„Leibesvisitation“ einer sensiblen Naturoase

Vorarlberg / 26.07.2013 • 19:12 Uhr
Lothar Gunz bringt sein Gerät in Stellung. Gebohrt wird im Ried nach Erkenntnissen über die Bodenschichten. Foto: vn/steurer
Lothar Gunz bringt sein Gerät in Stellung. Gebohrt wird im Ried nach Erkenntnissen über die Bodenschichten. Foto: vn/steurer

Akribisch genau wird das Ried auf „Straßentauglichkeit“ getestet. Ein Lokalaugenschein.

Lustenau. 8 Uhr früh im Schweizer Ried. Morgen-Jogger ziehen gemächlich ihre Runden. Am Wegrand steht etwas im Schatten ein Transporter mit einem Bohrgerät auf der Ladefläche. „Sucht ihr hier Öl?“, fragt eine Spaziergängerin. Um das auffällige Objekt herum stehen Lothar Gunz (48) von der Firma Plankel Bohrungen, einer seiner Mitarbeiter sowie Günter Fritz (43), Bautechniker bei der Asfinag. Die Analyse einer Baugrundbohrung ist angesagt. Eine der wichtigen Untersuchungen im Ried, die als Grundlage für die Entscheidung pro oder kontra Straße durch das Gebiet dienen wird.

30 Meter tief

„Wir haben sowohl Rotationskernbohrungen als auch Rammsondierungen durchgeführt“, erklärt Günter Fritz. Bei den Rotationsbohrungen geht es bis zu 30 Meter tief in den Grund. Dabei wird ein Rohr hinuntergebohrt, das Material heraufholt. Dieses Material gibt Aufschluss über den Aufbau der Bodenschichten. Ein extra eingebautes Messgerät liefert stets aktualisierte Informationen über den Grundwasserspiegel.

Zwischen diesen Kernbohrungen führen die Fachleute auch die sogenannten Rammsondierungen durch. Das heißt: Stahlrohre mit einer Spitze am unteren Ende werden mittels entsprechender Gewichte in den Boden hineingerammt. Der Grad des Widerstandes beim Vordringen durch die Bodenschichten lässt ebenfalls Rückschlüsse auf die Beschaffenheit und die Konsistenz des Grundes zu.

Die Bodenschichten im untersuchten Gebiet sind nicht in denselben Tiefen. Auf der Fläche des untersuchten ­Gebiets kommen sie in unterschiedlichen Lagen vor. Welche Konsequenzen das für einen möglichen Straßenbau hat, wollen und können die Männer nicht sagen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Gerne präsentieren sie an einer anderen Stelle ein weiteres, circa einen Meter aus dem Boden ragendes Rohr, dessen Innenleben auf Grundwasser­spiegel-Messungen spezialisiert ist. Sie preisen dessen Leistungsfähigkeit. „Man muss sich vorstellen“, erläutert Lothar Gunz, „dass man früher von Menschenhand zu bestimmten Zeiten die Grundwasserhöhe messen musste. Dieses Gerät liefert zu jeder Zeit die gewünschten Daten.“ Die Grundwassererhebungen gehören zu jenen Maßnahmen, die zwingend eine gesamte Vegetation­speriode hindurch gemacht werden müssen, um ein abgerundetes Bild zu bekommen.

Das Pfeifengras

Sehr weit gediehen sind die Untersuchungen der im Ried angesiedelten Vögel. „Die Ornithologen werden bald ihren Bericht abliefern“, informiert der Bautechniker. Besonderes Augenmerk wird dabei dem Großen Brachvogel zuerkannt. Er ist eine Art Gradmesser des ökologischen Zustands im Schweizer Ried. „In letzter Zeit hat sich die Population erhöht. Man wird sehen müssen, wie der Brachvogel mit dem Lärm zurechtkommt“, so der Asfinag-Mitarbeiter.

Eine wichtige Untersuchung steht im Herbst an: Die des einzigartigen Pfeifengrases, das für die Vegetation von hoher Bedeutung ist. Bald schon ergeht auch ein Auftrag an eine Firma, die die bautechnischen Besonderheiten beider vorgeschlagener Straßenvarianten (CP und Z) unter die Lupe nehmen wird. Insgesamt 500.000 Euro kosten die vertiefenden Untersuchungen im Ried die Asfinag. Mit einer grund­sätzlichen Entscheidung über die Verfahrenstauglichkeit einer der beiden Alternativen kann frühestens bis Mitte des Jahres 2014 gerechnet werden.

Die Untersuchungen der Pfeifengraswiesen beginnen im Herbst.

Günter Fritz
„Leibesvisitation“ einer sensiblen Naturoase