Frühstück ist aus dem Spiel

Vorarlberg / 04.11.2012 • 22:30 Uhr
Roland Frühstück scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Kandidatenrennen aus. Foto: Diener
Roland Frühstück scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Kandidatenrennen aus. Foto: Diener

Wer folgt Siegi Stemer als Landesrat nach? „Ich nicht“, sagt Roland Frühstück (54).

Bregenz. Er galt als Top-Favorit mit einem Makel – doch bereits am gestrigen Sonntag nahm sich ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück (54) als potenzieller Nachfolger des zurückgetretenen Sport- und Schullandesrats Siegi Stemer aus dem Rennen. Frühstücks Makel: Seine Alkoholfahrt vom März dieses Jahres. Damals war er mit einem Promille im Blut von der Polizei am Steuer erwischt worden, musste daraufhin seinen Führerschein abgeben. Frühstück stand im Kreuzfeuer der Kritik, wurde vor allem von der Opposition hart kritisiert. „Ich sage Ihnen ehrlich“, meinte Frühstück gestern zu den VN, „ich hätte diesen Job sehr gerne gemacht. Ich denke auch, dass das Anforderungsprofil auf mich sehr gut gepasst hätte. Aber mit dieser Geschichte als Rucksack hätte ich von Beginn weg einen schweren Stand gehabt. Das wäre weder für mich gut noch für die Partei. Ich bedaure das sehr. Aber es ist in der derzeit vorherrschenden Atmosphäre leider so.“

Der Gewerkschafter

In der Diskussion um die Nachfolge des wegen der Schwarzgeldaffäre beim Sportservice zurückgetretenen Langzeit-Landesrats Siegi Stemer (61) gibt es derzeit einige Spekulationen. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Wolfgang Türtscher (56), ÖAAB-Lehrerobmann und Leiter der Volkshochschule in Bregenz. Auf seine Chancen für die Nachfolge Stemers angesprochen, gab sich Türtscher zwar bedeckt – dementieren wollte er einen möglichen Einstieg in die Regierung jedoch nicht. „Derzeit fehlt jede reale Grundlage. Ich weiß, dass ich von einigen Leuten ins Spiel gebracht wurde. Aber der Landeshauptmann hat gesagt, dass er sich alles erst einmal genau anschaut. Während dieses Prozesses wollen wir uns als ÖVP-Funktionäre heraushalten.“ Was gegen Türtscher spricht: Er gilt als Vertreter der Gewerkschafts-Hardliner.

Tennismeisterin und ein Junger

Als mögliche Stemer-Nachfolger gehandelt werden auch die Feldkircher Vizebürgermeisterin Erika Burtscher (55) und der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser (42). Burtscher ist Landtagsabgeordnete und Feldkircher Stadträtin. Ihre Referenzen für die Nachfolge Stemers: Sie war früher selber Lehrerin und sie hat auch eine Affinität zum Sport. Und: Sie würde die Frauenquote in der Regierung heben. Erika Burtscher, die ihre Kindheit und Jugend in Venezuela verbrachte, war einst Jugend-Tennismeisterin im südamerikanischen Land. Burtscher bewies zudem Krisenmanagement­qualitäten als Feldkircher ­Vizebürgermeisterin in der Zeit des Skandals um Bürgermeister Wilfried Berchtold (58).

Als möglicher Überraschungskandidat wird der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser gehandelt. Tinkhauser wäre mit seinen 42 Jahren ein Signal für die Zukunft in einem „Team Wallner“. Er war in seiner früheren Tätigkeit bei der Arbeiterkammer im Bereich Bildung tätig, konzentrierte sich dabei auf die Schnittstelle Jugend/Schule/Arbeitswelt. Was zudem für Tinkhauser sprechen würde: Er ist ein Oberländer und würde die Dominanz der Unterländer auf den Regierungsbänken wenigstens etwas abschwächen. Landeshauptmann Markus Wallner (45) hat gegenüber den VN betont, dass er die Postenbesetzung auch als Weichenstellung für die Zukunft sieht. Das spräche für einen wie Tinkhauser.

Kraft weg aus Aufsichtsrat

Möglicherweise werden anlässlich der ÖVP-Landespräsidiumssitzung bereits heute erste Vorschläge diskutiert. „Ein paar Namen sind im Gespräch mit Regierungskollegen schon gefallen“, so Wallner gestern zu den VN. Aufräumarbeiten will der Landeshauptmann ab heute im Sportservice sehen. Bereits entschieden: Sportamtsleiter Günter Kraft wird aus dem Aufsichtsrat genommen. Fraglich ist, ob er überhaupt Sportamtsleiter bleibt.

Michael Tinkhauser könnte ein Kandidat sein. Foto: VN/Paulitsch
Michael Tinkhauser könnte ein Kandidat sein. Foto: VN/Paulitsch