Schulbeispiel für Differenzen

Vorarlberg / 30.01.2013 • 19:52 Uhr
Grünen-Bildungssprecherin Wiesflecker: „Was soll denn noch beforscht werden?“ Foto: vn/steurer
Grünen-Bildungssprecherin Wiesflecker: „Was soll denn noch beforscht werden?“ Foto: vn/steurer

Heftige politische Diskussion im Landtag über Reform von Volks- und Sekundarschulen.

Bregenz. (VN) Die Grünen hatten die aktuelle Stunde mit dem Thema „Volks- und Mittelschulen stärken. Alle Kinder haben ein Recht auf gute Förderung“ bedacht. Bildungssprecherin Katharina Wiesflecker (48) verwies in ihrer Eingangsrede auf die Forderungen von Volks- und Mittelschullehrern nach mehr Ressourcen und einer Modellregion Gemeinsame Schule in ganz Vorarlberg. Für die grüne Bildungssprecherin ist klar: Die Gemeinsame Schule braucht keine Rechtfertigung mehr. „Was brauchen wir noch ein Forschungsprojekt? Was soll beforscht werden? Welche Zahlen liegen noch nicht auf dem Tisch?“, stellte Wiesflecker rhetorische Fragen. Um gleichzeitig Schullandesrätin Bernadette Mennel (53) zu empfehlen, das Modell Südtirol vor Ort zu studieren.

Opposition geschlossen

Unterstützung erhielt Wiesflecker von den anderen Oppositionsparteien. So meinte auch SPÖ-Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger (56): „Zu erforschen gibt es bei diesem Thema gar nichts mehr. Es liegt alles auf dem Tisch.“ In Richtung ÖVP wurde die rote Abgeordnete angriffig: „Sie haben viele Jahre die Gemeinsame Schule schlechtgeredet. Sie tragen eine Mitverantwortung an der Haltung dagegen, so wie es sie am Gymnasium in Lustenau gibt.“ Moderat gab sie sich gegenüber der neuen Schullandesrätin Bernadette Mennel. „Sie haben die bildungspolitische Kurve noch genommen. Sie bekommen Respekt und Unterstützung“, versprach Sprickler-Falschlunger Kooperation.

Silvia Benzer (53), FPÖ-Bildungssprecherin, verlangt von den politisch Verantwortlichen im Land, ihre Verantwortung auch wahrzunehmen. „Die Fluchtargumente zählen nicht“, meinte Benzer zu ÖVP-Verweisen auf ­Bundeskompetenzen. „Ich kann das nicht mehr hören.“ Wie ihre Vorrednerinnen von der Opposition vertrat Benzer die Meinung, dass man in Bezug auf eine Gemeinsame Schule nichts mehr erforschen brauche. Die Volksschuldirektorin mahnte Initiativen ein. „Als Gesamtschule muss dieVolksschule alle Ressourcen bekommen, die sie braucht: mehr Personal, Unterstützungspersonal, mehr Autonomie. All das kann das Land umsetzen. Bei uns werden 30 Prozent aller Kinder nicht regulär eingeschult. Und wir versuchen mit sturen Klasseneinteilungen zu reagieren“, ging Benzer ins Detail. Das Land müsse alle möglichen Spielräume ausschöpfen und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Als Verteidiger von Bernadette Mennel trat Kurt Fischer (48) in Erscheinung. „Geben Sie ihr auch Mut mit auf den Weg. Lassen Sie sie starten. Ich bin froh, dass wir jetzt aufbrechen in so ein Projekt. Wir sind aufgefordert, mutig voranzuschreiten“, appellierte der Lustenauer Bürgermeister. Fischers Analyse des Bildungssystems fiel schonungslos aus. „Wir dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in Bezug auf Chancengerechtigkeit Aufholbedarf haben, erschreckenden Aufholbedarf.“

Studien würden beweisen, dass „wir ein Halbtagssystem haben, in dem ein großer Teil der Leistung im außerschulischen Bereich erbracht wird“, sagte Fischer.

„Brauchen Analyse“

Schullandesrätin Bernadette Mennel ortete bei den geäußerten Bildungszielen „sehr große Übereinstimmung“. Das Forschungsprojekt würde unter Beteiligung aller wichtigen Partner vorbereitet. Dass nichts mehr erforscht werden müsse, sei nicht richtig. „Es sind bestimmte Merkmale und Rahmenbedingungen, die ein Land hat. Darüber brauchen wir eine genaue Analyse.“