Suche nach besserer Schule

Vorarlberg / 04.03.2013 • 20:31 Uhr
Gabriele Böheim-Galehr:„Wir werden die zwei Jahre Zeit für das Forschungsprojekt brauchen.“ Foto: vn/paulitsch
Gabriele Böheim-Galehr:„Wir werden die zwei Jahre Zeit für das Forschungsprojekt brauchen.“ Foto: vn/paulitsch

Fundiert und wissenschaftlich: So soll das Potenzial der Sekundarstufe erforscht werden.

Feldkirch. Sie koordiniert jenes Schulprojekt, welches für die einen der mögliche Schlüssel zu einem neuen Schulzeitalter in Vorarlberg ist, für die anderen schlichtweg überflüssig. Dr. Gabriele Böheim-Galehr (53), Vizerektorin an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und dort für den Bereich Forschung zuständig, sieht sich jedoch ausschließlich der Wissenschaftlichkeit verpflichtet. Sie will in zwei Jahren ein Projekt abliefern, das allen Forschungsstandards gerecht wird und als fundierte „Empfehlung“ für die Weiterentwicklung der Schule für Zehn- bis 14-Jährige dienen kann.

Worin sehen Sie die besondere Herausforderung des Forschungsprojekts „Schule für Zehn- bis 14-Jährige“?

Böheim-Galehr: Die große Herausforderung besteht darin, abseits der emotionalen und politischen Ebene sachliche Analysen zu bieten. Es geht ja um den Auftrag, der da lautet, die Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Schule für Zehn- bis 14-Jährige aufzuzeigen. Ich denke, dass wir gut in das Projekt gestartet sind. Ich sehe mich im Übrigen nicht als Projektleiterin, sondern als Koordinatorin. Wir haben so viele Experten an Bord, dass ich mir die Bezeichnung „Leiterin“ nicht anmaßen möchte.

Wie gehen Sie als Koordinatorin die ganze Sache an?

Böheim-Galehr: Zuerst geht es darum, vier Arbeitsgruppen mit entsprechenden Experten zu besetzen. Diese Arbeitsgruppen setzen sich mit den Themen „Gesellschaftliche Entwicklung und pädagogische Herausforderung“, „Rechtlicher Rahmen“, „Pädagogisches Konzept: Inhalt und Umsetzung“ sowie „Organisation und Lehrerkollegium“ auseinander. Am Ende soll es ein Ergebnis geben, das als Grundlage für einen Schulversuch dienen kann. Aber wir liefern nur Empfehlungen. Was dann passiert, entscheiden andere.

Welche Vertreter von heimischen Schulen konnten Sie für das Projekt gewinnen?

Böheim-Galehr: Es sind neben mehreren anderen Experten auch Lehrer und Direktoren von Vorarlberger Gymnasien und Mittelschulen dabei. Mehr will ich im Moment noch nicht sagen.

Wie groß ist die Bereitschaft zur Mitwirkung im Projekt?

Böheim-Galehr: Alle, die wir bisher um ihre Mitwirkung baten, haben uns zugesagt.

Welche Etappenschritte gibt es bis zum geplanten Abschluss des Projekts?

Böheim-Galehr: Am 5. April wird es die konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppen geben. Anschließend werden sich diese Gruppen intensiv mit ihren Themen auseinandersetzen. Im Herbst 2013 führen wir statistische Erhebungen durch, bei denen es um Bildungserwartungen, Bildungshaltungen und Bildungseinstellungen geht. Diese Erhebungen werden im Jahr 2014 ausgewertet. Im Rahmen von zwei öffentlichen Symposien gibt es Informationen über die Entwicklung des Projekts. Auch die Bildungssprecher im Landtag und andere Gruppen werden über den Fortgang regelmäßig informiert.

Schullandesrätin Bernadette Mennel hat angekündigt, den bekannten Hirnforscher Manfred Spitzer ins Projekt miteinzubinden. Wie wird diese Einbindung aussehen?

Böheim-Galehr: Diesen Kontakt wird Landesrätin Mennel pflegen. Natürlich sind wir froh, wenn wir die Erfahrungen von Dr. Spitzer in Anspruch nehmen können. Ich könnte mir vorstellen, dass er bei den Symposien dabei ist. Aber auch jede andere Art seiner Mitarbeit soll uns recht sein.

Gibt es international ähnliche Projekte, die man zur Entwicklung eines regionalen Schulsystems durchgeführt hat?

Böheim-Galehr: Es gibt sehr gute und fundierte nationale Analysen. In Österreich hat man auf Bundesländer-Ebene so ein Projekt noch nicht gemacht. In Deutschland hingegen ist das Schulsystem von vornherein schon auf Bundesländer zugeschnitten. Allerdings gibt es dort auch viel größere Bundesländer als bei uns.

Sie haben schon das Projekt „Schule im alpinen Raum“ geleitet. Inwiefern helfen Ihnen diese Erfahrungen für das jetzige Projekt?

Böheim-Galehr: Für Dinge wie Ablauf und Koordination profitiere ich natürlich von Erfahrungen aus anderen Projekten. Auch weiß ich, dass es entscheidend ist, in die Fragestellungen mehrere verschiedene Fachleute mit unterschiedlichem Wissen einzubinden. Das tun wir auch bei „Schule der Zehn- bis 14-Jährigen“.

Könnte es ein Ergebnis vielleicht noch vor 2015 geben?

Böheim-Galehr: Nein. Zwei Jahre sind für eine Analyse der gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen in Bezug auf das Schulsystem sowie der Schullandschaft einer Region eine sehr kurze Zeit.

Zur Person

Gabriele Böheim-Galehr

ist promovierte Romanistin und Germanistin. Sie leitete zehn Jahre lang die Verwaltungsakademie im Bildungszentrum Schloss Hofen, danach wechselte sie zur Pädagogischen Hochschule Vorarlberg nach Feldkirch. Dort steht Böheim-Galehr seit sechs Jahren der Abteilung Forschung vor.