Wo Hasen hoppeln und der Kibitz sich wohlfühlt

Vorarlberg / 21.06.2013 • 17:50 Uhr
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Das Schweizer Ried ist zu einem Paradies für Störche und Wiesenbrüter geworden.

Lustenau. Der Planet hat die nächtliche Gewitterdusche noch nicht richtig verarbeitet und heizt sich erst allmählich wieder zum Glutofen auf. Angenehme 23 Grad hat es um 8 Uhr in der Früh. Vorhang auf für das pralle Leben im Schweizer Ried, wo die tierischen Bewohner bemerkenswerte Aktivitäten entfalten. Ein Besuch bei den Störchen steht auf dem Programm. Doch der Weg zu den Hochnestern verzögert sich, weil die Natur noch andere faszinierende Schauspiele zu bieten hat, an denen der Betrachter nicht einfach achtlos vorbei kann. Mehrere Hasen hoppeln aufgeweckt durch die vom Regen noch vollgesogenen Wiesen. Bei zwei von ihnen kommen noch andere Bewegungstriebe hoch. Aufseher Reinhard Hellmair (52) lacht das Herz im Leib. „Vor 18 Jahren gab es im Schweizer Ried nur 24 Hasen. Heute sind es 118. Das ist eine für unsere Verhältnisse einzigartige Dichte.“

Nur ein Junges überlebte

Die Störche warten geduldig. Majestätisch thront ein weibliches Prachtexemplar im Hochnest und betrachtet die Natur. Etwas scheu wirkt daneben das Jungtier. „Es ist leider das einzige Junge, das die Unwetter­tage überlebt hat. Insgesamt wurden neun Jungvögel ausgebrütet. Aber die anderen wurden durch die Nässe und die Kälte derart geschwächt, dass sie verendeten“, erzählt Hellmair. Bei aller Trauer um den Verlust: Der Storchenbestand im Ried und im ganzen Rheintal ist nicht gefährdet. 148 Paare brüten mittlerweile in der Region – ein Beleg für den durchschlagenden Erfolg des Storchenprojekts, das vor 15 Jahren als grenzüberschreitende Initiative in Zusammenarbeit mit Schweizer Vogelliebhabern begann.

Während die Störche mittlerweile fast schon zum Landschaftsbild des Schweizer Rieds gehören, tut das der Kiebitz noch nicht. Dabei ist er auf dem Weg zu einer ökologischen Sensation im Naturparadies. „Wir haben jetzt 33 Paare und 37 Junge hier“, strahlt Ornithologe Jürgen Ulmer. Nachsatz: „In anderen Gegenden verzeichnen sie nicht annähernd solche Bruterfolge.“ Dem Dokumentarfilmer Sepp Keller und dem VN-Fotografen Philipp Steurer verhilft Ulmer zu einzigartigen Bildern. Er entdeckt eine Gruppe Kibitze und scheucht sie kurz auf, während die Kameras der beiden am richtigen Ort in Stellung gebracht sind. So gelingen die begehrten Schnappschüsse.

Tolle Kooperation

Als Siedlungsstätte immer mehr angenommen wird auch das eben erst angelegte Biotop mit einer Feuchtwiese und einem einen Meter tiefen Wassergraben. Bekassine, Braunkehlchen, Feldschwirl und der berühmte Wachtelkönig haben es sich dort schon gemütlich gemacht. Aufseher Hellmair kann die in der Umgebung tätigen Schweizer Landwirte gar nicht genug loben. „Sie nehmen Rücksicht auf die Vögel, viele Aktivitäten werden abgesprochen. Wirklich vorbildlich.“ Dass die Wiesenbrüter halbwegs ihre Ruhe haben, dafür sorgt aber auch Hellmair selbst. Er jagt das Raubwild und beobachtet jede Entwicklung. Das Ried ist schließlich auch seine Heimat. Eine Heimat, die er gerne mit möglichst vielen unterschiedlichen Geschöpfen teilt.

Meister Lampe hält kurz inne.
Meister Lampe hält kurz inne.
Ein Graureiher ruht sich in einer Tanne aus. Fotos: VN/steurer
Ein Graureiher ruht sich in einer Tanne aus. Fotos: VN/steurer
Ein Kibitz segelt durch die Lüfte.
Ein Kibitz segelt durch die Lüfte.