„Sind am Anfang eines Weges“

Vorarlberg / 17.12.2012 • 20:21 Uhr
edited by Zsolt
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Bernadette Mennel hält an ihrem Gesamtschul-Projekt fest und will Gymnasien überzeugen.

Sind Sie überrascht von den heftigen Reaktionen auf Ihre Gesamtschul-Pläne?

Mennel: Dass es darüber zu reden und zu diskutieren gibt, habe ich mir schon gedacht. Wenn Sie mich jetzt auf das Gymnasium in Lustenau ansprechen, kann ich sagen: Ich habe dort im Jänner mit der Schulgemeinschaft einen Termin. Ich für mich möchte unverkrampft an dieses Thema herangehen. Ich habe übrigens auch sehr viele positive Rückmeldungen auf meinen Vorstoß bekommen. Man muss mit dem Thema behutsam umgehen.

Behutsam? Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie genau das nicht waren.

Mennel: Aber es ist doch noch überhaupt nichts passiert. Dieses Projekt steht ganz am Anfang. Natürlich muss man den Beteiligten die Verunsicherung nehmen. Und es ging ja vorerst nur darum, über das Forschungsprojekt in einen Dialog zu kommen. Wir stehen am Anfang eines Weges. Und es wäre schon schön, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, sich auf einen Weg zu begeben. Wenn ich zuerst eingehend mit den Betroffenen rede, dann kommt das doch auch heraus. Und dann wären die Reaktionen vielleicht dieselben gewesen.

Haben Sie mit dem BG Lustenau noch überhaupt keinen Kontakt aufgenommen?

Mennel: Doch, das habe ich. Ich habe mit der Personalvertreterin Michaela German gesprochen. Bei diesem Gespräch haben wir den bereits erwähnten Termin mit den Schulpartnern ausgemacht.

Die Gymnasien sind in ihrer Ablehnung nicht geschlossen. Fünf von 14 Direktoren haben die Resolution gegen die Gesamtschule nicht unterschrieben. Freut Sie das?

Mennel: Ich freue mich darüber, dass das Thema offensichtlich eingehend auch im AHS-Bereich diskutiert wird. Es ist dies ein Zeichen dafür, dass man sich mit der Sache intensiv auseinandersetzt. Und wenn man das tut, dann gibt es eben unterschiedliche Positionen. Ich sehe das durchaus positiv und werte das als konstruktive Diskussion. Es ist doch eines klar: Letzten Endes müssen wir alle in der Schule Partner sein. Der Weg dorthin mag ein langer sein. Aber wir müssen ihn gehen. Bestärkt wurde ich in meinem Vorhaben kürzlich auch vom Hirnforscher Manfred Spitzer, der in Vorarlberg einen beeindruckenden Vortrag hielt und unser Forschungsprojekt für gut hält. Ich möchte ihn weiter konsultieren.

Unterstützung hat Ihnen auch Ministerin Claudia Schmied versprochen.

Mennel: Ich werde diese Unterstützung gerne annehmen.

Es soll in Österreich elf AHS geben, welche in der Unterstufe das Mittelschul-Konzept übernommen haben. Wollen Sie sich das nicht einmal anschauen?

Mennel: Ich plane vor allem einmal einen Besuch in Südtirol, wo es einschlägige Modelle gibt. Aber natürlich sind auch AHS-Standorte mit solchen Konzepten wert, angeschaut zu werden.

Wie wollen Sie das Forschungsprojekt jetzt weiter betreiben?

Mennel: Es gibt da jetzt keinen genauen Zeitplan. Wie gesagt, wir stehen ja ganz am Anfang. Es geht zuerst einmal darum, sehr viele Daten zu sammeln und diese zu analysieren. Mit Schulvertretern aber auch externen Experten. Und vor allem geht es darum, alle an einen Tisch zu bekommen.

Ihr Harmoniebe­dürfnis in Ehren, aber können Sie auch Konflikte austragen und gewisse Haltungen auch gegen Widerstand aufrechterhalten?

Mennel: Wenn ich das Gefühl habe, auf dem richtigen Weg zu sein, dann lasse ich mich von diesem nicht so schnell abbringen.