Caro Stark ­jedoch nichts zu komplex und feingliedrig.

Das nächste Zeugnis ihrer intensiven Auseinandersetzung mit einem Text, der sich sogar auf ein so schwer fassbares Thema wie die Kryptowelt bezieht, wird „Fairycoin“ sein. Mitte April wird in Bregenz die Uraufführung des Stücks von Natalie Baudy realisiert, Caro Stark entwirft das Bühnenbild und die Kostüme. Ein Dutzend Schauspielerinnen und Schauspieler wirken mit, wenn sich das Theater Kosmos eigens mit dem Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung zusammentut.

Während das Unternehmen Kosmos von Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig seit bald 30 Jahren existiert, wurde das Ensemble Unpop, so die Kurzbezeichnung, erst vor wenigen Jahren von Caro Stark und dem Regisseur Stephan Kasimir gegründet. Man widmete sich zeitgenössischer Literatur und hatte sich am Standort in Dornbirn rasch etabliert.Bühnenbilder mit Licht- und Wasserelementen bis hin zu gefluteten Auftrittspodien bleiben in Erinnerung. Die aus Vorarlberg stammende Schauspielerin Maria Fliri hatte hier große Momente, Felix Römer, der unter anderem an der Schaubühne in Berlin gearbeitet hat, oder Joachim Rathke konnte man engagieren.

Freiräume.

Mit „jedermann (stirbt)“ von Ferdinand Schmalz ging es im Sommer 2021 erstmals ins Freie, das heißt, in den Kulturhauspark, im Jahr darauf spielte man dort „antigone. ein requiem“ von Thomas Köck. Besagter Bagger kam zum Einsatz. Herausforderungen hat Caro Stark nie gescheut, was sie nicht mag, das ist Einengung. „Wenn mein Bühnenbildkonzept aufgeweicht werden soll, dann kann ich sehr hartnäckig sein“, sagt sie. Freiräume sind ihr wichtig. Stark hat an der Kunstuniversität in Linz studiert und eignete sich in der Meisterklasse Metall so viel Wissen an, dass sie zu Beginn ihrer Karriere Wettbewerbe im Bereich Objekt- und Produktgestaltung gewann. Am Landestheater in Linz wurde ihr Interesse an Lichttechnik geweckt, das sie dann auch bei der „Maskenball“-Produktion der Bregenzer Festspiele auf der Seebühne einbringen konnte. Es folgten Arbeiten an mehreren Theatern in Deutschland, aber schließlich war klar, dass sie ihr eigener Boss sein wollte. „Ich bin die, die mit dem Entwurf die Spielwiese vorgibt.“ Stephan Kasimir zählte zu jenen Regisseuren, die ihr freie Hand gaben. In der Geschichte des Bregenzer Theater Kosmos sowie der kleinen Bühne, dem Kosmodrom, sind zahlreiche Kooperationen des Künstlerduos dokumentiert. Und dann kam sowieso Unpop.

Auf sie ist Verlass.

Großes Vertrauen schenkte man Caro Stark zuletzt am Theater Luzern. „Exploration of Energy“ heißt die Produktion der Choreografin Lida Doumouliaka und des Choreografen Jae-Duk Kim. Auf den optischen Beitrag der Vorarlberger Künstlerin war Verlass, die Premiere endete mit Standing Ovations. Wer sie gesehen hat, dem bleibt aber auch die Krimikomödie „Die 39 Stufen“ am Stadttheater Konstanz bestens in Erinnerung. Nur mit zwei Farben, nämlich mit Schwarz und Weiß verdeutlichte sie die vielen Facetten dieses turbulenten Stücks. Dass sie Biederkeit pointiert zu thematisieren versteht, bewies sie mit der bildnerischen Arbeit „Camouflage“ im öffentlichen Raum in Altach. Dieser steht ihr im Sommer in der Landeshauptstadt zur Verfügung. Hier hat sie nicht nur ein Atelier, wo sie sich wieder verstärkt mit Metall beschäftig, das gesamte Ensemble Unpop übersiedelt von Dornbirn nach Bregenz. Ein starker Auftritt steht bevor, denn bewältigen will Caro Stark die „Ursonate“, ein Lautgedicht von Kurt Schwitters.

Sie gibt die Spielwiese vor
Caro Stark ist allem gewachsen, der kleinen Bühne und dem Freilufttheater.

Fotos: Caro Stark, Wolfgang Bruckschwaiger, Klaus Hartinger