Sportservice erhitzt Gemüter

Vorarlberg / 07.11.2012 • 21:54 Uhr
Riesiges öffentliches Interesse an der Sitzung. Allein, die ÖVP lehnte den Zugang der Öffentlichkeit ab. Foto: vn/hk
Riesiges öffentliches Interesse an der Sitzung. Allein, die ÖVP lehnte den Zugang der Öffentlichkeit ab. Foto: vn/hk

Opposition gibt sich empört über die Vorgänge im Sportservice. Zweite Sitzung geplant.

Bregenz. Volle drei Stunden ging es gestern im Kontroll­ausschuss des Landtags zum Thema „Sportservice Vorarlberg“ heiß her. Die ehemaligen Sportservice-Führungskräfte Martin Keßler und Martin Schäffl sowie Sportamtsleiter und Sportservice-Aufsichtsratsmitglied Günter Kraft als auch der Leiter der Sportabteilung, Karl Fenkart, stellten sich den Fragen des Gremiums. Als sich dann endlich die Türen öffneten, sprudelte es aus vielen Mündern nur noch so heraus. Die Vertreter der Opposition zeigten sich ob der dargestellten Vorgänge in und rund um die Landes-Sporteinrichtung empört, von ÖVP-Seite war man bemüht, die Sache in einem weniger dramatischen Licht erscheinen zu lassen.

Zahlreiche Vorwürfe

„Die Vorgänge sind Anlass genug für eine weitere Kontrollausschusssitzung, bei der man sich den Bericht der Wirtschaftsprüfer zu Gemüte führen und auch den Bericht des Rechnungshofs anschauen wird“, sprach Grünen-Sprecher Johannes Rauch deutliche Worte. Rauch sprach von Vorgängen, die nicht nur politisch „nicht zu halten“ seien, sondern „vermutlich auch strafrechtlich massive Konsequenzen haben werden. Auch der Aufsichtsrat hat seine Pflichten nicht wahrgenommen.“ So stößt sich der Grünen-Klubchef zum Beispiel an angeblich vom Sportservice verrechnete Leistungen für Sportler, welche diese danach vom Land im Rahmen der Sportförderung refundiert bekamen. Weitere Vorwürfe: Ein Sportservice-Mitarbeiter habe in den Räumlichkeiten des Sportservice einen eigenen Sportartikel-Handel betrieben; Medaillen für den Frauenlauf seien aus der Schwarzkassa bezahlt worden; Martin Keßler habe einen Business-Plan für eine Privatisierung des Sportservice unter seiner Leitung zum Preis von 21.000 Euro aus dem Topf „Breitensportförderung“ bezahlt bekommen. Rauchs Resümee: „Ich bin über das Ausmaß der Vorgänge fassungslos. Hier hat sich ein System etabliert, das die Alleinherrschaft über das gesamte Sportwesen in Vorarlberg inklusive aller Verbände, Funktionäre und Sportler zum Ziel hatte.“

„Bedenkliches Eigenleben“

FPÖ-Klubobmann Dieter Egger sprach von „zahlreichen neuen Fakten, die im Kon­trollausschuss ans Tageslicht gebracht wurden. Jedes für sich würde eine eigene Prüfung rechtfertigen.“ Nicht nur die Handkassa habe für Kopfschütteln im Ausschuss gesorgt. „Der lockere Umgang mit dem gültigen Verbot von Nebenbeschäftigungen tat das fast noch mehr“, so Egger. Der FPÖ-Chef spricht von einem bedenklichen Eigenleben in dieser für den Sport so bedeutenden Einrichtung.

Für SPÖ-Chef Michael Ritsch war nach der Sitzung klar: „Spätestens heute wäre die Rücktrittsforderung an Siegi Stemer erfolgt, hätte er diesen Schritt nicht bereits gesetzt. Er wusste noch viel mehr, als er öffentlich zugegeben hat. Unter dem System ÖVP hat er Sachen genehmigt, wie das halt in Vorarlberg üblich ist.“

ÖVP-Klubsprecher Roland Frühstück verwies auf bereits erfolgte Reaktionen in der Affäre Sportservice. „Ein Landesrat ist zurückgetreten, Martin Keßler und Martin Schäffl ebenfalls, und auch bei Günter Kraft kann ich mir nicht vorstellen, dass er als Sportamtsleiter weiter arbeiten wird können. Aber das Sportservice ist ein großes Projekt, das sehr erfolgreich fürs Land gelaufen ist und hoffentlich weiter läuft.“ Man müsse jetzt einen Neustart machen und das Vertrauen von Sportverbänden und Sportvereinen zurückgewinnen.

Keßler und die andere Welt

Erleichtert zeigte sich nach der Sitzung „Aufdecker“ und Ex-Sportservice-Geschäftsführer Martin Schäffl. „Die turbulente Sitzung hat mich in meiner Vorgangsweise bestätigt. Ich habe das Richtige getan – ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile.“ Martin Keßler räumte zwar die berechtigte „andere Sicht im politischen Sinne“ ein, „aber ich fand mich in dieser politischen Welt heute nicht zurecht. Mir ging es immer um die sportliche Sichtweise und die sportlichen Ziele. Die habe ich stets ohne persönliches Eigeninteresse verfolgt.“

Einmal mehr lehnte die ÖVP den Antrag der Opposition auf Zutritt der Öffentlichkeit zum Ausschuss ab.