So hoch hinaus kann keiner

Vorarlberg / 19.04.2013 • 17:45 Uhr
Bürgermeister Herbert Sparr mit gutem Überblick auf sein Höchst. Foto: vn/hofmeister
Bürgermeister Herbert Sparr mit gutem Überblick auf sein Höchst. Foto: vn/hofmeister

Der neue Höchster Bürgermeister Herbert Sparr setzt auf die Dorfgemeinschaft.

Höchst. Der Kirchturm hat es Herbert Sparr (53) angetan. Kein Wunder: Er ist mit 81 Metern der höchste im Land. Und so sagt der neue Gemeindechef auch gleich: „Sollen wir nicht einmal nach oben gehen? Dort sieht man die Welt aus einer einzigartigen Perspektive.“ Federnden Schrittes steigt der 53-Jährige dann voraus. Auf Mitte des Anstiegs Richtung Himmel hält er inne und bringt in kindlichem Übermut mit kräftigen Seilzügen die Glocke zum Läuten. Ganz oben eröffnen sich tatsächlich grandiose Aussichten. In die Schweiz, zum Bodensee, Richtung Karren. „Ist es nicht herrlich?“ Ja, das ist es.

Alles für die Kinder

Als neuer Bürgermeister der knapp 8000 Seelen zählenden Kommune beschwört Sparr freilich das Gegenteil vom Höhenrausch. Bodenständigkeit ist angesagt. „Ich will mit den Leuten können. Mit allen. Ich will zuhören und alles dafür tun, die bereits vorhandene Gemeinschaft im Dorf weiter zu festigen“, gelobt der karenzierte Landesbeamte. Diesbezüglich hat er große Fußstapfen zu füllen. Sein Vorgänger Werner Schneider hat die Kunst der Kommunikation schließlich auf seine urtypische Weise zelebriert. Doch der Neue sieht sich gut vorbereitet. „Ich war ja zuletzt beim Land in der Abteilung Gesellschaft, Soziales, Integration tätig. Das war sicher eine gute Schule für diesen Job hier.“ Konkret möchte Herbert Sparr gemeinsam mit seinen Höchstern ein gesellschaftliches Netzwerk schaffen, „das allen beste Entfaltungsmöglichkeiten bietet“. Viel spricht er in diesem Zusammenhang von Kindern, von einem „Kinder-Campus“. Er spricht auch von Verantwortung. „Kinder sollen in der Kommune gute Betreuungsmöglichkeiten vorfinden. Aber natürlich losgelöst von elterlicher Verantwortung.“ Wirtschaftlich deutet in der Kommune mit ihren beachtlichen 3800 Arbeitsplätzen nichts auf eine Erschütterung der Stabilität. Die Beschläge-Giganten Blum und Grass sowie eine Menge anderer gesunder Betriebe pumpen viel Geld in die Gemeindekassa. „Das ist natürlich ein gutes Gefühl“, sagt Sparr.

Ja zur Verkehrsentlastung

In anderen Höchster Zukunftsfragen fährt der einfache Familienvater die Schneider-Linie. Dazu gehören ein klares Ja zu einer Verkehrsentlastung der Gemeinde durch eine Straßen-Untertunnelung Richtung Schweiz oder das prinzipielle Streben nach Interessensausgleich zwischen Wirtschaft, Natur und Gesellschaft.

Fit bleiben

In der Gemeindevertretung muss sich Sparr, der weiterhin für die Bürgermusik seine Tuba spielen will, als Bürgermeister erst etablieren. Mit 14 von 27 Mandaten hält seine ÖVP dort nur eine hauchdünne Mehrheit. „Ich will durch gute Arbeit überzeugen. Und sollte sich das bei der nächsten Wahl dann positiv für mich niederschlagen, wäre ich sicher nicht traurig.“

Ganz sicher will der sportlich aussehende 53-Jährige auch weiterhin seit Fitnessprogramm durchziehen. Das ist: Jeden Werktag um sechs Uhr früh aufstehen und seine Nordic-Walking-Kilometer abspulen. Damit er auch weiterhin federnden Schrittes den Kirchturm hinaufgehen kann. Um oben ohne einen Schweißtropfen auf der Stirn anzukommen.

Es ist ein gutes Gefühl, einen so starken wirtschaftlichen Background zu haben.

Herbert Sparr

Zur Person

Herbert Sparr (53)

Der gebürtige Höchster besuchte die Handelsschule Lustenau. Seine berufliche Laufbahn startete er bei Blum; ein Jahr war er an der Bezirkshauptmannschaft Bregenz tätig; 32 Jahre war er dann beim Land Vorarlberg tätig; zuletzt arbeitete er in der Abteilung Gesellschaft, Soziales, Integration. Herbert Sparr ist verheiratet und Vater eines Sohnes.