Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Lernunwilliges Bildungsministerium

Vorarlberg / 03.01.2013 • 19:00 Uhr

Beim Blättern in einem jüngst erschienenen Buch, das sich mit einem Vergleich der Verwaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befasst, sind mir einige interessante Statistiken aufgefallen: In der Schweiz werden gerade einmal 11,8 Prozent der Aufwendungen des Staates für die Bildung auf Bundesebene ausgegeben, knapp über 58 Prozent auf Kantonsebene und etwas mehr als 30 Prozent von den Gemeinden.

In Österreich sind es demgegenüber 54,3 Prozent auf Bundesebene, 26,6 Prozent bei den Ländern und etwas mehr als 19 Prozent auf Gemeindeebene. Dazu kommt, dass in der Schweiz 16,8 Prozent der Staatsausgaben für das Bildungswesen aufgewendet werden, in Österreich gerade einmal 10,7 Prozent.

Das Resultat ist eindeutig: Die Schweiz hängt Österreich in den internationalen Leistungsvergleichen im Bildungswesen spielend ab. Das sieht man nicht nur an den PISA-Ergebnissen, sondern auch an den hervorragenden Leistungen der Schweizer Universitäten. Eingespart wird in der Schweiz dafür in der Verwaltung: Während in Österreich 14,1% der Staatsausgaben für die Verwaltung aufgewendet werden, sind es in der Schweiz eben nur 12%. Und auch die sind weitaus stärker als bei uns auf die unteren Ebenen des Staates verteilt.

Obwohl die schlechten internationalen Vergleichswerte unseres Bildungswesens dafür sprechen würden, den Weg zu gehen, den auch andere Staaten gehen, nämlich so viel Autonomie wie möglich nach unten zu verlagern, wollen unsere Zentralstellen den Einfluss des Bundes weiter erhöhen. Soviel Lernunwilligkeit in einem Ministerium, das sich Bildungsministerium nennt, ist eigentlich bemerkenswert.

Eine erfreuliche Nachricht enthalten die Statistiken in dem Buch allerdings auch für Österreich: Die Kosten der staatlichen Leistungen insgesamt sind in Österreich gleich hoch wie in Deutschland und weit niedriger als in den zentralistischen Staaten Schweden, Frankreich und Großbritannien. Unerreichbar gut ist allerdings, wen wundert´s, die Schweiz. Das wäre doch eigentlich ein Beweis, dass Föderalismus kostengünstig und effizient ist.

peter.bussjaeger@vn.vol.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus in Innsbruck.
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