Nur ein sauberer See ist ein guter See

Vorarlberg / 11.09.2013 • 19:30 Uhr
Nur ein sauberer See ist ein guter See

Den Fischern ist er zu rein. Doch mit dieser Ansicht stehen die
Petrijünger alleine da.

SChwarzach. Die vielen Wassernutzer wollen ihn so, genauso die Touristiker wie auch Biologen, Umweltschützer und Ärzte: einen sauberen, ökologisch intakten Bodensee. Den haben sie auch. Der Bodensee ist heute wieder so sauber wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Eine Tatsache, die auf menschliche Anstrengungen zurückzuführen ist, ebenso wie die massive Verschmutzung zuvor eine Folge menschlicher Sorglosigkeit war. Während die Fischer den mangelnden Nährstoffgehalt des großen Binnengewässers beklagen und dadurch weniger und auch kleinere Fische fangen, jubeln alle anderen. Der See hat nahezu Trinkwasserqualität, 4,5 Millionen Menschen beziehen daraus das lebensspendende Nass. Sie alle können sich einer hervorragenden Versorgung mit dem wertvollen Rohstoff sicher sein.

Fast kippte der See

„Das war nicht immer so“, weiß Lucia Walser (41), Binnengewässer-Forscherin am Vorarlberger Umweltinstitut. Durch die zunehmende Industrialisierung mit einhergehender Zuführung von umweltschädlichen Abwässern geriet der Bodensee in einen bedenklichen Zustand.

„Den Höhepunkt dieser Entwicklung verzeichneten wir Ende der 70er-Jahre“, wirft Walser einen Blick zurück in ökologisch bedenkliche Zeiten. „Damals wäre das Ökosystem des Sees beinahe gekippt“, verdeutlicht die Expertin das Ausmaß der Verschmutzung. Der Phosphatgehalt des Sees betrug vor 30 Jahren nahezu 90 Mi­krogramm pro Liter – ein absoluter Rekordwert. Eklige Algenteppiche bedeckten viele Uferzonen und trübten den Badespaß der Erfrischungsuchenden. Im Vergleich dazu beträgt die Belastung des Wassers durch Phosphor heute nur noch circa 6 Mikrogramm pro Liter.

„Der Bodensee“, sagt Lucia Walser, „weist heute wieder einen Zustand auf, der seiner natürlichen Charakteristik als nährstoffarmes Voralpen-Binnengewässer entspricht. Aus ökologischer Sicht ist das sehr erfreulich.“

Die Wende zum Guten begann in den 80er-Jahren. Nachdem das Ökosystem fast gekippt wäre, wurden mit Millionen-Investitionen im gesamten Einzugsgebiet des Bodensees über 220 Kläranlagen gebaut. Sogar Berufs- und Angelfischer unterstützten die Maßnahmen damals, weil die Algen den Seegrund verfaulten, viel Sauerstoff verzehrten und so dem Fischnachwuchs die Lebensgrundlage entzogen. Das Wasser wurde in der Folge viel reiner.

„Für uns wird ein sauberer Bodensee mehr und mehr Schwerpunkt in der Präsentation des Erlebnisraumes Bregenz“, sieht Bregenz-Touristiker Christof Thoma (39) die Vorzüge eines Bodensees mit klarem Wasser. „Der Bodensee“, sagt Thoma weiter, „ist ein Alleinstellungsmerkmal von Bregenz. Für uns unverzichtbar. Natürlich wäre es uns auch recht, wenn es genug Bodenseefische gibt.“

„Zum Baden unbedenklich“

Aus ärztlicher Sicht kann auch Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher einen ökologisch intakten Bodensee nur begrüßen. „Ein Wasser, das nahezu Trinkqualität besitzt und kaum Keime beinhaltet, ist zum Baden ja völlig unbedenklich. Als Arzt kann man das doch nur gut finden.“ Einig sind sich Wissenschaftler auch in einem Punkt: Ein reiner Bodensee wird mit dem zu erwartenden Klimawandel viel leichter fertig werden als ein mit Schadstoffen belastetes Gewässer.

Der Bodensee macht Ökologen Freude. Foto: VN/Steurer
Der Bodensee macht Ökologen Freude. Foto: VN/Steurer