„Habe einen Riesenfehler gemacht“

Vorarlberg / 31.10.2012 • 21:15 Uhr
VN-Bericht vom 31. Oktober 2012. Stemers Einschätzung hat sich unter der Last der Beweise geändert.
VN-Bericht vom 31. Oktober 2012. Stemers Einschätzung hat sich unter der Last der Beweise geändert.

Nach Kenntnis über Beweise „erinnert“ sich Siegi Stemer an Sportservice-Handkassa.

Dornbirn. Rückzieher von Sportlandesrat Siegi Stemer (62): Nachdem die VN unwiderlegbare Beweise für Stemers Wissen über eine Schwarzgeldkassa beim Sportservice vor der Anzeige des Geschäftsführers präsentierten, korrigiert der Sportlandesrat seine früheren Aussagen. Stemer spricht von einem „Riesenfehler“, den er begangen habe. Wörtlich sagte er: „Nach Aufarbeitung der Gesprächsunterlagen halte ich fest, dass es eindeutig ein Fehler war, zu behaupten, dass im Gespräch mit Martin Schäffl am 18. Oktober vom Begriff Handkassa gar nicht die Rede war.“ Es sei ihm bewusst, dass die Optik nun schief sei.

Egger poltert

Wie die VN exklusiv berichteten, kam die Rede beim Treffen Stemers mit Schäffl (42) auf Schwarzgeld und Schwarzgeldkassa. Der Landesrat hatte das wiederholt und vehement bestritten, wollte erst tags darauf nach der Überstellung der Kassa durch Schäffl in die Vermögensabteilung von deren Existenz erfahren haben. Doch das Transkript einer Tonbandaufnahme, die Schäffl während des Gesprächs mit Stemer für diesen unbemerkt machte, brachte die Wahrheit ans Tageslicht.

Die jüngsten Entwicklungen in der Sportservice-Affäre haben bei den Oppositionsparteien zu weiteren Reaktionen geführt. FPÖ-Klubobmann Dieter Egger (43) fordert Landeshauptmann Markus Wallner (44) auf, seine Führungsverantwortung wahrzunehmen. „Schwarzgeld in einer Landesgesellschaft, ein Landesrat, der die Unwahrheit sagt und Mitarbeiter, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, als in einem Gespräch mit dem Landesrat ein Tonband mitlaufen zu lassen. Und das Einzige, was der Landeshauptmann tut, ist, seinen Landesrat zu bestärken, endlich die Wahrheit zu sagen – das ist doch nur noch absurd“, wettert Egger.

Appell an die Wähler

Den Landeshauptmann in der Pflicht sieht auch Grünen-Chef Johannes Rauch (53). „Wenn die ÖVP von einem Skandal zum nächsten taumelt, ohne auch nur in einem einzigen Fall Konsequenzen zu ziehen, dann ist endlich der Landeshauptmann als Parteiobmann gefordert“, meint Rauch. „Landesrat Stemer hat die Öffentlichkeit – und in einer eigens in Sachen Sportservice anberaumten Besprechung den grünen Sportsprecher Bernd Bösch glatt belogen. Wenn das der Stil von Landeshauptmann Wallner ist, Vorgänge wie in der Causa Hofer oder jetzt Stemer einfach auszusitzen, dann kann man nur an die Wählerinnen und Wähler appellieren, spätestens am Wahltag 2014 einen Kurswechsel zu erzwingen“, so Rauch weiter.

„Allmachtsrausch“

„Es ist tragisch, was in der ÖVP passiert“, kommentiert SPÖ-Chef Michael Ritsch (44) die Vorgänge. „Winder-Hütte, Landwirtschaftskammer, Gögele, Frühstück, Hofer und jetzt ein lügender Landesrat – wie groß ist der Allmachtsrausch der ÖVP eigentlich? Ich erwarte mir von Wallner, dass er ein Machtwort spricht“, wird Ritsch deutlich. All diese Vorgänge schadeten der Politik, glaubt der SPÖ-Chef. Einig sind sich die Oppositionsführer darin, dass das Sportservice gründlich geprüft werden müsse – vor allem die kolportierten Privatgeschäfte von Mitarbeitern, die unter Ausnützung ihrer Sportservice-Zugehörigkeit Geld in den eigenen Sack gescheffelt haben sollen.

Es ist tragisch, was in der ÖVP passiert.

michael ritsch